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Kommentar

Eltern, meckert bitte nicht ständig über Peppa Wutz

Meckern_Kindersendungen

Kaum ein Thema wird unter Eltern so viel diskutiert wie der Fernsehkonsum von Kindern. Noch schlimmer sind nur noch die Streitereien darum, welche Kindersendung nun die pädagogisch wertvollste und welche die nervigste ist. Paw Patrol ist vielen zu bunt, Conni ist einfach nur eine neunmalkluge Besserwisserin und Peppa Wutz und ihre freche Art ist für viele ohnehin der absolute Albtraum. Ich bin davon einfach nur noch genervt und plädiere deswegen: Eltern, lasst das ständige Gemecker über Peppa Wutz!

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Meine Tochter war circa neun Monate, als sie das erste Mal eine Folge Peppa Wutz nach dem Baden schauen durfte. Ich wollte ihre Fingernägel schneiden, ein Kampf damals, also machte ich den Fernseher zur Ablenkung an. Seitdem ist das rosa Schwein fester Bestandteil in ihrem und leider auch in meinem Leben. Denn ja, Peppa ist nervig, die Dialoge der knapp 420 (!!!) Folgen unheimlich anstrengend und die Tatsache, dass Peppa ihren Papa öfter als dumm bezeichnet, finde ich auch nicht gut. Dennoch ist dieses ständige Meckern über Kindersendungen einfach nur unnötig.

Die Heldin aller Zweijährigen: Peppa Wutz und ihr kleiner Bruder Schorsch

Peppa Wutz macht Kinder nicht frech

Denn was viele Eltern immer wieder vergessen: Das rosa Schweinchen ist bei Kindern nur so beliebt, weil Peppas Abenteuer, ihre Freunde Luzie Locke und Luisa Löffel und deren Erfahrungen so nah an der Lebenswelt unserer eigenen Kinder ist. In jeder Folge wird in den fünf Minuten langen Geschichten eine kindliche Situation zum Thema gemacht, die dann näher erklärt wird, ohne die Realität dabei zu vergessen. Mal feiert Peppa ihren Geburtstag, in einer anderen Episode regnet es die ganze Zeit und alle springen am Ende in die Matschpfütze. In manchen Folgen wird eben auch mal gezeigt, wie Peppa sauer ist, mit den Füßen auf den Boden stampft, keine Lust hat ihr Zimmer aufzuräumen oder, dass ihr das selbst gekochte Gericht von Mama nicht schmeckt. Denn das ist der Alltag. Der Alltag von uns allen und von jedem Kind.

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Auch wir wollten als Kinder nicht unsere Zimmer aufräumen. Dabei gab es das rosa Ferkel-Mädchen damals noch gar nicht. Wir sind stattdessen mit Bibi Blocksberg, der Hexe, die nie auf ihre Mutter hörte, mit einem Dino, der seinen eigenen Papa sogar mit einer Bratpfanne haute und mit Pippi Langstrumpf aufgewachsen, die herrlich ungezogen war und nur machte, was sie wollte. Ist aus uns nicht trotzdem etwas geworden? Wir haben doch auch in all den Jahren gelernt, dass wir unsere Wohnung aufräumen müssen, dass Bratpfannen nur zum Kochen gedacht sind und dass das Geld für unsere Miete nicht von einem Seeräuber kommt. Wir wissen jetzt genau, in welchen Situationen wir frech sein dürfen und in welchen wir es besser nicht sind.

Lasst Kinder Kinder sein und sich ihre eigenen Helden aussuchen.

Kinder sind keine Sterotypen

Ich sehe gerade in Peppas nicht stereotypischer Art ihre ganz große Stärke. Mag sein, dass andere Kinderfiguren wie Conni, Bobo oder Titipo sich vielleicht „besser“ benehmen und weniger vorlaut sind. Und natürlich kopieren unsere Kinder unbewusst das Verhalten ihrer Fernsehstars und machen die dort vermittelten Botschaften zu ihrem Weltverständnis. Aber ist es nicht genau das, was wir wollen? Dass unsere Kinder sein können, wie sie wollen? Dass sie zu ihrer Meinung stehen und ihre Gefühle und Emotionen ausleben? Sollte eine 3-Jährige nicht sagen dürfen, wenn ihr etwas nicht schmeckt? Ich denke schon. Kinder sind keine Stereotypen. Das sollte Eltern bewusst sein. Sie sind eben einfach nur Kinder. Deswegen wird ein Kleinkind auch niemals freiwillig sein Zimmer aufräumen oder früher ins Bett gehen. Jedes Kind wird einmal wütend, versucht zu hauen, schreit herum oder benutzt Schimpfwörter. Ganz gleich, ob Peppa Wutz oder eben doch die Hunde von Paw Patrol seine Lieblinge sind oder das Kind gar kein Fernsehen schauen darf.

Im Zweifelsfall den Fernseher einfach ganz auslassen und lieber zusammen spielen:

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Eltern müssen einfach aufhören so „naiv“ zu sein, zu glauben, dass Kinder sich auch ohne Einflüsse von Netflix, Amazon und Co. einmal unkooperativ verhalten, ihre Grenzen testen und ihre Gefühle nicht im Griff haben. Statt also nur zu meckern und ihre Kinder vor dem TV zu parken, um Zeit für sich zu haben, sollten Eltern sich die Zeit nehmen, um nach jeder Folge mit ihren Kindern darüber zu sprechen, was sie da gerade gesehen haben. Dann kann man auch einem 2-Jährigen erklären, dass „dumm“ kein schönes Wort ist und dass weder Mama noch Papa so genannt werden wollen.

Jessica Kühne

Ihr erzieht euer Kind, nicht Conni oder Feuerwehrmann Sam

Aber einer Kunstfigur die Schuld daran zu geben, dass ein Kind frech ist oder Schimpfwörter benutzt, ist einfach nur verrückt. Alle Eltern haben selbst in der Hand, was ihre Kinder sich im Fernsehen anschauen. Sie haben es auch in der Hand, ihren Kindern schon von klein auf beizubringen, zwischen echtem Leben und ausgedachten Fernsehgeschichten zu unterscheiden. Das braucht natürlich Zeit, eine gewisse Reife seitens des Kindes und vor allen Dingen Geduld der Eltern. Konsequenz ist auch hier, wie bei allen Dingen in der Erziehung eines Kindes, das Schlüsselwort.

Zudem sollten wir alle nicht vergessen, welchem Zweck Fernsehen eigentlich dient: Entspannung. Wenn wir uns abends nach der Arbeit einen Film anmachen oder durch die neusten Trash-Formate zappen, tun wir das vor allen Dingen, um abzuschalten und unterhalten zu werden. Das sollte unseren Kindern auch vergönnt sein. Lasst eure Kinder bitte einfach Kinder sein!

Jessica Kühne

Bildquelle: istock/Kristen Prahl