Ich könnte ein Buch mit den Wutanfällen meiner zweijährigen Tochter füllen! Erst letzte Woche, als ich sie mit einer Brezel und herrlich guter Laune aus der Kita abgeholt habe, hat uns ein Satz den kompletten restlichen Nachmittag verdorben! „Wir müssen noch einkaufen gehen“, versetzte die Kleine in einen Ausnahmezustand. Sie warf sich auf den Boden, weinte, schmiss die Brezel in den Dreck und argumentierte meine Kompromissvorschläge immer nur mit einem lautstarken „NEIN“.
„Welcome to the Terrible Two!“ – wir befinden uns mitten in der Trotzphase.
Alles ganz normal!
„Terrible Two“ heißt es übrigens, weil Kinder mit circa 18 Monaten langsam verstehen, dass sie eine eigenständige Person sind. Sie lernen, dass sie einen eigenen Willen haben und Entscheidungen treffen und mit ihrem Handeln Dinge bewirken können. Diese Findungsphase geht bis zum sechsten Lebensjahr. Die meisten Trotzanfälle haben die Kleinen aber im Alter zwischen dem zweiten und dem dritten Geburtstag.
In dieser Zeit wirst du oft kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. Aber lasse dir gesagt sein: Es ist nur ein Phase. Sie geht vorbei. Und diese 17 Tipps helfen dir dabei, die Trotzphase deines Kindes zu überleben:
1. Zeige Verständnis!
Das Schwerste zuerst: Aber du musst wirklich versuchen, dein Kind zu verstehen. Du kannst dir einfach nicht erklären, wieso es jetzt so sauer ist und warum Dinge, die sonst immer ohne Probleme funktionieren, heute einfach nicht klappen. Die Kleinen verstehen es auch nicht. Sie sind einfach nicht Herr ihrer Gefühle. Deswegen ist es wichtig, dass du der Fels in der Brandung bist. Gib ihnen Halt und wenn es nicht anders geht: Nicke einfach und sei für sie da.
2. Nimm es nicht persönlich!
Die schlimmsten Wutanfälle kommen bei uns Zuhause beim Essen. Extra gekochte Gerichte werden dann einfach auf den Boden geworfen, Becher umgeschmissen und die liebevoll in Tiergesichter gelegten Obststücke werden angeschrien. In diesem Moment hilft nur eins: Tief durchatmen, das Essen wieder aufheben und es nicht persönlich nehmen. Kinder verstehen die Mühe nicht, die wir uns mit dem Essen machen. Stattdessen einfach die vom Kind heißgeliebte Leberwurst-Stulle schmieren.
3. Setze Grenzen!
Die Schublade mit den Messern oder das kleine Schränkchen im Bad mit den Medikamenten – sie sind TABU! Deswegen aber umso interessanter für die Kleinen. In diesem Fall musst du dennoch feste Regeln aufstellen und Grenzen setzen. Überlege genau, was dir wichtig ist und was du auf keinen Fall möchtest. Auch wenn es dann wieder Tränen gibt. Konsequent sein ist in diesem Fall das Wichtigste. Und auch das Schwerste! Also halte durch.
4. Rege dich nicht länger als 5 Minuten auf!
Umgeworfene Pflanzen, raus gerissene Buchseiten und das Lieblingsparfüm verteilt auf dem Badezimmerteppich. Kinder sind kleine Zerstörer und wir sind aus gutem Grund manchmal sauer auf sie. Aber sich lange darüber aufzuregen lohnt sich nicht. Erkläre deinem Kind, dass sein Verhalten nicht okay war, bitte um Hilfe beim Aufräumen und lasse es dann gut sein. Alles andere verstehen die Mäuse nicht. Mein Mantra seit ich Mutter bin: „Rege dich nicht länger als fünf Minuten über Dinge auf, die in fünf Jahren egal sind.“
5. Sei geduldig!
Puhh! Leichter gesagt, als getan. Wir Mütter stehen quasi immer unter Strom. Aber Kinder haben ihr eigenes Tempo. Für einen 5-Minuten-Weg brauchen sie gerne mal eine Stunde und beim Anziehen sind 1000 andere Dinge wichtiger, als sich kurz zum Schuhe anziehen hinzusetzen. Machen wir ihnen zu viel Stress, fühlen sie sich überfordert, Trotz und Wut sind vorprogrammiert. Daher versuche so geduldig wie möglich zu sein, plane längere Wege ein und lass dein Kind auch einfach bummeln und die Welt entdecken.
6. Mache Kompromisse!
„Erst gehen wir etwas einkaufen und dann auf den Spielplatz!” Das funktioniert bei mir zum Glück jedes Mal. Wenn dein Kind partout also keine Lust auf etwas hat, locke es mit etwas, bei dem du weißt, dass es dabei Spaß hat. Ein Eis nach dem Arztbesuch, eine Extra-Geschichte nach dem Zähneputzen oder ein Joghurt, wenn das Brot aufgegessen wird – Belohnungen vermeiden, dass der Bock in deinem Kind hervorkommt.
7. Lege deinen Perfektionismus ab!
Mein kinderloses Ich lacht sicher jeden Tag über mich, wenn ich all die Spielsachen aus dem Wohnzimmer wieder ins Kinderzimmer räume. Denn all das Bitten, Erklären und Schimpfen hat nichts gebracht. Meine Tochter spielt immer noch am liebsten in der GANZEN Wohnung. Wenn sie das mal nicht kann, gibt es Gemecker. Also habe ich meine Ansichten und den total fehlplatzierten Perfektionismus einfach abgelegt. Mittlerweile freue ich mich abends sogar ein bisschen, wenn in meinem Bett Maus, Hasi und der Bär warten.
8. Ignoriere die anderen!
Das schlimmste an der Trotzphase ist nicht mal die Trotzphase selbst, sondern die Blicke der Anderen, wenn dein Kind weinend am Boden in der Straßenbahn liegt. Ich weiß: Die meisten schauen mitleidig, weil sie die Situation kennen. Aber es kam eben auch schon vor, dass mir ältere Damen an der Haltestelle erklären wollten, dass ich jetzt schimpfen muss. Mein Kind würde mir sonst mein Leben lang auf dem Kopf herumtanzen. Okay. Danke. Solche Kommentare einfach ignorieren. Versuche in diesen Momenten einfach alles um dich herum zu vergessen und konzentriere dich nur auf den kleinen Wutpilz am Boden.
9. Singe und tanze!
Ohne Witz: Das funktioniert. Egal wie groß das Geschrei ist, wenn ich das Bus-Lied singe, ist die Welt meiner Tochter ganz schnell wieder in Ordnung. Ähnlich gut funktioniert tanzen und kitzeln. Das löst zwar erstmal nicht den Konflikt, aber wenn sie sich beruhigt hat, reden wir noch einmal über die Situation.
10. Nimm dir eine Auszeit und atme durch!
Tipps hin oder her: Es gibt Tage, an denen funktionieren auch die nicht. Dann will das Kind keine Kompromisse, es will nicht singen und schlägt wild um sich, wenn du nur versuchst, es zu kitzeln. An solchen Tagen setze ich meine Tochter dann in ihr Kinderzimmer, mache ihr eine CD an und schließe die Tür. Ich stehe dann für ein paar Minuten kurz im Flur oder hole mir einen Kaffee und atme tief durch. Diese kurze Trennung bewirkt oft schon, dass man wieder mit einem anderen Blick an die Sache herangeht. Dazu klopfe ich an ihre Tür, bevor ich wieder reingehe, was sie meist als Einladung zum Spielen betrachtet und ihren Frust vergessen lässt.
11. Hab immer Snacks dabei!
Ja, ich weiß, das hat nicht viel mit Konsequenz zu tun. Aber so ein Keks hat uns schön öfter mal vor einem riesigen Urknall bewahrt. Gerade in der Öffentlichkeit, wenn es nur um stupide Dinge geht, wie den richtigen Sitzplatz im Bus, lenkt ein Snack zur rechten Zeit die negative Energie der Kleinen in etwas Positives um. Der Sitzplatz ist dann direkt vergessen.
12. Tausche dich mit anderen Mamas aus!
Was der Psychiater für den Hollywood-Star ist, sind andere Mama-Freundinnen für uns Mütter. Es gibt nichts Schöneres, als gemeinsam über die letzten Trotzanfälle zu sprechen, sich auszutauschen oder gemeinsam nach neuen Herangehensweisen zu suchen, die bei den Kleinen den schlimmen Frust vermeiden. Und bei gemeinsamen Play-Dates gibt es höchstens mal ein bisschen Gemecker um die Puppe oder den Teddy.
13. Schrei deinen Frust einfach heraus!
Manche mögen das vielleicht komisch finden, aber mir hilft das sehr. Wenn ein Wutanfall einfach kein Ende findet, nichts helfen will, schreie ich einfach kurz laut auf. Ich schreie nicht das Kind an. Ich gebe viel mehr einen Schrei wie beim Achterbahn fahren von mir. Danach muss ich meist lachen und die Kleine bricht ebenfalls in Gelächter aus.
14. Verliere den Glauben an die Menschheit nicht!
Ja. Jetzt übertreibe ich ein bisschen. Aber wenn sich meine Tochter über eine Stunde darüber aufregt, dass ich das Etikett von ihren neuen Schuhen abgeschnitten oder die abgebrochene Spitze vom Buntstift entsorgt habe, dann verstehe ich die Welt einfach nicht mehr. Wieso ist das wichtig? Wieso regt sie das so auf? Wird sie später immer noch so sein? Und viel wichtiger: Wenn alle Kinder so sind, wie werden aus ihnen mal vernünftige, weitsichtige und verständnisvolle Erwachsene?
15. Diskutiere nicht zu viel!
Bleiben wir beim abgeschnitten Preisschild ihrer neuen Schuhe, denn sie weinte bitterlich deswegen. Ich erklärte ihr, dass man es abschneiden muss, um die Schuhe zu tragen, ich zeigte ihr, dass sie sonst hinfällt und machte deutlich, dass auch all ihre anderen Schuhe kein Schild mehr haben. All meine Versuche: nutzlos. Mache also nicht den gleichen Fehler, wie ich und lasse dich auf keine Diskussionen ein.
16. Freu dich über jeden überstandenen Wutanfall!
Ganz gleich wie nachtragend du bist, wie anstrengend der Wutanfall war und wie viel Zeit und Energie er dich gekostet hat – kläre kurz den Grund und dann lasse es gut sein. Bringe dein Kind nicht in die Situation, sich nochmal damit auseinandersetzen zu müssen. Frage auch nicht zwei Tage später noch einmal nach dem Grund, wenn es vorher keinen nennen konnte. Genieße stattdessen die wunderschöne Zeit, die ihr jetzt habt.
17. Schäm dich nicht, wenn du mal die Nerven verlierst!
So viele Tipps es auch gibt, an manchen Tagen ist unsere Zündschnur einfach zu kurz und wir verlieren die Nerven. Schäme dich deswegen nicht. Du hast dein Kind angeschrien, es für ein paar Minuten weinen lassen? Vollkommen okay. Du darfst nur niemals gewalttätig oder handgreiflich werden. Schüttel die Kleinen nicht und verlasse lieber kurz den Raum, wenn du merkst, dass du wütend wirst.
...
An dieser Stelle noch ein kurzer Hinweis: Ich weiß, alle Kinder sind anders. Alle Mamas sind verschieden. Die folgenden Situationen sind überspitzt dargestellt. Nicht jedes Kind verhält sich so und nicht jede Mutter lässt sich so leicht auf die Palme bringen.
Was sagst du zu den Tipps? Fehlt vielleicht noch etwas wichtiges? Wie reagierst du bei Trotzanfällen deiner Kinder? Bleibst du eher cool oder verlierst du auch mal die Nerven?