Die Patenschaft blickt auf eine lange Tradition zurück: Während Paten früher vor allem für die christliche Erziehung und finanzielle Absicherung ihrer Patenkinder zuständig waren, steht heute eine persönliche Beziehung zwischen Patenkind und Pate im Vordergrund. Was sind eigentlich die Voraussetzungen für eine Patenschaft in der katholischen und evangelischen Kirche? Ist eine Patenschaft auch außerhalb der Kirche möglich? Und: Wie findest Du die richtigen Paten für Dein Kind?
Welche Bedeutung hat die Patenschaft?
Innerhalb der christlichen Kirche hat die Patenschaft eine lange Tradition. Die Taufpaten halten das Kind bei der Taufe und werden als Zeugen des Taufsakraments ins Kirchenbuch eingetragen. Der Begriff Pate leitet sich von dem lateinischen Begriff „pater spirituales“ (Geistlicher Vater) bzw. „patrinus“ (Mit-Vater, althochdeutsch: Gevatter) ab. Traditionell verbindet die Patenschaft Pate und Kind auch im weiteren Leben und erfüllt wichtige soziale Funktionen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein verpflichtete eine Patenschaft den Taufpaten beispielsweise vielerorts dazu, sein Patenkind bei sich aufzunehmen, wenn die Eltern frühzeitig verstarben.
Wie funktioniert die Patenschaft in der katholischen Kirche?
In der katholischen Kirche beginnt die Patenschaft mit der Begleitung des Täuflings bei der Taufzeremonie. Der Taufpate hält den Täufling bei der Taufe und wird als Taufzeuge ins Kirchenbuch eingetragen. Traditionell bringt eine Patenschaft die Aufgabe mit sich, das Patenkind auf seine Rolle in der Gemeinde vorzubereiten und es in Glaubensfragen zu stärken. Bis 1983 galt die Patenschaft kirchenrechtlich sogar als „geistliche Verwandtschaft“, die ein Ehehindernis darstellte. Um eine Patenschaft in der katholischen Kirche übernehmen zu können, sollten die Paten mindestens 16 Jahre, katholisch getauft und gefirmt sowie Mitglied der katholischen Kirche sein. Christen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, können lediglich zu sogenannten Taufzeugen ernannt werden, wobei dann trotzdem mindestens ein zusätzlicher Taufpate nötig ist. Andere Konfessionen sind vollständig von der katholischen Patenschaft ausgeschlossen. Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob die von Dir gewünschte Person, als Pate infrage kommt, wendest Du Dich am besten an den Pfarrer Deiner Gemeinde.
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Wie funktioniert die Patenschaft in der evangelischen Kirche?
In der evangelischen Kirche spielt die Patenschaft eine sehr ähnliche Rolle wie bei den Katholiken. Die Paten sollen für den Täufling beten und ihn dabei unterstützen, ein lebendiges Mitglied der evangelischen Kirche zu werden. Offiziell endet die protestantische Patenschaft mit der Konfirmation des Patenkindes, da die Konfirmation als bewusste Bestätigung der Taufe gilt. Der Sinn der Patenschaft wurde somit erfüllt und das Patenkind ist ein vollwertiges Mitglied der evangelischen Kirche geworden. Wenn der Pate nicht der Gemeinde angehört, in der die Taufe stattfindet, wird ein von der Gemeinde des Paten ausgestellter Patenschein benötigt. Eine weitere Voraussetzung für die Übernahme einer Patenschaft in der evangelischen Kirche ist, dass die Paten einer christlichen Kirche angehören – es reicht jedoch aus, wenn mindestens einer der Paten evangelisch und konfirmiert ist.
Patenschaft ganz ohne Kirche?
Lange Zeit spielte die Kirche eine zentrale Rolle im sozialen, politischen und kulturellen Leben. Heute gibt es viele Eltern, die der Institution Kirche nicht mehr nahe stehen, aber trotzdem nicht auf eine Patenschaft für ihr Kind verzichten wollen. Dabei geht es vor allem darum, Paten zu benennen, die das Kind in seiner menschlichen Entwicklung begleiten und stärken, wichtige Ansprechpartner und schlichtweg besondere Menschen im Leben des Kindes werden. So ist in Deutschland die Bennenung von Paten beispielsweise in freireligiösen Gemeinden und beim Humanistischen Verband zur sogenannten Lebensweihe bzw. Namensfeier nicht unüblich. Selbstverständlich kann die Übernahme einer Patenschaft auch im privaten Rahmen erfolgen und gefeiert werden. Nicht nur christliche Paten, sondern auch Paten anderer Weltanschauungsgemeinschaften können übrigens im Stammbuch der Familie vermerkt werden.
Wie finde ich die richten Paten für mein Kind?
Paten können zu wichtigen Wegbegleitern für Kinder werden und oft bleibt auch im Erwachsenenalter eine besondere Bindung zwischen Pate und Patenkind bestehen. Gerade deshalb sollten werdende Eltern sich gut überlegen, wer die Patenschaft für ihr Kind übernehmen soll. Da es heute weniger um die finanzielle Absicherung geht und auch die Vermittlung des christlichen Glaubens in den Hintergrund getreten ist, stehen bei der Auswahl der Paten vor allem persönliche Aspekte im Vordergrund: Eltern wollen ihren Kindern einen besonders lieben, zuverlässigen und verständnisvollen Wegbegleiter an die Seite stellen und wählen daher meist Menschen, die ihnen sehr nahe stehen oder die sie in verschiedenen Bereichen als vorbildlich betrachten. Während früher fast ausschließlich Familienangehörige eine Patenschaft übernahmen, werden heute oft auch gute Freunde als Paten gewählt. In jedem Fall sollten sich die Eltern sicher sein, dass die Beziehung zu den Taufpaten ihrer Kinder auch in Zukunft bestehen bleiben wird. Außerdem sollte vorher geklärt werden, welche Ansprüche die Eltern an die Patenschaft haben und ob die zukünftigen Paten sich vorstellen können, diese Erwartungen dauerhaft zu erfüllen. Welche Aufgaben zu einer Patenschaft gezählt werden, ist nämlich immer auch von familiären Traditionen und persönlichen Gegebenheiten abhängig. In manchen Fällen beschränkt sich eine Patenschaft auf Geschenke zu besonderen Anlässen wie Taufe und Firmung. Viele Paten bemühen sich aber um eine engere Beziehung zu ihrem Patenkind und legen Wert darauf, ein wichtiger Ansprechpartner für das Kind zu werden und zu bleiben.
Die Patenschaft hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, ist aber nach wie vor eine schöne Tradition. Mit der Wahl der Taufpaten stellen Eltern ihren Kindern besondere Menschen an die Seite, die für sie zu Wegbegleitern und Gesprächspartnern werden sollen. Die Patenschaft für ein Kind zu übernehmen, ist daher nicht nur eine große Verantwortung, sondern immer auch ein Privileg. Bei der Wahl der Paten für Dein Kind solltest Du Menschen in Betracht ziehen, die Dir besonders nahe stehen und deren Vorstellungen einer Patenschaft mit Deinen übereinstimmen.
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