In den ersten Monaten zeigen Babys nur selten Berührungsängste. Sie lassen sich auch von fremden Personen bereitwillig auf den Arm nehmen und haben für die Oma, den Opa, die Tante, den Onkel oder den Nachbarn oft ein genauso freundliches Lächeln übrig wie für die eigene Mama. Doch mit einem Mal beginnen sie, fremde Gesichter statt mit einem Lächeln mit lautem Geschrei zu begrüßen – sie fremdeln. Wir zeigen dir, wie du deinem fremdelnden Baby die Angst nehmen kannst und was hinter dem Verhalten steckt.
Ab wann fremdeln Babys?
Das Fremdeln ist eine ganz normale Entwicklungsstufe, die fast ausnahmslos jedes Kind durchmacht. Meist tritt es um den achten Monat herum auf, bei einigen Babys kann es aber auch bereits nach vier oder fünf Monaten zu ersten Anzeichen für das Fremdeln kommen. Bei wiederum anderen Kindern beginnt diese Phase erst mit einem Jahr. Auch in späteren Entwicklungsphasen kann das Fremdeln immer mal wieder auftreten, wenn Kinder mit neuen Situationen und Menschen konfrontiert werden. Das ist völlig normal und auch sehr sinnvoll, denn ein gesundes Misstrauen schützt vor potentiell „gefährlichen“ Personen.
Warum fremdeln Babys?
Die Wahrnehmung von Säuglingen macht in den ersten Monaten recht schnelle Fortschritte. Ganz allmählich beginnen sie, Gesichter genauer anzusehen, und lernen, diese auch voneinander zu unterscheiden. Dein Gesicht kennt Dein Baby natürlich am besten. Daher fühlt es sich in Deiner Anwesenheit besonders sicher. Doch sobald ein fremdes Gesicht auftaucht, das eindeutig nicht „Mami“ ist, kann dieser Umstand schlagartig Angst und Unsicherheit auslösen. Es ist sogar möglich, dass das Fremdeln Deines Kindes auch bei eigentlich gar nicht so fremden Personen wie zum Beispiel der Oma und dem Opa auftritt. Wichtig ist, dass die betroffenen Personen dies nicht als Zeichen von persönlicher Ablehnung verstehen, sondern sich bewusst machen, dass es sich um eine ganz normale – und sehr wichtige – Phase in der Entwicklung Deines Kindes handelt. Fremdeln lässt sich nicht verhindern. Wenn Du Dein Baby jedoch früh an den Umgang mit fremden Personen gewöhnst, fallen die Fremdel-Anzeichen unter Umständen etwas milder aus.
Wie kann man fremdende Babys beruhigen?
Das Wichtigste ist, dass Du die Angst des Kindes ernst nimmst und sie nicht übergehst oder Dich gar darüber lustig machst. Denn die Furcht Deines Babys ist echt. Sicherlich hast Du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Dein Kind zu schreien begonnen hat, sobald Du Dich aus seinem Blickfeld bewegt hast. Wenn es in solch einer Situation zu weinen anfängt, geschieht dies aus der ganz realen Angst heraus, Du könntest nicht wiederkommen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Du Deinem Kind signalisierst, dass Du da bist und es beschützt. Gerade bei einer Begegnung mit Fremden solltest Du Deinem Kind eine Rückzugsmöglichkeit bieten. Wenn Dein Baby zu fremdeln beginnt, darfst Du auf keinen Fall einen Kontakt erzwingen, sondern solltest es Deinem Kind selbst überlassen, wie viel Zeit es braucht. Achte darauf, dass eine gewisse Distanz zum Gegenüber gewahrt wird und diese auch nicht überschritten wird, solange Dein Kleines dies nicht möchte. Wenn Dein Kind die Möglichkeit hat, sich zunächst ein Bild von der Situation zu machen, wird es meist von ganz allein beginnen, das Fremdeln zu überwinden und Kontakt aufzunehmen.
Es kostet zwar Geduld, aber du kannst deinem Baby wirklich eine Schlafroutine antrainieren. Im Video zeigen wir dir, wie es geht:
Der Unterschied zwischen Fremdeln und Neugierde
Denn eines steht fest: Kinder in diesem Alter sind auch sehr neugierig! Um die Kontaktaufnahme ein wenig zu erleichtern, wenn Dein Kind zu fremdeln beginnt, kannst Du seine Aufmerksamkeit mit einem spannenden Gegenstand, zum Beispiel einem Spielzeug oder Kuscheltier, erregen – sicher wird seine Neugierde irgendwann siegen. Fremde haben häufig kein Verständnis für die verängstigte Haltung des Kindes und interpretieren das Fremdeln als „unhöfliches“ Verhalten oder verstehen es gar als persönliche Beleidigung. Auch Verwandte fühlen sich häufig vor den Kopf gestoßen, wenn ein Kind plötzlich Angst vor ihnen hat. Dann ist es besonders wichtig, dass Du das Verhalten Deines Kindes erklärst und es in Schutz nimmst. Keinesfalls solltest Du einen Kontakt gegen seinen Willen erzwingen, denn damit schaffst Du kein Vertrauen, sondern eher das Gegenteil.
Warum du deinem fremdelndem Baby Zeit lassen musst
Das Wichtigste beim Fremdeln des Kindes ist daher Geduld. Halte Dir stets vor Augen, dass das Fremdeln eine ganz normale Entwicklungsphase ist, bei der kein Grund zur Beunruhigung besteht. Du musst also nicht befürchten, dass Dein Kind sich deshalb allgemein zu einem kontaktscheuen Menschen entwickeln wird. Mit viel Verständnis und Geduld wird sich diese Phase schnell geben – bis dahin kannst Du Dein Kind unterstützen, indem Du ihm Schutz und Geborgenheit gibst, wann immer es diese braucht.
Wenn Kinder um den achten Lebensmonat herum plötzlich beginnen, fremden Personen mit Misstrauen, Angst oder Abneigung zu begegnen, spricht man vom Fremdeln. Dabei handelt es sich um eine ganz natürliche Entwicklungsphase. Sollte Dein Baby also plötzlich ängstlich auf fremde Personen reagieren, besteht kein Grund zur Beunruhigung. Wichtig ist, dass Du Dein Kind keinesfalls zu einem Kontakt zwingst und ihm zu verstehen gibst, dass Du es beschützt. Nach einiger Zeit legt sich das Fremdeln meist ganz von selbst.
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