In Mitteleuropa kommen die meisten Babys mit blauen Augen zur Welt. Doch ob die Augenfarbe blau bleibt oder sich in den ersten Monaten ändert, wird hauptsächlich von den Genen bestimmt. Nachfolgend erfährst du, wann die Augenfarbe deines Babys endgültig feststeht, durch welche Faktoren diese beeinflusst wird und aus welchen Gründen sie sich verändert.
Besitzen alle Babys bei der Geburt blaue Augen?
Nein! Hingegen der weit verbreiteten Meinung kommen nicht alle Babys mit blauen Augen zur Welt. Welche Farbe die Augen eines Neugeborenen haben, steht unter anderem in Abhängigkeit von den eigenen Genen und davon, zu welcher Bevölkerungsgruppe das Kind gehört, also in welcher Region es geboren wird.
Die Wirkung von Sonnenstrahlen auf die Augenfarbe
Einigkeit besteht in der Forschung darüber, dass die Ausprägung der Augenfarbe eng mit der Sonneneinstrahlung verbunden ist. So kommt in sonnigen Ländern wie Afrika, Lateinamerika oder Asien der Großteil der Babys mit einer dunklen Augenfarbe zur Welt. Dies beruht darauf, dass Mütter hier schon während der Schwangerschaft den Farbstoff Melanin produzieren, wodurch die Babyaugen schon vom ersten Tag an vor Sonnenstrahlen geschützt werden sollen. Doch nicht nur diese: Auch die Haut und die Haare werden durch Melanin geschützt.
Die Augenfarbe von Kindern aus sonnigen Lagen wird meist nach der Geburt noch dunkler, denn die Produktion des Melanins ist noch nicht beendet. Der Farbstoff Melanin ist für die Färbung der vorhandenen Pigmente in der Iris verantwortlich und wie viele Pigmente ein Mensch besitzt, wird genetisch vorherbestimmt.
Ein differenziertes Bild zeigt sich in nordischen Gebieten: Da die Strahlung der Sonne in der Arktis sowie in skandinavischen Ländern vergleichsweise gering ist, tragen die meisten Einwohner hier blaue Augen. Generell sind Menschen mit blauen Augen lichtempfindlicher als Menschen, die eine dunklere Augenfarbe aufweisen.
Verändert sich die Augenfarbe bei Babys noch?
Die Melanin-Produktion ist bei der Geburt noch nicht ganz abgeschlossen. Aus diesem Grund ist in den Augen von Neugeborenen noch vergleichsweise wenig Melanin vorhanden. Babyaugen werden daher auch als schimmernd blau beschrieben. Selten kann es vorkommen, dass sich die Farbe der Augen ändert. Dies ging aus der Louisville-Zwillingsstudie hervor. Die Forscher hatten aus den Ergebnissen der Studie geschlossen, dass bei 10-15 Prozent der hellhäutigen Menschen ein solcher Farbwechsel im Laufe des Lebens auftritt (dunkelhäutige Menschen haben fast immer braune Augen).
Dabei hatte die Studie ursprünglich zum Ziel, die mentale Entwicklung von etwa 500 Zwillingspaaren von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter zu analysieren. Daneben wurden jedoch auch körperliche Merkmale festgehalten, darunter beispielsweise, auf einer 15-teiligen Skala, die Augenfarbe der Zwillingspaare. Das Verblüffende: Innerhalb von 6-9 Jahren hatte sich bei einigen Zwillingen die Augenfarbe verändert - um zwei Farbstufen oder mehr.
Bei Babys gibt es einiges zu beachten! Zum Beispiel, wie man sie temperaturgerecht anzieht, eine genaue Erklärung dazu geben wir dir im Video:
Wann bekommen Babys ihre endgültige Augenfarbe?
Braun, grün oder bleibt sie blau? Die erste Tendenz in der Farbgebung der Babyaugen können Eltern nach etwa sechs Monaten sehen. Die endgültige Augenfarbe steht nach etwa 18 Monaten fest. Es gibt jedoch auch einige Fälle, bei denen sich die Farbe der Augen nochmal in der Pubertät verändert. Im Laufe der ersten Monate vermehrt sich die Anzahl der Pigmentzellen noch. Wird ein wenig mehr Pigment als bei blauen Augen eingelagert, entstehen grüne Augen. Wenn etwas mehr Pigmente in der Iris eingelagert werden als bei blauen Augen, entstehen grüne Augen.
Kann man die Augenfarbe von Babys vorhersagen?
Die Gene spielen bei der Entwicklung eines Babys und speziell seiner Augenfarbe eine entscheidende Rolle, wie du jetzt bereits weißt. Im Internet finden sich zahlreiche Tests, anhand derer sich die Augenfarbe vorhersagen lassen soll. Diese basieren zum Großteil darauf, welche Farbe die Iris beider Elternteile hat. Weist ein Elternteil des Babys braune Augen auf, das andere jedoch Augen, liegt die Wahrscheinlichkeit jeweils bei etwa 50% für braune oder blaue Augen. Gleiches gilt, wenn ein Elternteil braune Augen besitzt und das andere grüne Augen. Im Detail lässt die nachfolgende Tabelle erste Rückschlüsse darauf zu, welche Augenfarbe ein Baby von seinen Eltern erbt:
Wie genau beeinflussen unsere Gene die Augenfarbe?
Man erinnere sich an den Biologieunterricht zurück: Hier wurde uns die Vererbung der Augenfarbe anhand verschiedener Modelle gelehrt. Die wohl simpelste Darstellung ist das sogenannte Davenport-Modell, das jedoch mittlerweile als stark überholt gilt. Dieses Modell stellt die endgültige Farbe der Augen eines Menschen in Abhängigkeit davon dar, welches Allel dominant und welches rezessiv ist. Allele, so bezeichnet man die alternativen Formen eines Gens.
In Wirklichkeit ist die Vererbung der Augenfarbe etwas komplexer: Forscher glauben nun besser verstanden zu haben, wie Varianten verschiedener Gene zusammenwirken, um letztendlich die Augenfarbe eines Menschen zu bestimmen. Die Vererbung der Augenfarbe wird durch mehrere Gene bestimmt, die bisher noch nicht vollständig entschlüsselt sind. Sicher erwiesen ist nur die Existenz der beiden Gene bey2 (brown eye) und gey (green eye), wobei bey2 sowohl Allele für braune als auch für blaue Augen, gey Allele für grüne und blaue Augen hat.
Womit das Davenport-Modell aber richtig liegt, ist, dass manche Augenfarben dominanter sind als andere. In absteigender Reihenfolge verhält sich die Dominanz wie folgt:
Braun > Grün > Blau > Grau
Wer tiefergehend in die Anthropologie einsteigen und sein Wissen zum Thema Vererbung auffrischen möchte, kann dies beispielsweise bei Netdoktor tun.
Alle Menschen hatten vor 10.000 Jahren braune Augen
Erst vor 6.000-10.000 Jahren sei es bei den Menschen in der Schwarzmeerregion zu einer Mutation des OCA2-Gens gekommen, welches über den Melaningehalt die Iris entscheidet. Zuvor zeichneten sich alle Menschen und deren Vorläufer durch eine braune Augenfarbe aus.
Die Augenfarbe deines Babys ist also bei der Geburt noch nicht endgültig vorbestimmt. Und wie du siehst, gibt es Wege, die du die Baby-Augenfarbe und ihre spätere Entwicklung „berechnen“ kannst. Ob sie die Regenbogenhaut deines Sprösslings dann aber wirklich so entwickelt, dafür gibt es keine Garantie. Und irgendwie ist es doch auch schön, sich überraschen zu lassen, welche ganz eigenen Charakteristika das Kind entwickelt, oder? Übrigens: Was die Augenfarbe über einen Charakter aussagt, erfährst du bei uns.
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