Muttermilch ist zwar das Beste für dein Kind, doch in einigen Fällen will das Stillen einfach nicht funktionieren. Ein Grund, warum es mit dem Stillen nicht klappt, kann das Ausbleiben der Milchbildung sein. In diesem Fall sprechen Mediziner*innen von einer Agalaktie. Wir erklären dir, was genau dahinter steckt und welche Alternativen es gibt, wenn du keinen Milchfluss hast.
Warum habe ich keinen Milchfluss?
Zwar können ganze 98 Prozent aller Frauen ihr Baby stillen, doch es gibt auch einige wenige Fälle, in denen es mit dem Stillen einfach nicht klappen will. Der Grund hierfür kann zum Beispiel das Ausbleiben der Muttermilch sein. Die fehlende Milchbildung während der Stillperiode nennt sich Agalaktie. Meist tritt die Störung im Zusammenhang mit dem sogenannten Sheehan-Syndrom – eine postpartale Geburtskomplikation – auf. Doch nicht immer handelt es sich beim fehlenden Milchfluss um eine Agalaktie. Damit die Milchproduktion in Gang gehalten wird, ist es wichtig, dass dein Baby nach seinem Bedarf trinken kann. Nur so produziert die Milchdrüse ein ausreichendes Maß an Muttermilch.
Wenn in Folge des Fehlens eines Saugreizes oder beim fehlerhaften Anlegen keine Milch aus der Brust kommt, muss das also nicht zwangsläufig heißen, dass gar keine Milch produziert wird. Der Grund für den fehlenden Milchfluss kann auch eine Hypogalaktie sein, bei der die Brust der Mutter zwar ein wenig, aber nicht ausreichend Milch für das Baby produziert. Bei einer Agalaktie fehlt die Milchbildung hingegen vollends. Hierfür kann entweder ein Mangel an dem für die Milchsekretion verantwortlichen Hormon Prolaktin oder eine Störung der Milchdrüse verantwortlich sein. Beim Menschen kommt eine Agalaktie jedoch nur äußerst selten vor. Häufiger ist sie hingegen bei Säugetieren wie zum Beispiel Schafen, Ziegen, Hunden und Pferden anzutreffen.
Wie äußert sich eine Agalaktie?
Wenn bei dir eine Agalaktie vorliegt, produzieren deine Brüste gar keine Milch. Das heißt, dass selbst dann, wenn dein Baby an deiner Brust saugt, keine Muttermilch austritt. Doch bevor du komplett auf eine alternative Ernährungsmethode für dein Kleines umsteigst, solltest du zunächst einmal von deinem Frauenarzt abklären lassen, ob tatsächlich eine Agalaktie vorliegt. Oftmals handelt es sich auch nur um eine Hypogalaktie, die zum Beispiel dadurch bedingt sein kann, dass Dein Baby nicht richtig an deiner Brust saugt. Die „Prolaktin Rezeptoren Theorie“ besagt nämlich, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillzeit zur Förderung der Prolaktin-Rezeptoren im Brustdrüsengewebe beiträgt.
Wenn dein Baby jedoch nicht an deiner Brust saugt, bleiben diese Stimulation und somit auch die Entwicklung der Rezeptoren aus. Dennoch kannst du im Falle einer Hypogalaktie durch verschiedene Methoden versuchen, den Milchfluss anzuregen, etwa durch gezielte Entspannung, gesunde Ernährung und die richtige Anlegetechnik. Deine Hebamme kann dir genau zeigen, wie du dein Baby am besten anlegst. Wenn bei dir tatsächlich eine Agalaktie vorliegt, wirst du jedoch feststellen, dass auch das Saugen deines Babys an deiner Brust leider keinen Milchfluss zur Folge hat.
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Wie kommt es zu einer Agalaktie?
Ursächlich für eine Agalaktie können entweder eine Störung der Milchdrüse – zum Beispiel aufgrund einer Entzündung oder einer genetisch bedingten Entwicklungsstörung – oder aber ein Prolaktinmangel sein. Dieser kann zum Beispiel durch eine Störung im Hypothalamus-Hypophysen-System verursacht werden, so wie es beim Sheehan-Syndrom der Fall ist, bei dem die Agalaktie am häufigsten auftritt. Dieser Funktionsausfall des mütterlichen Hypophysenvorlappens wird durch einen hohen Blutverlust ausgelöst, welcher eine Minderdurchblutung und ein Absterben der Zellen zur Folge hat. In der Regel tritt das Sheehan-Syndrom in Folge der Geburt auf, da hierbei der Blutverlust besonders hoch ist. Aufgrund der Zerstörung der Zellen, die das für die Muttermilchbildung notwendige Hormon Prolaktin in der Hirnanhangdrüse produzieren, kommt es zum Prolaktinmangel, in dessen Folge die Milchsekretion ausbleibt.
Lässt sich eine Agalaktie behandeln?
Behandlungsmöglichkeiten für eine Agalaktie sind bisher zwar nicht bekannt, allerdings lässt sich das Sheehan-Syndrom, in dessen Zusammenhang es meist zur Agalaktie kommt, sehr gut behandeln. Durch Zugabe verschiedener Präparate können dir die fehlenden Hormone zugeführt werden. Zudem lässt sich das Sheehan-Syndrom auch operativ beheben. Dies empfiehlt sich vor allem dann, wenn die Hypophyse verletzt ist. Die Operation wird durch die Nase durchgeführt und verläuft in der Regel komplikationslos. Wenn die Agalaktie die reine Folge eines Prolaktinmangels ist, lässt sie sich jedoch leider nicht behandeln. In einem solchen Fall solltest du dir deshalb eine alternative Ernährungsmethode für dein Kleines überlegen.
Alternativen zum Stillen bei ausbleibendem Milchfluss
Zwar ist Muttermilch das Beste für dein Baby, da es durch die Milch mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird, dennoch gibt es mittlerweile auch sehr gute Säuglingsmilch, auf die du zurückgreifen kannst, wenn du aufgrund einer Agalaktie keine Muttermilch produzierst. Die Säuglingsmilch liefert deinem Kind ebenfalls alles, was es für eine gesunde Entwicklung braucht. Du brauchst also kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn es wegen der Agalaktie mit dem Stillen nicht klappt. Die Pre-Nahrung – auch Startmilch genannt – ist der Muttermilch sehr ähnlich und stellt somit eine gute Alternative zum Stillen dar. Für die Pre-Nahrung ist keine bestimmte Fläschchenzahl oder ein bestimmter Abstand zwischen den Mahlzeiten vorgesehen, sodass du dein Kind mit der Milch ganz nach Bedarf füttern kannst.
Die sogenannte 1er-Babymilch – auch Anfangsmilch genannt – eignet sich ebenfalls als Muttermilchersatz. Diese unterscheidet sich von der Startmilch insofern, als sie mehr Kohlenhydrate enthält, sodass sie insgesamt sättigender ist, obgleich sie nicht mehr Kalorien als die Pre-Nahrung aufweist. Um eine Überfütterung zu vermeiden, solltest du deinem Kind die Anfangsmilch jedoch im Gegensatz zur Startmilch nicht bei Bedarf, sondern den Anweisungen auf der Packung entsprechend geben. Pre-Nahrung und 1er-Babymilch eignen sich für die ersten vier bis sechs Lebensmonate deines Kindes. Allerdings kannst du es auch darüber hinaus mit dieser Säuglingsmilch versorgen.
Lass dich nicht von Menschen verunsichern, die dir ein schlechtes Gewissen machen wollen, wenn du dein Baby nicht auf natürlichem Weg stillen kannst. Bei diesen dummen Sprüchen solltest du dir ebenfalls eine dicke Haut angewöhnen:
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