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Interview

Ariana Baborie und Bene Herzberg über ihren Kinderwunsch, ihren Podcast und Humor

Ariana Baborie Bene Herzberg
© Seven.One Audio/Delia Baum

Podcasterin und Moderatorin Ariana Baborie und ihr Partner Bene Herzberg haben einen unerfüllten Kinderwunsch. Mit dem Thema sind sie nicht allein. Laut Daten des Bundesfamilienministeriums ist fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 in Deutschland ungewollt kinderlos. Oftmals wird nicht offen über das Thema gesprochen – und wenn, dann sind die Berichte eher niederschmetternd. Genau das wollten Ariana und Bene mit ihrem Podcast „Mom & Dadjokes“ ändern. Darin nehmen sie die Zuhörer*innen mit auf ihre Kinderwunschreise und das auf ihre ganz eigene humorvolle Art. Im Interview haben sie uns erzählt, wie es zum Podcast kam und wie sie als Paar mit ihrem bisher unerfüllten Kinderwunsch umgehen.

desired: Ihr habt euch vor zweieinhalb Jahren entschlossen, eurem Kinderwunsch nachzugehen. Wann habt ihr gemerkt, dass es bei euch eventuell schwerer werden könnte als bei anderen?

Ariana: Ich glaube, ich habe es früher gemerkt als Bene, weil ich schneller frustriert war, wenn es nicht geklappt hat. Als Faustregel sagt man bei Frauen unter 35, dass sie es ein Jahr auf natürlichem Wege versuchen sollen, bevor sie verschiedene Tests durchführen lassen oder sich an eine Kinderwunschklinik wenden. Deswegen hat man eigentlich immer so diese Grenze von einem Jahr. Aber bei mir war das ehrlich gesagt schon nach zwei oder drei Zyklen der Fall, dass ich mich gefragt habe: Wieso funktioniert das denn jetzt nicht? Bei all meinen Freundinnen klappt das doch auch nach dem ersten oder zweiten Versuch. Bene war eher tiefenentspannt.

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Bene: Ich wollte erst mal abwarten und habe mir da keine Sorgen gemacht, weil man ja auch immer wieder hört, dass es selten sofort klappt. Ich dachte, es dauert vielleicht ein bisschen länger.

In euerem Podcast hast du, Ariana, angesprochen, dass du schon immer das Gefühl hattest, du könntest vielleicht keine Kinder bekommen, gerade weil du dir das so doll wünschst. Hast du dir auch deshalb schon so schnell Sorgen gemacht?

Ariana: Ja, es hat sich so ein bisschen angefühlt wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Seit wir den Podcast haben, habe ich superviele Nachrichten von Frauen bekommen, die sagen: Oh Gott, ich dachte, ich bin damit allein. Ich habe die Angst auch schon, seit ich denken kann. Ich weiß nicht, ob es da noch irgendeinen gemeinsamen Nenner gibt, den ich nicht kenne. Ich habe versucht, es mit meiner Therapeutin ein bisschen aufzudröseln. Wir sind dann relativ schnell zu unterbewussten Glaubenssätzen gekommen. Bei Sachen, die ich mir schon immer gewünscht habe oder die eine ganz große Bedeutung für mich haben, hatte ich schon immer den Glaubenssatz, dass ich sie nicht erreichen werde. Und klar, das hat sich dann für mich gefühlt auch bestätigt, als es nicht sofort geklappt hat. Obwohl nach zwei, drei Versuchen noch alle gesagt haben, dass das kein Grund zur Sorge ist, habe ich mir schon gedacht: Nein, jetzt passiert genau das, wovor ich immer Angst hatte.

Wie seid ihr dann damit umgegangen, als es wirklich länger nicht geklappt hat?

Bene: Tatsächlich sehr unterschiedlich. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und bin da mit der Einstellung rangegangen, dass wir uns jetzt Hilfe holen, und es damit schon irgendwann klappen wird. Und bei dir war es doch schon deutlich kritischer von Anfang an. Das liegt natürlich auch an der Vorgeschichte. Ich bin da relativ unbedarft rangegangen.

Ariana: Ich bin damit hauptsächlich gestresst umgegangen. Also mich hat das wahnsinnig unter Druck gesetzt und ich habe versucht, das in einen wilden Aktivismus umzulenken. Ich habe alles recherchiert, was helfen könnte, alles recherchiert, was im Weg stehen könnte, und versucht, dem irgendwie entgegenzuwirken. Also wir hatten sehr unterschiedliche Wege, was auch nicht immer so harmonisch war. Ich habe mich dadurch oft nicht verstanden gefühlt. Ich finde es grundsätzlich toll, dass Bene so optimistisch ist. Ich finde es auch wichtig, dass einer von uns beiden den Part hat. Aber ich brauche manchmal auch meinen Raum, um zu trauern. Ich sage dann auch manchmal zu Bene, dass wir ja wieder optimistisch sein können, aber ich erst mal kurz meinen Frust ausleben und meine Wut rauslassen muss. Ich kann nicht einfach sagen: Okay, der Versuch hat wieder nicht geklappt, dann wird's halt der nächste, weil jeder neue Zyklus bedeutet für mich wieder Medikamente, Spritzen, eventuell operative Eingriffe.

Ansatz eures Podcasts ist es, dass ihr auch ein bisschen mit Humor an das Thema rangeht. Warum war euch das wichtig?

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Bene: Auch wenn Ariana bei dem Thema natürlich zunächst mit vielen Sorgen rangegangen ist, ist Humor grundsätzlich ein großer Teil unseres Lebens. Als wir dann angefangen haben uns selbst mit dem Thema zu beschäftigen, ist uns aufgefallen, dass wenn überhaupt darüber berichtet wird, es immer extrem ernst und negativ ist. Es gibt nicht viele oder fast gar keine, außer halt supertraurige Erfahrungsberichte und Dokus, wo es nicht klappt, die dann meistens auch so ausgehen, dass sie es aufgegeben haben oder sich getrennt haben. Wir waren tatsächlich ein bisschen schockiert oder auch traurig, dass es für uns kein Angebot gab, irgendwie uns da zu informieren oder uns die Geschichten anderer Leute anzuhören, ohne dass es immer diese Trauernummer ist. Klar, das ist ein schwieriges Thema, das ist supernervig, das ist belastend für einen persönlich, für die Beziehung, für das Umfeld. Aber das macht es ja nicht besser, wenn man sich dann auch noch zusätzlich runterziehen lässt. Und es gibt auch einfach wahnsinnig viele witzige Momente in der ganzen Geschichte. Und da ist es dann vielleicht auch mal ganz gut, sich daran zu erinnern und auch in schwierigen Momenten mit einem Lächeln am Ende rauszugehen. Und der Gedanke war auch gar nicht so strategisch, dass wir überlegt haben, wie können wir das Thema jetzt irgendwie anders umsetzen als andere oder anders thematisieren, sondern wir haben gedacht, wir gehen damit jetzt öffentlich einfach so um, wie wir damit auch privat umgehen und privat machen wir das ganz genauso. Wir machen ständig Witze darüber, dass wenn es irgendwann ein Kind gibt, es erst mal seine Behandlung abbezahlen muss und kein Taschengeld kriegt.

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Ihr habt schon relativ früh in eurer Kinderwunschreise angefangen, Folgen aufzunehmen, aber den Podcast erst jetzt veröffentlicht. Wart ihr damals noch nicht bereit dazu oder wolltet ihr einfach erst mal sammeln?

Ariana: Ich habe letztes Jahr öffentlich gemacht, dass wir in der Kinderwunschbehandlung sind, weil ich vorher das Gefühl hatte, ich muss mich richtig verstellen. Das nimmt so einen großen Teil meines Lebens ein und ich verschweige es überall. Das hat sich komisch angefühlt. Ich wollte einfach diesen Druck loswerden und das einmal angesprochen haben. Aber mir persönlich war es wichtig, daraus keine Eins-zu-eins-Live-Berichterstattung zu machen. Das machen viele bei Instagram, was ich auch okay finde. Viele nehmen ihre Follower bei jedem Schritt mit und nutzen das als eine Art Tagebuch. Die sagen dann: Heute ist meine Punktion, drückt mir alle die Daumen, ich hoffe, dass da viele Eizellen gefunden werden. Und dann weiß die ganze Followerschaft: Ah, am Dienstag kriegt sie den Anruf und weiß, ob sie schwanger ist oder nicht. Das war für mich eine Horrorvorstellung, das selber so zu durchleben. Ich habe mir und uns eh schon so viel Druck gemacht.

Aber wie Bene schon sagt, da wir nichts gefunden haben an Erfahrungsberichten, die uns geholfen haben, haben wir irgendwann gedacht: Hey, vielleicht können wir das dann für andere machen. Vielleicht helfen wir anderen damit. Wir wollten uns aber zumindest diese Privatsphäre und diesen Raum noch nehmen, dass man unseren Weg nicht auf den Tag genau mitverfolgen kann. Wir wollten einen gewissen zeitlichen Abstand und jetzt war dieser Abstand für uns groß genug.

Wie war es dann für euch, euch noch mal die alten Aufnahmen anzuhören?

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Bene: Tatsächlich sehr, sehr lustig und ich fand es irgendwie auch beeindruckend zu hören, was man damals gedacht hat. Die ganzen Gefühle kommen dann noch mal hoch. Man fühlt sich in die Zeit zurückversetzt und es führt einem auch noch mal vor Augen, dass diese Reise schon eine ganze Weile geht. Ich fand es spannend zu sehen, wie sich die Wahrnehmung mit jedem Zyklus verändert. Das ist wie so ein Reifungsprozess. Gerade bei mir zu sehen, wie ich da am Anfang sehr optimistisch und mit so einer Laisser-faire-Einstellung drangegangen bin. Jetzt nach zweieinhalb Jahren sieht man das dann doch ein bisschen anders.

Ariana: Bei mir ist es natürlich genau andersrum. Also ich würde, glaube ich nichts anders machen und mache mir auch keine Vorwürfe. Aber es ist trotzdem krass zu sehen, wie schnell ich schon nach wenigen, nicht geglückten Zyklen angefangen habe, Arztpraxen abzuklappern und auf eigene Faust Dinge testen lassen habe, Nahrungsergänzungsmittel eingenommen habe und zur Akupunktur gegangen bin, dass ich mir schon so früh so viele Gedanken und Sorgen gemacht habe. Auf der anderen Seite sind wir jetzt zweieinhalb Jahre später immer noch da. Das ist fast wie so eine Bestätigung, dass ich mir denke, vielleicht war es auch gut, vielleicht wären wir jetzt schon bei Jahr vier, wenn ich am Anfang nicht schon diese ganzen Sachen hätte abklären lassen. Als wir in der Kinderwunschklinik unser Erstgespräch hatten, hatte ich meinen Ordner mit den ganzen gesammelten Befunden dabei und die Ärztin war ganz begeistert und beeindruckt, weil wir so vieles überspringen konnten.

Bei vielen Dingen ist es auch spannend zu sehen, wie ich über mich hinausgewachsen bin. In den ersten Folgen sage ich noch, dass ich hoffe, dass wir niemals eine künstliche Befruchtung machen müssen, weil ich mich niemals spritzen könnte. Das war meine größte Phobie und ich hatte auch Panik davor, mich operieren zu lassen. Mittlerweile habe ich mehrere OPs hinter mir und bin davor nur noch ein bisschen nervös, aber habe keine Angst mehr. Ich kann mich mehrmals am Tag in den Bauch spritzen und dabei einen Film gucken, ohne dass mich das großartig aufwühlt. Da bin ich dann auch schon manchmal stolz auf mich, weil ich so viele Ängste hinter mir gelassen habe.

Bene: Ich finde es auch tatsächlich lustig zu sehen, was an so Nebenschauplätzen in der Zeit passiert ist. Also zum Beispiel, dass wir über die Idee eines Hundes reden. Und der ist jetzt eineinhalb. Da ist es lustig zu vergleichen, wie damals unsere Vorstellungen zum Leben mit einem Hund waren und wie es jetzt wirklich ist.

Das klingt, als hättet ihr in diesem ganzen Prozess auch sehr viel gelernt. Was würdet ihr sagen, waren eure größten Learnings?

Bene: Ich würde mal sagen, neben sehr vielen biologischen, chemischen und naturwissenschaftlichen Dingen haben wir auch viel über unsere Kommunikation gelernt. Gerade auch dadurch, dass das Ganze mich körperlich nicht so betrifft wie Ariana, weil ich mich nicht spritzen muss, keine Medikamente nehmen muss und diese ganzen Sachen, war es für mich sehr wichtig, trotzdem zu versuchen, am Prozess beteiligt zu sein und mir das immer wieder ins Bewusstsein zu rufen. Sonst besteht als Partner schnell die Gefahr, dass man sagt: Du machst da deine Behandlung und im besten Fall werde ich dann irgendwann Vater. Ich glaube, dann entfernt man sich irgendwann voneinander. Deshalb habe ich versucht, mich immer selbst zu involvieren, war bei vielen Arztbesuchen dabei und am Anfang auch immer beim Spritzen, bis das für Ariana kein Problem mehr war. Und andersrum hat Ariana mir auch immer genau erklärt, was gerade passiert und was der nächste Schritt ist.

Ariana: Ich glaube, es ist wichtig, dass man immer auf einem ähnlichen Wissensstand ist. Ich fand es auch lustig zu hören, dass ich in einer der ersten Folgen offenbar noch dachte, dass man an jedem Tag im Monat schwanger werden kann. Das finde ich echt krass. Ich war da schließlich schon 32, nicht 16 oder 17. Das ist auf jeden Fall ein Learning. Und was für mich auch ein Learning ist, ist zu sehen, dass wir als Paar diese Belastung meistern. In ganzen vielen dieser Dokus, die wir gesehen haben, sind Beziehungen am Ende zerbrochen sind, weil die Belastung einfach zu groß war. Da bin ich dann auf uns beide manchmal stolz, dass wir das da so gut schaffen. Es gibt auch schwierige Zeiten, denn das alles ist natürlich eine Belastung für die Beziehung. Aber ich würde behaupten, nie so sehr, dass unsere Beziehung mal vor dem Aus stand. Und das ist auf jeden Fall so ein schönes Learning, dass unsere Beziehung das aushalten kann und wir da zusammen so gut durchgehen.

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Neue Folgen des Podcasts „Mom & Dadjokes“ erscheinen immer donnerstags und sonntags. Du kannst sie dir zum Beispiel hier auf Spotify anhören.

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