Wer das Wort „alleinerziehend“ hört, denkt oft als erstes an eine Mutter, die ihr Kind ohne Vater großzieht. In Deutschland gibt es aber mittlerweile auch viele Männer, die ihre Kinder alleine erziehen müssen. Oft sind sie dabei größeren Hürden ausgesetzt als alleinerziehende Mütter. Wir sagen dir, welche das sind.
Es ist ein weitverbreitetes Klischee, dass die Erziehung der Kinder größtenteils Frauensache ist. In einer klassischen Familie mit Mutter und Vater waren die Rollen lange Zeit so verteilt, dass die Männer arbeiten und die Frauen sich um Haushalt und Kinder kümmern. Doch nicht nur dieses Klischee erweist sich in der heutigen Zeit mehr und mehr als veraltet. Während die Scheidungsrate und die Anzahl nicht-klassischer Lebensformen immer weiter ansteigt, bleiben geschlechtsspezifische Rollenbilder auf der Strecke. Zwar sind es meist noch immer eher die Mütter, die im Falle einer Trennung die Erziehung der Kinder in die Hand nehmen, aber auch der Anteil an Vätern unter den Einelternfamilien steigt. Ein alleinerziehender Vater hat es genau wie eine alleinerziehende Mutter in der Gesellschaft alles andere als leicht. Hinzu kommt noch, dass Gerichte in Sachen Familie oft nicht gleichberechtigt entscheiden.
Werden alleinerziehende Väter diskriminiert?
Obwohl der Anteil kontinuierlich zunimmt, bilden alleinerziehende Väter mit rund zehn Prozent die Minderheit der Einelternfamilien in Deutschland. Jugend- und Familiengerichte sprechen im Falle einer Scheidung zunächst einmal der Mutter das alleinige Sorgerecht zu. Eine Mutter wird grundsätzlich als „erziehungsfähiger“ als der Vater eingestuft und genau hier sehen sich viele Männer einer Diskriminierung ausgesetzt. Denn auch die Gerichte entscheiden nach veralteten Rollenvorstellungen, in denen der Mann nicht – oder zumindest nicht in dem Maße wie die Frau – an der Erziehung der Kinder beteiligt ist. Gerecht ist etwas anderes und dennoch ist die Zahl der so genannten Vaterfamilien in den letzten Jahren stark gewachsen und alleinerziehende Väter und ihre Kleinen gelten mittlerweile als die schnellstwachsende Familienform. Aber auch wenn der Vater das alleinige Sorgerecht für sich beanspruchen kann, wird er weiterhin mit Komplikationen rechnen müssen. Dabei ist es egal, ob es die Nachbarn sind, die den alleinerziehenden Vater aufmerksam mustern oder das Jugendamt, das zusätzlich ein besonders waches Auge hält. Alleinerziehende Väter werden in unserer Gesellschaft als exotischer Ausnahmefall wahrgenommen und nicht immer bekommen sie die nötige Unterstützung.
Andere Herausforderungen für alleinerziehende Väter?
Oft wird angenommen, dass es alleinerziehende Väter schwerer haben, ein Leben mit Kindern zu meistern. Aber die Probleme, die ein alleinerziehender Vater hat, ähneln den Konflikten jeder alleinerziehenden Mutter. Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen, stellt für jeden Menschen eine Herausforderung dar. Papis sorgen sich aber genauso wie Mamis, ob sie ihre berufliche Karriere vorantreiben und gleichzeitig ein Kind betreuen können. Zukunftsängste sowie die Angst, dauerhaft alleine zu bleiben, spielen in den Köpfen alleinerziehender Väter eine ebenso große Rolle, wie bei ihren weiblichen Gegenstücken. Dabei sollte ein alleinstehender Papa wissen: Frauen mögen verantwortungsbewusste Männer. Und mit einem Kind übernimmt der Mann eine große und verantwortungsvolle Rolle. Alleinerziehende Väter haben es also weder schwerer noch leichter als alleinerziehende Mütter. Es kommt einzig und allein auf die nötige Unterstützung an. Und die braucht jedes Elternteil, wenn es um die Betreuung der Kinder geht.
Neuer Alltag für alleinerziehende Väter
Alleinerziehende Väter arbeiten häufiger in einer Vollzeitstelle, als alleinerziehende Mütter. Der Alltag erweist sich daher noch mehr als Spagat zwischen Kinderbetreuung und Berufsstress als bei den weiblichen Einelternfamilien und dennoch nehmen die Väter um ein Vielfaches seltener Hilfe von Seiten des Staats in Anspruch. Dagegen scheuen sich alleinerziehende Väter nicht davor, um Hilfe bei der Kindererziehung und der Haushaltsorganisation zu bitten. Ob die Schwester oder eine befreundete Kollegin, eine Haushaltshilfe oder Nanny, alleinerziehende Väter benötigen ein gut funktionierendes Netz an Außenstehenden, die ihnen im Haushalt oder bei der Betreuung unter die Arme greifen. Denn auch alleinerziehende Väter können nicht immer den Superhelden spielen. Irgendwann ist die Kraft erschöpft, sodass sie neue Energie tanken müssen. Den Hobbies nachgehen zu können, ist dabei ein wesentlicher Faktor zum Stressabbau. Die Probleme und Schwierigkeiten alleinerziehender Elternteile unterscheiden sich also nur wenig.
Alleinerziehende Väter: Veränderung der Vater-Kind-Beziehung
Studien zufolge entwickelt sich die Beziehung zwischen Vater und Kind in einer Vaterfamilie in eine positive Richtung. War der Vater in der vorherigen Familiensituation beispielsweise noch nicht die Bezugsperson, ändert sich dies nach einer Scheidung rapide. Viele alleinerziehende Väter berichten, dass ihre Beziehung zu ihrem Kind durch das alleinige Sorgerecht vertieft und intensiviert wurde. Durch das gemeinsame Leben wächst die Bindung zwischen Vater und Kind und mit der Bindung wächst das Vertrauen. So wird die gemeinsame Zeit als etwas sehr Kostbares angesehen. Dennoch spielt auch die Mutter im Leben der Kinder oft noch eine große Rolle. Alleinerziehende Väter ermutigen ihre Kinder Studien zufolge häufiger zu Kontakt mit der Mutter als im umgekehrten Fall.
Alleinerziehende Väter werden in der heutigen Zeit immer häufiger. Dennoch haben sie in der Gesellschaft mit Vorurteilen zu kämpfen und auch der Rechtsanspruch scheint nicht der gleiche zu sein, wie bei alleinerziehenden Müttern. Der Alltag hingegen unterscheidet sich nicht wesentlich. Alltag und Beruf unter einen Hut zu bekommen ist für niemanden leicht, sodass eine zuverlässige Unterstützung das A und O ist.
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