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Bindungsstile

Wie zeigt sich ängstliche Bindung in Beziehungen? Eine Paartherapeutin klärt auf

Beziehungsformen
© Getty Images / jacoblund

Einen ängstlichen Bindungsstil zu haben, ist eine große Herausforderung – nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für ihren Partner oder ihre Partnerin. Du bist mit einer Person zusammen, die ängstlich gebunden ist und fragst dich, wie dich das eigentlich genau auf eure Partnerschaft auswirkt? Oder du bist sogar selbst die Person mit den ängstlichen Verhaltensweisen und möchtest daran arbeiten? Hier erfährst du, wie sich ängstliche Bindung in einer Beziehung zeigt und was Menschen mit diesem Bindungstypen brauchen.

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Unsere Bindungsstile prägen, wie wir Beziehungen erleben und gestalten. Sie entwickeln sich in der Regel in unserer frühen Kindheit, können aber auch von Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen, beeinflusst werden. Und am Ende sind sie es dann, die unser Beziehungsverhalten beeinflussen – häufig sogar ein Leben lang. Grundsätzlich unterscheiden Psycholog*innen zwischen sicheren Bindungstypen, die gut Nähe zulassen und gleichzeitig Autonomie bewahren können, und unsicheren Bindungstypen, die damit kleinere oder größere Schwierigkeiten haben. Zu letzteren gehört auch die ängstliche Bindung. Aber wie genau zeigt sie sich? Vor allem in festen Beziehungen?

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Wie zeigt sich ängstliche Bindung in Beziehungen?

Die Paartherapeutin Birgit Fehst beschäftigt sich in ihrem Buch „Harte Wahrheiten aus dem Leben einer Paartherapeutin“ auf sehr spannende Art und Weise mit den verschiedenen Bindungstypen und nimmt anhand von konkreten Fallbeispielen deren Auswirkungen auf unsere Partnerschaften unter die Lupe. Den ängstlichen Bindungsstil beschreibt sie folgendermaßen: „Du leidest unter Verlustangst, und die fühlt sich manchmal tatsächlich schrecklich an, fast wie Todesangst. Dein Partner gibt dir vielleicht gar keinen Anlass dafür, aber sie ist trotzdem immer mal wieder da. Um zu verhindern, dass du verlassen wirst, ist die Beziehung dauernd in deinem Kopf. Es ist dir extrem wichtig, was andere und besonders deine zweite Hälfte über dich denken. Du fühlst dich verantwortlich dafür, dich selbst so zu verändern, dass dein Partner bleibt und dich nicht ablehnt.“

Das klingt vor allem nach einem: ganz viel Unsicherheit, die sich dort im Kopf abspielt. Spiegelt man diese Gefühle und Gedanken auf das Verhalten einer Person mit ängstlichem Bindungstyp, kann sich das in einer Beziehung durch folgende Merkmale äußern:

  • Überempfindlichkeit gegenüber Stimmungsschwankungen des Partners oder der Partnerin
  • Schwierigkeiten, dem Partner oder der Partnerin zu vertrauen
  • Häufige Kritik gegenüber dem Partner oder der Partnerin
  • Regelmäßiges Nachfragen nach Bestätigung der Gefühle
  • Starkes Bedürfnis nach Kontakt und ständiger Erreichbarkeit
  • Tendenz zur Überanpassung, um Konflikte zu vermeiden
  • Intensive emotionale Reaktionen auf Trennungssituationen (auch kurze)
  • Schwierigkeiten, eigene Grenzen zu setzen und Bedürfnisse zu äußern

Was kostet eigentlich eine Paartherapie? Im Video erfährst du die Antwort:

Paartherapie: Auf diese Kosten musst du dich einstellen Abonniere uns
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Was braucht der ängstliche Bindungstyp?

Natürlich kann man versuchen, einer ängstlichen Person so viel Sicherheit wie möglich zu geben, um ihre Zweifel auszuräumen. Am Ende ist sie allerdings selbst dafür verantwortlich, an ihren Problemen zu arbeiten, und nicht ihr Partner oder ihre Partnerin, was auch Birgit Fehst bestätigt. Nur, wie klappt das am besten? „Bindungsstile sind nicht in Stein gemeißelt“, sagt die Paartherapeutin. „Du kannst jederzeit daran arbeiten, sicherer zu werden, ob mit oder ohne Partner. Wichtig ist also zuerst, dass du dich selbst besser kennenlernst. Erst dann weißt du, dass du wertvoll bist, so wie du bist. Und dann muss das nicht mehr dein Partner übernehmen. Das schafft er alleine nämlich nicht.“

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Was Personen mit ängstlichem Bindungstyp definitiv brauchen und tun sollten, um weniger unsicher zu sein, haben wir hier für dich zusammengefasst:

Für sich selbst:

  • Entwicklung von Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz
  • Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls
  • Erlernen von Selbstberuhigungstechniken
  • Gedanken und Gefühle hinterfragen
  • Ausgleich zwischen Nähe und Autonomie finden
  • Konzentration auf eigene Interessen außerhalb der Beziehung

In der Beziehung:

  • Offene Kommunikation über Ängste und Bedürfnisse
  • Klare Absprachen und verlässliche Strukturen
  • Ein geduldiges Gegenüber, das Verständnis zeigt
  • Sichere Basis durch regelmäßige Bestätigung

Wichtig zu wissen: Laut Birgit Fehst ist der ängstliche Bindungstyp bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt: „Es gibt Menschen mit einem nur leicht unsicheren Bindungsstil, bei anderen ist er mittelstark ausgeprägt und bei anderen stark.“ Und das wirkt sich am Ende auch auf den Umgang damit aus: „Wenn er nur leicht ausgeprägt ist, kann das Wissen aus Büchern durchaus ausreichend sein“, sagt die Paartherapeutin. „Bei mittelstark bis stark ausgeprägten Typen ist die Angst größer und damit das daraus entstehende Verhalten ungünstiger. Hier ist eine Therapie durchaus angebracht.“

Ob es Sinn macht, wenn ängstliche und vermeidende Menschen zusammen sind, verraten wir dir übrigens hier.

Woher kommt ein ängstlicher Bindungsstil?

Laut Expertin haben Personen mit einem ängstlichen Bindungsstil ein „unbeständiges, instabiles und unzuverlässiges Ver­halten in der Kindheit erlebt […] – quasi eine On-Off-Beziehung mit den Eltern“. In der Praxis kann das zum Beispiel bedeuten, dass die Eltern emotional nicht (oder nicht immer) verfügbar waren und die Bedürfnisse des Kindes nicht erfüllt wurden. „Bei vielen gab es eher negative Reaktionen, die Eltern haben dann oft über- oder auch wenig reagiert, das Kind abgelehnt oder beschämt“, erklärt Birgit Fehst.

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Da Kinder aber nun mal nicht in der Lage sind, allein ihre Bedürfnisse zu erfüllen, kämpfen sie lautstark um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern – mal mit Erfolg, mal ohne. „Diese Zweifel und diese Unsicherheit sitzen tief und sind im Erwachsenenalter immer noch präsent. […] Für alle, die das Gefühl nicht in der Tiefe kennen, ist das unvorstellbar“, so die Paartherapeutin weiter. Wenn Menschen mit einem ängstlichen Bindungstypen das Gefühl haben, nicht gesehen oder gar verlassen zu werden, werden sie deshalb innerlich oft wieder zum Kind und versuchen – genau wie früher bei ihren Eltern – um die Aufmerksamkeit ihres Partners oder ihrer Partnerin zu kämpfen.

Zu den unsicheren Bindungsstilen gehört auch eine Mischform aus ängstlich und vermeidend. Welche Merkmale für den desorganisierten Bindungsstil typisch sind, kannst du hier nachlesen:

Desorganisierter Bindungsstil: 8 Anzeichen und was dahintersteckt – laut Paartherapeutin

Desorganisierter Bindungsstil: 8 Anzeichen und was dahintersteckt – laut Paartherapeutin
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