Wellbeing wird heutzutage großgeschrieben. Egal, wo man hinhört, es fliegen einem überall neue Meditations-Apps oder Begriffe wie Longevity, Grounding und Co. um die Ohren. Und eigentlich ist der Grundgedanke ja auch voll nice, immerhin geht es darum, dass wir alle gesünder und bewusster leben – uns eben schlichtweg besser um uns kümmern sollen. Doch was passiert, wenn aus dem Bemühen nach alltäglichem Wohlbefinden am Ende mehr Stress als Entspannung wird? Die Antwort: Wir rasen mitten auf einen „Wellbeing Burnout“ zu ... wenn wir nicht sogar schon mittendrin stecken.
Kennst du das: Du greifst morgens zum Handy, scrollst noch völlig verschlafen durch Instagram und das Erste, was du dort siehst, sind mindestens drei Influencer-Girls, die in ihren Storys bereits davon erzählen, was sie schon so alles gemacht haben. Morgendliche Meditations-Session, 15 Minuten gejournalt und die wichtigsten Supplements liegen natürlich auch schon alle parat – und das alles, während DU gerade mal die Augen aufgeschlagen hast. Logisch also, dass das bei uns allen direkt Druck aufbaut und dafür sorgt, dass wir gestresst sind, noch bevor der Tag überhaupt angefangen hat. Und vor allem bekommen wir durch solche Bilder das Gefühl, auch mehr machen zu müssen. Am besten ALLES machen zu müssen – weil das schließlich gut für uns ist und andere es ja auch hinbekommen.
„Wellbeing Burnout“: Wenn aus (zu viel) Entspannungs-Programm Stress wird
Doch am Ende provozieren wir damit eher das Gegenteil: Wir sind gestresst bei dem Versuch, nicht gestresst zu sein. Und statt uns besser zu fühlen, fühlen wir uns mental und körperlich ausgelaugt. Hallo, „Wellbeing Burnout“, sagen wir da nur. Ein Phänomen, das mittlerweile immer mehr Leute kennen, wie nun auch aus dem Global Wellbeing Report 2024 von lululemon hervorgeht. Demnach gaben 45 Prozent der Befragten an, so einen Wellbeing Burnout zu kennen. 61 Prozent fühlen sich außerdem von anderen oder der Gesellschaft unter Druck gesetzt, ihr Wohlbefinden auf eine gewisse Art fördern zu müssen. Die Generation Z ist wohl am meisten von diesem Gefühl betroffen. Und wir verstehen's voll!
Immerhin lebt uns Social Media ja auch so schön vor, wie „perfektes Wohlbefinden“ so aussehen kann und wie scheinbar easy es doch ist, diesen Zustand zu erreichen. Und nur damit wir uns richtig verstehen: Bei diesem Wellbeing-Zustand geht es quasi um die perfekte Balance zwischen unserem mentalen, physischen und sozialen Wohlbefinden.
Und um das bestmöglich hinzukriegen, werden wir von allen Seiten beschossen – mit neuen Supplements, healthy Clean-Eating-Rezepten, Yoga-Kursen und was es noch alles gibt, damit wir uns besser und ausgeglichener fühlen. Und klar, wir versuchen da natürlich irgendwie hinterherzukommen, immer mehr und noch mehr zu machen, um so das Beste aus uns rauszuholen. Nur laufen wir dabei eben Gefahr, uns bei all den Wellbeing-To-dos völlig zu übernehmen. Obwohl wir ja genau das nicht wollen.
Also sollten wir vielleicht lieber mal darüber sprechen, dass es doch eh niemand schafft, jeden Tag einen Zustand des perfekten Wohlbefindens zu erreichen. Aber weil wir durch den äußeren Druck von Social Media und Co. das Gefühl bekommen, mithalten zu müssen, hetzen wir einem Ideal hinterher, das wir eigentlich gar nicht erreichen können (schon gar nicht jeden Tag) und verlieren dabei eigentlich das Wichtigste aus den Augen: uns selbst! Doch wie schafft man es, dem „Wellbeing Burnout“ zu entkommen?
Was kann man gegen „Wellbeing Burnout“ machen?
Hier hat lululemon tatsächlich ein paar hilfreiche Tipps für uns zusammengestellt:
- Setze bewusst Grenzen: Und wo fängt man da am besten an (du kannst es dir sicher denken)? Richtig: bei Social Media. Schraube deinen Konsum also doch einfach mal ein bisschen zurück und fokussiere dich wieder mehr nur auf dich und das reale Leben. So sorgst du nicht nur dafür, dass du das ständige Vergleichen lässt, sondern gönnst deinem Gehirn auch einfach mal ein bisschen Pause von der Dauerbeschallung. Kann nicht schaden, oder? 9 Prozent derjenigen, die sich laut der Studie mal wieder etwas mehr auf die Realität fokussiert haben, haben auf jeden Fall von einem gesteigerten Wohlbefinden berichtet. Doch auch außerhalb von Social Media kann es natürlich ratsam sein, Grenzen zu setzen und die sozialen Verpflichtungen zurückzuschrauben, wenn gerade alles irgendwie mal wieder zu viel wird. Hör da einfach ein bisschen in dich hinein.
- Schalte einen Gang zurück: Das größte Problem von diesem Wellbeing-Trend ist wahrscheinlich, dass wir das Gefühl haben, immer mehr machen und jedem Trend hinterherjagen zu müssen. Weil andere das ja auch tun. Aber darum geht es nicht. Du musst nicht jede neue Yoga-Class ausprobieren oder jedes Detox-Programm durchziehen, wenn das gar nicht dein Ding ist. Manchmal reicht auch schon ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft, um für Ausgleich und ein angenehmes Wohlbefinden zu sorgen.
- Starte zusammen durch: Dass Bewegung einen Großteil zu unserem Wohlbefinden beiträgt und gut für die Gesundheit ist, müssen wir sicherlich niemandem erklären. Doch noch besser wird es, wenn man einfach zusammen durchstartet. Ja ha. 14 Prozent der Teilnehmenden berichten von einem höheren Wohlbefinden, wenn sie im Team Sport machen. Also, egal, ob in der Gruppe oder auch nur mit deiner BF, sich zusammen zu bewegen, ist immer eine gute Idee.
Wir fassen zusammen: Es ist also nicht entscheidend, jeden Tag das ultimative Wellbeing-Programm durchzuziehen. Das baut nur unnötig Druck auf und ist am Ende kontraproduktiv. Das fasst auch Dr. Alfiee, Gründerin des AAKOMA-Projekts, gegenüber lululemon sehr schön zusammen: „Jeder kleine Schritt zählt. Ob es ein paar Minuten tiefes Atmen, ein Spaziergang in der Natur, Tagebuchschreiben oder einfach eine Bildschirmpause sind, der Schlüssel liegt darin, etwas zu wählen, das deinen Geist, Körper und deine Seele nährt, und es zu einem unverzichtbaren Teil deiner Routine zu machen“. Genau das! Vergiss also, jedem neuen Trend hinterherzuspringen und irgendeine Liste in deinem Kopf abzuhaken (davon haben wir auch im beruflichen und privaten Kontext schon genug) und dich mehr darauf zu konzentrieren, was wirklich zu deinem persönlichen Wohlbefinden beiträgt. Egal, wie klein und wenig trendy diese Dinge auch sein mögen ...
Es geht doch um die kleinen Erfolge, oder?
Ich bin ganz ehrlich: Ich beneide diese Menschen, die sich morgens um 5 Uhr den Wecker stellen, um schon 'ne Stunde Sport zu machen und in ihr Journaling-Buch zu schreiben, ehe der Tag überhaupt für sie losgeht. Ich könnte das nicht. Und ja, oft fühle ich mich dann irgendwie davon unter Druck gesetzt und bin sauer, dass ich nicht irgendwie mehr für mich selbst mache. Andere kriegen das schließlich auch hin. Aber irgendwie ist doch alleine dieses Gedankenspiel bescheuert, oder? Denn ja, auch wenn mir vieles davon sicher guttun würde, gehöre ich nun mal nicht zu den Menschen, die schon gefühlt mitten in der Nacht Energie für so einen „Selbstoptimierungsprozess“ haben. Und ich habe angefangen, das zu akzeptieren und stattdessen meine eigenen kleinen Schritte zu feiern, mit denen ich etwas für mein Wohlbefinden mache. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass ich eine Verabredung absage, weil ich merke, dass meine soziale Batterie dafür einfach nicht mehr voll genug ist. Oder dass ich mich abends nach einem langen Arbeitstag doch nochmal aufraffe, um eine Runde an der Alster zu laufen. Es sind kleine Schritte. Doch es sind meine Schritte. Also lasst uns aufhören, uns neben unserem eh schon stressigen Alltag auch noch damit zu stressen, nicht genug für unser Wohlbefinden gemacht zu haben ... wenn es doch manchmal auch die kleinen Dinge sind, die uns schon so schön entspannen können. Sei es nun ein kleiner Spaziergang, ein langer Talk mit unseren Herzmenschen oder auch einfach mal das wohlige Gefühl, sich auf dem Sofa dem Nichtstun hinzugeben und von einer seichten Netflix-Serie berieseln zu lassen.
Oft machen wir im Alltag Dinge, die eigentlich gar nicht gut für uns sind. Findest du dich da wieder?