Hexen kennen die meisten von uns vermutlich nur aus Filmen und Büchern wie „Harry Potter“ oder „Bibi Blocksberg“. Doch auf Social Media werden mittlerweile auch immer mehr moderne Hexen bekannt. Eine davon ist ShiSha Rainbow. Im Podcast haben wir mit ihr darüber gesprochen, was genau moderne Hexerei ist, ob jeder eine Hexe werden kann und wieso Hexerei und Wissenschaft sich nicht ausschließen müssen.
Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das gesamte Interview kannst du dir in unserer aktuellen Podcast-Folge anhören.
desired: Was genau ist eine moderne Hexe?
ShiSha Rainbow: Die Hexerei hat eine lange Tradition und stammt aus den heidnischen Bräuchen. Eigentlich ist in den Schriften jeder bekannten Religion auch irgendwo die Rede von Magie – und daraus hat sich irgendwann die Hexerei als eigene Kategorie entwickelt. Die erste große Religion der Hexen war die Wicca-Religion, die Mitte des 20. Jahrhunderts von Gerald Gardner gegründet wurde. Aber nicht jede Hexe ist direkt Wicca. Ich selbst zum Beispiel glaube an die Magie und Hexerei, bin aber nicht religiös. Denn bei einer Religion stecken auch immer eine Institution und bestimmte Dogmen dahinter. Ich bezeichne mich als moderne Hexe, weil ich einen sehr modernen Ansatz in den alten Traditionen der Hexerei verfolge.
Wie bist du zur Hexerei gekommen?
Aus meiner Community weiß ich, dass die meisten im Alter von 13 bis 15 zur Hexerei finden. Das war bei mir tatsächlich ähnlich. Allerdings bin ich schon spirituell aufgewachsen. In meinem Profil nenne ich mich auch Mystikerin der 6. Generation. Mystikerin und nicht Hexe, weil meine Vorfahren sich nicht gelabelt haben und in viele verschiedene spirituelle Richtungen gegangen sind. Ich selbst bezeichne mich aber als Hexe und würde auch meine Mutter so bezeichnen, auch wenn sie den Begriff selbst nicht verwendet. Aber sie ist schon eine kleine Kräuterhexe.
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Deine Mutter nennt sich selbst nicht Hexe. Welche ihrer Eigenschaften oder Fähigkeiten sorgen dafür, dass du sie trotzdem so bezeichnen würdest?
Sie kennt sich sehr gut mit Alternativmedizin aus. In der Vergangenheit waren es vor allem Frauen, die in diesem Gebiet versiert waren, die der Hexerei beschuldigt wurden. Und dieses Feld gehört auch immer noch ein bisschen dazu. Wenn ich früher Bauchschmerzen hatte, hat meine Mutter mir zum Beispiel die Hand aufgelegt oder mit Energien gearbeitet. Sie hat außerdem ein prophetisches Gespür dafür, Menschen einzuschätzen.
Was verbindest du darüber hinaus mit der Hexerei?
Es gibt ganz verschiedene spirituelle Pfade, deshalb habe ich auch die Hexentalkshow auf Twitch gegründet, in der ich mich mit anderen austausche, die teilweise ganz andere Ansätze verfolgen. Was für mich die Hexerei definiert, sind zwei Sachen: Zum einen der Glaube an eine feinstoffliche Ebene beziehungsweise die Anderswelt. Also der Glaube daran, dass es etwas gibt, das wir so vielleicht auf normale Art und Weise nicht wahrnehmen können, das aber trotzdem existiert. Die zweite Voraussetzung ist, dass man Magie praktiziert, also dass man ein magisches Ritual bewusst durchführt, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Das unterscheidet Hexerei auch nochmal vom reinen Manifestieren. Wobei es da natürlich Schnittmengen gibt. Ich würde sagen, Manifestation ist erstmal die Grundlage der Hexerei. Das Konzept der Manifestation ist mittlerweile aber viel mehr in der Gesellschaft angekommen, weshalb die meisten Menschen es nicht mit Hexerei verbinden. Dabei geht es auch hier um energetische Arbeit.
Glauben alle Hexen an das Gleiche und können die gleichen Zauber anwenden oder gibt es auch Dinge, an die du persönlich zum Beispiel nicht glaubst oder die für dich nicht funktionieren?
Ich denke, das ist ein bisschen so wie bei religiösen Menschen. Nicht jeder Christ hat die gleiche Auffassung vom Christentum und nicht jeder Moslem hat die gleiche Auffassung vom Islam. Natürlich haben irgendwo alle die gleiche Grundfeste, man hat sich ja schließlich auf eine Definition des Begriffs geeinigt. Das wären in diesem Fall eben der Glaube an eine Anderswelt und der Gedanke, dass es Energien gibt, die man durch das eigene Handeln beeinflussen kann. Aber wie man diese genau auslegt, ist dann doch wieder individuell. Ob ich nun mit Steinen arbeite, mit Tieren oder Göttern, das kann ich mir selbst aussuchen. Ich finde es auch sehr wichtig, dass man hier seine Freiheiten hat, denn sonst wird das Ganze schnell zu dogmatisch.
Das vollständige Interview kannst du dir hier anhören:
Bildquelle: iStock/Edalin