Jetzt mal Hand aufs Herz: Wie oft hast du dich heute schon für irgendwas entschuldigt? Oder in den letzten Tagen? Na, zählst du noch? Dann willkommen im Club! Denn ich entschuldige mich gefühlt für ALLES und haue „Sorrys“ um mich wie andere „Guten Morgen“. Und so geht's vielen Menschen – hauptsächlich Frauen übrigens (das zeigen Studien immer wieder). Warum wir das alle aber mal ganz schnell ändern sollten und was mein persönlicher Aha-Moment war, das verrate ich dir jetzt.
Entschuldigungen sind wichtig, aber ...
„Sorry, Sie haben mir gerade Ihren Rucksack ins Gesicht gehauen. Könnten Sie mal einen kleinen Schritt zur Seite gehen?“ ... „Sorry, Maus, ich muss für heute leider absagen. Ich bin krank.“ ... „Sorry, dass ich noch mal nerven muss, aber ...“ Sorry, sorry, SORRY! Wenn ich etwas länger darüber nachdenke, könnte man fast das Gefühl bekommen, als wäre Sorry mein absolutes Lieblingswort. Und das ist nicht nur ganz schön traurig, sondern zeigt auch direkt das Problem, um das es hier heute gehen soll: Denn irgendwie sind Entschuldigungen heutzutage fast schon zu so etwas wie einer Plattitüde geworden, mit der man hier und da eben mal so um sich wirft. Ohne – und jetzt kommt der Haken – es eigentlich so zu meinen. Oder – viel schlimmer – überhaupt einen richtigen Grund zum Entschuldigen zu haben.
Denn nehmen wir doch nur mal meine Beispiele da oben. Ich entschuldige mich also bei meiner besten Freundin dafür, dass ich krank bin? Oder bei meiner Kollegin, weil ich noch eine Frage zu einer Aufgabe habe, die ich sonst nicht richtig bearbeiten könnte? Du merkst es wahrscheinlich selbst schon, das macht absolut keinen Sinn. Und trotzdem haue ich mit Sorrys um mich als gäb's kein Morgen mehr. Damit muss mal ganz schnell Schluss sein.
Und versteh mich jetzt bitte nicht falsch: Entschuldigungen an sich sind natürlich richtig und wichtig. Denn wer Mist gebaut hat, sollte sich auch dafür entschuldigen (oder vielmehr um Entschuldigung bitten, wenn du mich fragst) und das Gespräch mit der jeweiligen Person suchen. Ansonsten würde wahrscheinlich jede Beziehung auseinanderbrechen, wenn wir alle unsere Ego-Nummern durchziehen. Aber was eben nicht geht, ist, wenn man sich für absolut ALLES entschuldigt. Denn das mindert ja nicht nur irgendwie die Entschuldigung an sich, sondern eigentlich auch das eigene Selbstwertgefühl. Und genau das ist der Groschen, der bei mir erst so richtig fallen musste. Mein ständiges Sorry-Sagen hat nämlich viel mehr mit mir selbst als mit anderen zu tun. Stichwort: People Pleaser.
Ich will mich gar nicht entschuldigen, ich will, dass du mich weiter lieb hast
People Pleasing? Das sagt dir doch sicherlich auch was, oder? People Pleaser sind Leute, die anderen Menschen um jeden Preis gefallen wollen und daher alles machen, um bloß nicht anzuecken und irgendwie die Harmonie zu zerstören. Und das geht natürlich perfekt Hand in Hand mit dem ständigen Entschuldigen. Denn dann wird halt lieber noch ein Sorry vor den Satz gestellt, um bloß nicht unangenehm aufzufallen und irgendjemandem vielleicht noch auf den Schlips zu treten. Ganz nach dem Motto: Hab mich bitte weiterhin lieb! Und das ist ja so, so falsch. Denn HALLO, wir können – und sollten – ja wohl alle für uns selbst einstehen können, ohne Schiss zu haben, dass wir direkt die ganze Welt vergraulen?! Aber das ist eben leichter gesagt, als getan, wenn man als kleiner People Pleaser durch die Weltgeschichte rennt. Und deswegen ist es so wichtig, dass wir darüber sprechen und erkennen, wie blöd die ständigen Entschuldigungen eigentlich sind.
Ich brauchte dafür erst ein Buch, um meinen kleinen Aha-Moment zu haben und mich endlich mal intensiv damit auseinanderzusetzen, wie oft ich mich im Alltag eigentlich wirklich entschuldige, beziehungsweise entschuldigt habe – denn ich arbeite ja daran. ;-) Und das dank „Sorry, aber ... eine Verzichtserklärung an das ständige Entschuldigen“ von der wunderbaren Tara-Louise Wittwer, die du ja vielleicht auch als wastarasagt von Instagram kennst. In dem Buch dröselt Tara nämlich herrlich persönlich, aber auch mit vielen Facts auf, warum wir – und ja, damit sind hauptsächlich wir Frauen gemeint – uns ständig entschuldigen, und was diese ganze Entschuldigungskultur eigentlich über unsere Gesellschaft aussagt.
Und ich kann dir nur sagen: Das, was ich bisher gelesen habe, war echt wie ein Spiegel, der mir die unangenehme Wahrheit ins Gesicht geknallt hat. Aber ich brauchte das, um endlich mal umzudenken und mich nicht mehr für jede Kleinigkeit zu entschuldigen und Everybody's Darling zu sein. Das ist nämlich soo anstrengend. Und ich hab's satt. Ich will lieber echt sein. Auch wenn das vielleicht bedeutet, mal anzuecken. Oder wie Tara so schön schreibt: „Ich will nicht mehr die Freundin von allen sein, sondern meine.“ Und irgendwie hat sich das, seitdem ich das Buch lese, echt ein bisschen bei mir eingebrannt. Denn sobald ich merke, dass ich wieder mal mit einem Sorry in die Nachricht starten will, ploppt in meinem Kopf Tara auf, die mich davon abhält. Und wer weiß, vielleicht verhält sich das bei dir nach diesem Artikel ja ähnlich und ich halte dich vom ständigen Entschuldigen ein wenig ab. Oder du holst dir auch direkt das Buch von Tara – dann kann definitiv nichts mehr schiefgehen. ;-)
Und psssst: Nur ein kleiner Tipp (von Tara) am Ende noch: Anstatt dich ständig zu entschuldigen, probier's doch lieber mal damit, dich zu bedanken. Wenn du also mal wieder zu spät dran bist, schick nicht direkt ein Sorry los, sondern sag einfach mal: „Danke, dass du auf mich gewartet hast ...“. Ist direkt ein ganz anderes Feeling, oder?!
Sich für Fehler entschuldigen? Das können diese Sternzeichen auf jeden Fall nicht: