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bloß keine ruhe ...

Warum macht uns Stille so eine große Angst – und wie ändern wir das?

Stille wieder ertragen
© iStock/ stockbusters

Ich sitze gerade hier vor meinem Laptop und frage mich, wann ich das letzte Mal, bewusst Stille „genossen“ habe – und ich kann diese Frage nicht beantworten. Denn eigentlich habe ich immer irgendwelche Geräusche um mich herum. Ob nun einen Podcast zum Einschlafen, den Fernseher, der nach der Arbeit oft einfach wie ein Dauerrauschen läuft, oder auch Musik, sobald ich das Haus verlasse. Selbst während ich das hier tippe, läuft im Hintergrund eine Spotify-Playlist. Und das ist nicht so, weil ich es will, sondern weil ich es BRAUCHE. Ich ertrage nämlich keine Stille mehr. Oder, um es anders auszudrücken: Sie schnürt mich ein. Und ich frage mich an dieser Stelle wirklich, wann diese absolute Panik vor der Ruhe angefangen hat? Und viel wichtiger: Wie man dieses Gefühl wieder loswird? Denn dass Stille wichtig für unsere Gesundheit ist, ist kein Geheimnis. Warum es mir trotzdem so verdammt schwerfällt …

„Du musst mal wieder lernen, Ruhe auszuhalten.“ – Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz so oder ähnlich schon von meiner Mama gehört habe. Neulich, als ich bei meinen Eltern zum Frühstück verabredet war und nach gefühlten fünf Minuten schon meinte, warum denn eigentlich das Radio nicht an wäre, war es mal wieder so weit. Und ja, sie hat recht. Denn wenn ich etwas schon lange vermeide, dann Stille. Bei mir läuft eigentlich immer irgendwas im Hintergrund. Podcast zum Einpennen, Musik beim Einkaufen, 'ne neue Netflix-Serie, während ich mein Gemüse schnippel – Hauptsache, es ist nicht komplett ruhig. Denn alleine die Vorstellung löst Panik in mir aus. Heißt: Ohne meine Kaulitz-Mäuse, „Bibi und Tina“ (BESTE!) oder irgendwas anderes einschlafen? Die absolute Horrorvorstellung für mich. Und auch sonst ist immer irgendwas an. Selbst wenn ich morgens verschlafen ins Badezimmer trotte, starte ich parallel schon die nächste Ablenkung auf meinem iPhone. Und das zieht sich so durch den Tag.

Ist Stille in unserer hektischen Welt überhaupt noch möglich?

Aber eigentlich wundert mich das auch nicht. Denn mal ehrlich: Wir leben in einer Welt der Dauerbeschallung. Und gerade für Leute in der Stadt ist es generell schon schier unmöglich, einen Moment der völligen Stille zu erhaschen. Alleine wenn ich bei mir in der Wohnung das Fenster aufklappe, dröhnt direkt das Rauschen der Autos, irgendein Gehupe oder das Gelaber der Nachbarn bei mir rein. Irgendwie also fast schon logisch, dass wir uns „wohler“ fühlen, wenn es nicht komplett ruhig ist – oder wir uns dieses Gefühl zumindest irgendwie antrainiert haben. Nur denke ich so langsam, dass das bei mir echt ungesunde Züge annimmt. Denn ich merke regelrecht, wie ich innerlich immer unruhiger – fast schon panisch – werde, wenn da plötzlich mal keine Geräusche um mich herum sind.

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Es gibt dafür übrigens auch einen Namen: Sedatephobia – also die Angst vor der Stille. Und ich bin nun keine Expertin, die hier irgendwas diagnostizieren will, aber das klingt schon ziemlich nach mir. Die Stille macht mir Angst. Genauso wie die Vorstellung, es vielleicht mal am Stück nur mit mir selbst aushalten zu müssen. Kleiner Fun Fact nebenbei: Ich date gerade einen tollen Kerl, der genau das gemacht hat. Er ist für 48 Stunden in ein Schweige-Kloster gegangen. Bei mir löst alleine der Gedanke daran Schweißausbrüche aus. Denn das sind 48 Stunden!! 48 Stunden ohne Handy, ohne Trash-TV zum Berieseln am Abend, ohne Musik, ohne Podcast, ohne ALLES. Nur du und deine Gedanken.

Stille wieder ertragen
© Unsplash/ Jurica Koletić

Sobald es still ist, wird es im Kopf plötzlich ganz laut ...

Und da wären wir wahrscheinlich auch schon bei dem Punkt, weshalb mir – und sicher auch so vielen anderen Menschen da draußen – Stille so eine Riesenangst macht. Denn sobald es still ist, wird es im Kopf plötzlich ganz laut. Dann ploppen da auf einmal Gedanken und Gefühle auf, die sonst bei all dem Lärm da draußen einfach überspielt werden. Oder die man eben ganz bewusst wegdrücken wollte – weil sie unangenehm sind. Nur führt uns das nirgends hin. Denn nur weil wir diese Dinge wegdrücken, verschwinden sie nicht einfach. Ich stelle mir das eher wie ein Glas Wasser vor, das immer voller wird und irgendwann einfach überläuft – weil es zu viel ist. Und manchmal fühle ich mich so. Als würden sich Dinge in mir anstauen und als wäre ich kurz davor zu explodieren. Das typische Elend einer Overthinkerin eben.

Klar ist es dann natürlich der leichtere Weg, all diese Dinge einfach mit ganz viel Lärm zu übertönen. Nur nehme ich mir damit ja auch die Chance, Lösungen zu finden und weitergehen zu können – und vor allem innerlich zur RUHE zu kommen. Ich stresse mich mit der zusätzlichen Beschallung von außen also eigentlich nur doppelt. Denn dass Dauerlärm sogar dazu führen kann, dass das Stresshormon Cortisol im Körper ansteigt, ist erwiesen. Kein Wunder also, dass Leute wie mein Date sogar dafür Geld bezahlen, um sich mal so richtig zur Ruhe zu zwingen – und Sachen für sich klären zu können, weil man das im lauten Alltag einfach nicht hinbekommt. Er meinte übrigens nach seinem Kloster-Aufenthalt zu mir, dass man dort auf jeden Fall Antworten findet … sogar auf Fragen, die man gar nicht gestellt hat. Das glaube ich ihm sofort.

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Und wenn wir schon über neue Erkenntnisse sprechen ... Hast du schon mal etwas von dem „Default Mode Network“ gehört? Das aktiviert sich quasi, wenn das Gehirn im Ruhezustand und eben nicht auf äußere Einflüsse fokussiert ist. Dadurch können Gedanken frei fließen und es kann passieren, dass plötzlich nur so Ideen aus einem heraussprudeln. Und ich sag’s mal so: Bei mir fließt da schon lange nichts mehr. :-D Und ja, jetzt lache ich da vielleicht drüber, dabei ist Ruhe nicht nur aus dem Grund einfach verdammt wichtig für uns und unser Gehirn. Ich habe bei meiner Recherche nämlich sogar gelesen, dass „Stille Nervenzellen sprießen lässt“!!!

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Forscher*innen fanden bei einer Studie an Mäusen nämlich heraus, dass schon zwei Stunden Stille am Tag zu einer erhöhten Entwicklung von Vorläuferzellen im Gehirn führt, insbesondere im Hippocampus. Und dieser spielt wiederum eine Schlüsselrolle bei der Bildung neuer Erinnerungen und beim Lernen. Das lässt sich nun zwar wohl nicht direkt auf Menschen übertragen, aber dennoch zeigt diese Studie ja wohl, wie entscheidend Stille für uns sein kann. Unser Stresslevel mit eingeschlossen. Denn wie gesagt, ich habe manchmal das Gefühl zu explodieren und als könnte ich mein Herz in der Brust hüpfen hören. Das kann nicht gesund sein.

Wie können wir Ruhe wieder zulassen?

Dass ich an meiner Dauerbeschallung etwas ändern muss, steht also fest. Fragt sich nur, wie? Das Kloster lasse ich lieber noch mal aus. Stattdessen gehe ich kleine Steps. Und guess what: Die Musik habe ich im Laufe dieses Artikels schon mal ausgestellt. Stattdessen ist gerade nur das Fenster gekippt und ich lausche dem Rascheln der Bäume. Das finde ich okay. Und auch sonst werde ich versuchen, einfach mal bewusster, die Musik wegzulassen. Neulich auf dem Nachhauseweg von einer Freundin war übrigens der Akku von meinen AirPods leer und nach einem kurzen „Oh Gott, schlimmer geht’s“ nicht, war der Weg letztlich echt total entspannt. Und genau das erhoffe ich mir: etwas mehr inneren Frieden. Denn am Ende haben wir alle ja eigentlich auch keine Angst vor der Stille, sondern vor unserem inneren Selbst und den negativen Gefühlen, die uns da überrollen könnten.

Aber auch die gehören eben dazu. Und oft sind viele davon viel kleiner, als wir sie machen. Also, lasst uns alle versuchen – step by step – ein wenig mehr Ruhe in unseren Alltag, und damit ja irgendwie auch in uns selbst, zu bringen. Hier vielleicht mal den Podcast weglassen, da die Musik ausmachen oder beim Essen einfach mal kein Netflix nebenbei – es sind oft schon die kleinen Dinge, die einen Unterschied machen können. Und hey, vielleicht schaffen wir es so bald ja, Stille nicht nur wieder ertragen zu können, sondern sie sogar ganz bewusst zu genießen. Ich würde es mir wünschen ...

Vor allem an Sonntagen werden die Gedanken ja mal besonders laut ... Was du gegen die Sunday Scaries unternehmen kannst, liest du hier:

Sunday Scaries: Wenn der Sonntagabend unerträglich wird – und was du dagegen tun kannst

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