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Toxische Nostalgie

Warum denken wir so oft, dass wir früher glücklicher waren?

Toxische Nostalgie
© Getty Images/ kcslagle

„Früher war alles besser!“ Kommt dir diese Floskel bekannt vor? Neigst du dazu, vergangene Zeiten zu romantisieren und stark zu vermissen? Damit bist du nicht allein – dennoch ist das Leben in der Vergangenheit auf Dauer nichts, was dich jetzt in der Gegenwart weiterbringt. Denn unser Gehirn spielt uns beim Erinnern gerne mal Tricks … Toxische Nostalgie wird das Ganze auch genannt. Was es damit auf sich hat und wie du dich davon befreien kannst, erfährst du hier.

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Was bedeutet toxische Nostalgie?

Der Mensch schwelgt gerne in Erinnerungen. Das ist per se auch erst mal nicht negativ, sich an das Schöne aus seiner Vergangenheit zu erinnern. Doch wenn Menschen oder Ereignisse schöngeredet und verklärt werden, kann das negative Folgen mit sich bringen. Toxische Nostalgie wird das Phänomen genannt. Der Begriff bezieht sich auf eine negative und schon fast schädliche Form der Sehnsucht nach vergangenen Zeiten. Es beschreibt eine sentimentale gedankliche Rückkehr in die Vergangenheit, die oft idealisiert und romantisiert wird, aber in Wirklichkeit auch mit problematischen oder ungesunden Aspekten verbunden war.

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Also: Deine Ex-Beziehung war eigentlich gar nicht so schlimm, der alte Job hatte doch so einige Vorteile und generell waren die Zeiten früher viel unbeschwerter und einfach schöner – und heute in der Gegenwart ist einfach alles nervig. Gerade wenn es einem eh nicht so gut geht, rutscht man schnell in die toxische Nostalgie. Teilweise wird sogar angezweifelt, jemals wieder so glücklich zu werden wie damals. Toxische Nostalgie kann außerdem dazu führen, dass Menschen die negativen Aspekte der Vergangenheit ignorieren oder verharmlosen und sich stattdessen auf die vermeintlich positiven Elemente konzentrieren. Dies kann zu einer Verzerrung der Realität führen und dazu beitragen, dass wir im Hier und Jetzt nicht wirklich weiterkommen.

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Warum Nostalgie schmerzhaft sein kann

Um noch etwas genauer zu verstehen, ob du womöglich auch einen Hang zur toxischen Nostalgie hast, schauen wir uns das Wort ein mal im Detail an. Ein internationales Forscherteam definierte Nostalgie 2015 als eine „bittersüße, jedoch vor allem positive und grundlegende soziale Emotion, die ausgelöst wird, wenn man an bedeutsame Erlebnisse zurückdenkt.“ Im Duden findet sich zum einen die englische Übersetzung von „nostalgia“ = Heimweh. Aus dem Griechischem übersetzt bedeutet „nóstos“ = Rückkehr (in die Heimat) und „álgos“ = Schmerz. Keine besonders lebensfrohe Übersetzung – ist Nostalgie also positiv oder negativ? Das hängt ganz von der Art und Weise ab, wie Nostalgie „angewendet“ wird. So kann Nostalgie das Gemeinschaftsgefühl stärken, wenn ihr beispielsweise im Freundeskreis immer wieder über den einen Urlaub lacht. Wir können von Nostalgie lernen, also Fehler nicht zweimal begehen, da uns die Vergangenheit eines Besseren belehrt hat. Sie ist heilsam und sie tröstet uns in schweren Zeiten – um nur ein paar positive Beispiele zu nennen.

Aber warum tut Nostalgie dennoch weh? Gerade die glücklichen Erinnerungen bekommen einen schmerzlichen Touch, da sie unwiederbringlich sind. Was geschehen ist, ist geschehen – und wird sich in dieser Form niemals wiederholen. Bei nostalgischen „Anfällen“ ist aber auch unser Gehirn ein wenig fies: Es schüttet Glückshormone aus, wenn wir uns an schöne Erlebnisse erinnern. Außerdem werden beim Erinnern negative Ereignisse oft herausgefiltert. Fast so, als hätten wir eine rosarote Brille auf, wenn wir also an unsere (vermeintlich) allerschönsten Erinnerungen denken. Warum genau das Gehirn das tut, ist noch nicht abschließend erforscht.

Warum schwelgen wir so gerne in Erinnerungen?

Wenn du dich immer wieder dabei erwischt, dass sich deine Tagträumereien um die „guten alten Zeiten“ drehen und du das Hier und Jetzt nur allzu gerne mit damals vergleichst: Du bist damit nicht allein! Wie erwähnt, dass Gehirn ist ein starker Verbündeter der Nostalgie. Aber warum kommen alte Erlebnisse hoch? Das Schwelgen in Erinnerungen ist eine natürliche Reaktion und Nostalgie eine Emotion, die verschiedene Gründe haben können:

  • Emotionale Bindung: Erinnerungen sind oft mit Emotionen verbunden, sei es Freude, Trauer, Liebe oder Aufregung. Menschen neigen dazu, sich an Momente zu erinnern, die starke emotionale Reaktionen ausgelöst haben.
  • Trost: In schwierigen Zeiten oder bei Stress kann das Erinnern an positive Erfahrungen oder Ereignisse aus der Vergangenheit als Trost dienen. Die Erinnerung an glückliche Momente kann dazu beitragen, das aktuelle Wohlbefinden zu verbessern.
  • Identitätsbildung: Erinnerungen spielen eine wichtige Rolle bei der Formung der persönlichen Identität. Durch die Reflexion über vergangene Erfahrungen können Menschen besser verstehen, wer sie sind und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben.
  • Soziale Verbindung: Das Teilen von Erinnerungen mit anderen, sei es in der Familie, unter Freunden oder in sozialen Medien, stärkt soziale Bindungen. Gemeinsame Erinnerungen können ein Gefühl der Verbundenheit und Gemeinschaft schaffen.
  • Lebenslektionen: Menschen ziehen oft Lehren aus vergangenen Erfahrungen. Das Rückblicken auf Herausforderungen und Erfolge kann dabei helfen, Strategien für die Bewältigung aktueller Probleme zu entwickeln.
  • Eskapismus: In manchen Fällen kann das Schwelgen in Erinnerungen eine Form der Flucht vor aktuellen Schwierigkeiten oder Unsicherheiten sein. Die Vergangenheit kann als sicherer oder angenehmer empfunden werden.
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Was hilft gegen toxische Nostalgie?

Wir haben nun gelernt, dass man Nostalgie und das Schwelgen in Erinnerungen positiv und negativ auslegen kann. Wenn du bei dir eine eher negative Tendenz beobachtest, man also von toxischer Nostalgie sprechen kann, gibt es Wege, da rauszukommen.  Am besten betrachtet man die Vergangenheit als das, was sie ist: vergangen. Leichter gesagt als getan. Kommt dir Folgendes bekannt vor? Dein altes Ich war vielleicht öfter beim Sport als dein jetziges. Die Schulzeit war vielleicht rückblickend doch ganz ok … So what? Das Hier und Jetzt ist es, was zählt. Mit unrealistischen Ansprüchen an glückliche alte Zeiten legst du dir nur selbst Steine in den Weg. Wenn du aus dem Gedankenkarussell ausbrechen möchtest, habe Geduld mit dir und versuche, die folgenden Tipps in deinen Alltag und deine Gedanken einziehen zu lassen.

  • Bewusstsein schaffen: Erkenne die toxische Nostalgie an und sei dir bewusst, wenn du dazu neigst, die Vergangenheit zu idealisieren oder negative Aspekte zu übersehen. Selbstreflexion ist der erste Schritt zur Veränderung.
  • Realistische Perspektive entwickeln: Versuche, eine realistischere Sicht auf die Vergangenheit zu gewinnen. Denke daran, dass Erinnerungen oft subjektiv sind und dazu neigen, bestimmte Aspekte zu betonen oder zu verzerren.
  • Fokus auf Gegenwart und Zukunft: Konzentriere dich darauf, im Hier und Jetzt zu leben und positive Aspekte deines gegenwärtigen Lebens zu schätzen. Setze realistische Ziele für die Zukunft und arbeite darauf hin, anstatt dich zu sehr auf vergangene Zeiten zu fixieren.
  • Akzeptanz von Veränderungen: Veränderungen sind ein natürlicher Teil des Lebens. Akzeptiere, dass sich Dinge im Laufe der Zeit ändern, und versuche, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität zu entwickeln.
  • Suche professionelle Hilfe: Wenn du Schwierigkeiten hast, toxische Nostalgie allein zu bewältigen, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein Psychologe oder Therapeut kann dir dabei helfen, deine Gedanken und Emotionen zu verstehen und gesündere Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Neue positive Erlebnisse schaffen: Engagiere dich in neuen Aktivitäten und schaffe positive Erfahrungen in der Gegenwart. Dies kann dazu beitragen, das Gewicht der Vergangenheit zu mindern und positive Emotionen im Hier und Jetzt zu fördern.

Nostalgie, das Schwelgen in Erinnerungen und eine verzerrte Vergangenheit – ein spannendes Feld, in dem es viel zu lernen und erfahren gibt. Wenn du dich für das Thema interessiert und vor allem dafür, die Emotion Nostalgie positiv zu nutzen, ist dieses Buch der Psychologin Verena Kast genau das richtige für dich:

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