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Sexflaute dank Handysucht?

Therapeutin klärt auf: So zerstört das Smartphone dein echtes Leben

Dami Charf Smartphone Konsum
© Pexels / mikoto.raw Photographer

Verbringst du auch viel zu viel Zeit an deinem Smartphone und merkst immer wieder, dass dir das überhaupt nicht guttut? Ständig eintrudelnde Nachrichten, vermeintlich perfekte Leben, Kontakte, die nur noch online bestehen und im echten Leben gar keine Chance mehr bekommen – zu viel Zeit am Handy tut niemandem gut und kann sogar riskant werden. Welche Gefahren die ständige Zeit am Handy birgt und wie du den Konsum reduzieren kannst, erklärt Therapeutin und Bestseller-Autorin Dami Charf im Interview.

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Wann bist du eigentlich das letzte Mal ohne dein Smartphone irgendwo hingegangen? Wie oft willst du nur mal kurz Social Media checken und verbringst letztendlich Stunden am Handy und wie oft verspürst du den Druck, Nachrichten sofort zu beantworten? Wir sind uns sicher, dass du dich in all diesen Situationen wiedererkennst und ganz ehrlich: wir tun es auch. Aber ist das noch gesund? Nein! Dass das Smartphone zum ständigen Lebensbegleiter geworden ist, ist ein echtes Problem ... Wieso Handys und Social Media dein echtes Leben zerstören und wie du aus der Handysucht rauskommst, erklärt Therapeutin und Bestseller-Autorin Dami Charf.

Was macht Social Media mit unserer Psyche?

Kurz gesagt: Es macht süchtig. „Worauf wir ausgelegt sind als Menschen, ist, Bewegung zu folgen“, sagt Dami Charf. „Das haben viele Eltern mit dem Fernsehen schon vor 20 Jahren rausgekriegt: Setz ein Kind vor den Fernseher, dann ist es still – alles, was sich bewegt, fasziniert uns.“ Die vielen Bewegtbilder auf Social Media sind aber nicht das einzige, was uns so fesselt, erklärt die Expertin: „Jedes Mal, wenn etwas Neues kommt, wird Dopamin ausgeschüttet. Und Dopamin macht uns hochgradig süchtig, der ständige Dopamin-Kick.“ Und diese beiden Komponenten sind es, die es uns oft so schwer machen, das Handy aus der Hand zu legen: „Du wischst und es kommt immer etwas Neues und bewegt sich – und drei Stunden später wachst du wieder aus deiner Insta-Trance auf“, so Dami Charf.

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Und da Dopamin wie jede Droge irgendwann erhöht werden muss, um ihre Wirkung zu behalten, werden wir immer stumpfer: „Bei Dopamin bedeutet das, dass wir immer weniger im realen Leben interessant finden“, erklärt die Expertin. „Die Generation, die jetzt nachwächst – bis Mitte 20 ca. – hat den wenigsten Sex ever und ist am wenigsten interessiert an realen intimen Beziehungen. Gerade die Jungs beschäftigen sich oft lieber mit Internet-Pornos als mit einer realen Frau, die womöglich irgendwelche Ansprüche hat und wo man eben in den Austausch gehen muss.“ Diese Entwicklung ist alarmierend – und verändert unsere Art, Beziehungen zu führen grundlegend.

Wie beeinflusst Social Media zwischenmenschliche Beziehungen?

Durch den enormen Konsum von Social Media werden die Menschen immer weniger beziehungsfähig – egal ob in Partner- oder auch Freundschaften. Dami Charf erklärt: „Wir sind nicht dafür gemacht, uns immer nur virtuell zu sehen. Wir brauchen Körperkontakt, wir müssen jemandem in die Augen gucken, wir müssen Mimik lesen“, und all das verlernen wir, indem wir mehr online als im realen Leben stattfinden: Wir achten weniger aufeinander, verlieren an Empathie und gehen immer unsensibler miteinander um. „Ich persönlich erkläre mir auch die ansteigende Gewalt zwischen Kindern dadurch, dass sie kein Gefühl mehr dafür haben, dass das eine Realität ist, dass da jemand leidet“, so Dami Charf.

Social Media beeinflusst jedoch nicht nur unsere zwischenmenschlichen Beziehungen negativ, sondern auch unser Selbstbild: Wer sich online ständig mit anderen vergleicht oder mit negativen Kommentaren konfrontiert wird, verliert zunehmend an Selbstsicherheit. Gemeines Feedback einfach auszublenden, ist nämlich gar nicht mal so einfach, erklärt die Expertin: „Wenn irgendjemand, den du noch nie in deinem Leben gesehen hast, sagt ‚Ich finde deine Locken scheiße‘, dann soll es so sein – Pech für dich, guck es nicht an! Aber das Problem ist, dass wir soziale Wesen sind, dass wir sowas nicht ausblenden können. Wir können noch so sehr sagen, ‚Ich kenne diese Person nicht, die bedeutet mir nichts‘ – wir springen trotzdem darauf an, weil wir so gebaut sind.

Umso wichtiger ist ein klarer Bezug zum realen Leben – echtes Feedback von wahren Freunden: „Und wenn die sagen ‚Hey, das ist ja cool, was du machst‘, dann solltest du zuhören“, rät Dami Charf. Hatekommentare im Internet hingegen sollte man am besten komplett ignorieren – denn wenn eine Flut fremder Meinungen auf uns einprasselt, führt das vor allem zu Stress und negativen Gefühlen.

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Können Social Media bzw. Smartphones Stress auslösen?

Ja – und das schon durch das immerwährende Gefühl ständig und rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen oder auf Social Media etwas zu verpassen. Aber wieso haben wir das Gefühl sofort auf alles antworten zu müssen, uns zu einem Thema direkt zu melden, obwohl wir uns gerade eigentlich mit etwas völlig anderem beschäftigen? „Was Menschen immer weniger können, ist Spannung aushalten“, erklärt Dami Charf. „Heute muss alles immer sofort sein.“ Und das ist überhaupt nicht gesund: „Spannungsfähigkeit ist nicht nur nice to have – wenn ich zum Beispiel eine Beziehung führe, muss ich Spannung aushalten können. Sowohl positive – ich flirte mit jemandem, als auch negative – wir kabbeln uns“, so die Expertin.

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„Und das verlieren wir durch dieses ‚immer jetzt, jetzt, jetzt‘ – wir verlieren die Fähigkeit etwas mal nicht sofort auflösen zu können, aber das brauchen wir für ein erfülltes Leben.“ Und vor allem auch für ein stressfreies Leben: Die ständige Erwartung, sofort reagieren zu müssen, alles direkt aufzulösen, setzt enorm unter Druck und das kann auf Dauer sehr belastend sein.

Wie kann man sich das Handy abgewöhnen?

Um unsere bisherigen Erkenntnisse nochmal kurz zusammenzufassen:

  • Social Media macht süchtig: Es bietet uns schnelle Belohnungen, die uns immer weiter in den Bann ziehen.
  • Es sorgt dafür, dass wir abstumpfen und die Realität zunehmend langweiliger erscheint: Wir verlieren das Interesse an echten, tiefgehenden Erlebnissen.
  • Es beeinflusst unsere zwischenmenschlichen Beziehungen: Wir verlernen, fair und empathisch mit anderen umzugehen und verlieren das Gespür für uns selbst.
  • Social Media macht uns unsicher und kann durch Hasskommentare und Vergleiche unser Selbstwertgefühl enorm verletzen.
  • Wer ein Smartphone nutzt, hat das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen: Das erzeugt Stress und setzt uns unter enormen Druck.
  • Durch die ständige Angst, etwas zu verpassen, verlernen wir, Spannungen auszuhalten, was für ein erfülltes Leben jedoch unerlässlich ist.

Umso wichtiger ist es in Sachen Smartphone-Konsum rechtzeitig auf die Bremse zu drücken – aber wie? „Das eine ist, sich überhaupt klarzumachen, dass das eine Sucht ist. Wenn es Alkohol wäre und Menschen würden sagen ‚Acht Stunden am Tag trinke ich Alkohol‘, dann wären sie in der Klinik. Und wenn Leute inzwischen sagen, sie hängen acht Stunden am Tag am Handy, ist das normal“, so Dami Charf. Nachdem man sich das eingestanden hat, heißt es eigentlich einfach nur: Handy weg!

Die Expertin rät: „Wenn ich jetzt hier ein Buch lesen will oder ich will was arbeiten, geht das Handy ins Nachbarzimmer.“ Und: „Alle Pings müssen aus. Ein Ping ist wie das Ping, wenn Hunde gefüttert werden. Man fängt an, zu sabbern. Alle Aufmerksamkeit geht dahin und man kann das eigentlich nur verzögern und irgendwann wird man doch zum Handy greifen und gucken“, erklärt Dami Charf.

Auch, um zwischenmenschliche Beziehungen wieder präsenter erleben zu können, gibt es Maßnahmen. „Bei Verabredungen das Handy einfach im Rucksack lassen, nicht auf den Tisch legen. Auch die andere Person bitten ‚Hey, ich würde dich gerne ganz für mich haben. Die anderen sind gerade nicht da, ich sitze aber hier‘“, rät die Expertin. „Zu sagen, okay, wir legen beide das Handy nicht nur zur Seite, sondern wirklich in den Rucksack, wo wir es nicht sehen, alles ist abgestellt und jetzt sind wir da. Und man wird feststellen, auch wenn man nach zwei, drei Stunden erst draufguckt, man hatte einen schönen Abend und die Nachrichten sind immer noch da.“ Und vor allem: Man hat mit Sicherheit nichts Wichtiges verpasst!

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Die Maßnahmen gegen Handysucht auf einen Blick:

  • Sich eingestehen, dass das Handy eine Sucht sein kann
  • Das Handy in ein anderes Zimmer legen, wenn man konzentriert arbeiten oder lesen möchte
  • Alle Benachrichtigungen ausschalten
  • Bei Verabredungen das Handy im Rucksack lassen
  • Alle Parteien darum bitten, das Handy ebenfalls vollständig aus der Sichtweite zu legen
  • Darauf vertrauen, dass man nichts Wichtiges verpasst

Ist es nicht erschreckend, wie sehr uns Social Media vereinnahmt – oft, ohne dass wir es überhaupt merken? Umso wichtiger ist es, sich bewusst mit dem eigenen Konsum auseinanderzusetzen und aktiv Grenzen zu setzen, bevor die digitale Welt die Kontrolle übernimmt.

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