Kennst du das: Dir wird bei Facebook oder in deinem Browser ausgerechnet Werbung für Produkte angezeigt, über die du dich kurz vorher noch unterhalten hast? Der Verdacht liegt nahe, dass Apps auf deinem Smartphone dich bei deinen Gesprächen belauschen und die Information an Werbekunden weiterverkaufen. Kürzlich kam heraus, dass tatsächlich einige Apps das Mikrofon deines Smartphones nutzen, um mehr über dich zu erfahren – eine davon habe ich auch selbst auf meinem Handy.
Viele Android-Apps hören mit
Was sich zunächst nach Paranoia anhört, ist wohl tatsächlich berechtigt. Die New York Times hatte kürzlich aufgedeckt, dass das amerikanische Start-Up Alphonso seine Software zum Abhören von Informationen in Apps einbaut. Das geschieht ganz einfach über das Smartphone-Mikrofon – selbst dann, wenn die App nicht aktiv genutzt wird, sondern nur im Hintergrund läuft. Die Informationen, die diese Apps registrieren, können dann an Werbekunden verkauft werden, die ein großes Interesse daran haben, möglichst detaillierte Kundenprofile zu erstellen.
Betroffen davon sind erschreckenderweise vor allem harmlos wirkende Spiele-Apps für Kinder, wie etwa „Honey Quest“ oder „Teeth Fixed“. Wenn du „alphonso automated“ in das Suchfeld des Google Play-Stores eingibst, siehst du einige Apps, die betroffen sind. Laut New York Times sind dies wohl aber längst nicht alle, da Alphonso auch Social Media-Apps zu seinen Kunden zählt.
Auch iPhone-User sind nicht davor geschützt
Zunächst dachte ich, dass ich fein raus wäre. Denn ich habe weder ein Android-Smartphone, noch spiele ich mit meinem iPhone. Es gibt jedoch eine beliebte App, die du womöglich auch auf deinem Smartphone installiert hast: Shazam, die kürzlich von Apple gekauft wurde. Diese App nutze ich gar nicht mal so selten, wenn ich wissen will, welcher Song da gerade in einer Serie oder einem Film im Hintergrund läuft. Dafür muss das Programm natürlich auf das Mikrofon zugreifen. Dass Shazam aber auch aktiv mithört, wenn ich gerade nicht nach einem Songtitel suche, war mir wirklich neu.
Was genau wird belauscht?
Eine richtig gruselige Vorstellung wäre ja, wenn nun Shazam unbemerkt bei intimen Gesprächen zuhören würde. Man stelle sich folgendes Szenario vor: Ich tausche mich mit meinem Partner im Vertrauen über eine Verhütungsmethode aus und erhalte kurze Zeit später Werbung darüber auf meiner Facebookseite. Das würde selbst mich beunruhigen, obwohl ich sonst in Sachen Datenschutz relativ entspannt bin. Genau das machen Shazam und auch alle anderen Apps, die Alphonso integriert haben, wohl aber nicht. Laut Alphonso-Chef Ashash Chordia soll das Programm lediglich TV-Werbung und Kinofilme erkennen und ausdrücklich keine Privatgespräche aufzeichnen.
Dürfen die das denn überhaupt?
Selbst wenn diese Apps keine Gespräche belauschen, kann man es natürlich bedenklich finden, dass diese ganz unbemerkt aufzeichnen, welche Fernsehsendungen man sich so reinzieht. Ein Aufzeichnen von Privatgesprächen wäre ohnehin illegal. Das Weitergeben anderer Informationen jedoch nicht unbedingt, denn vor der Installation musst du der App erst einmal Zugriff auf dein Mikrofon gewähren. Da dies für die Nutzung vieler Spiele sowie für Shazam erforderlich ist, setzt man natürlich ein Häkchen. Damit gibt man jedoch auch seine Einwilligung zur werblichen Nutzung, wodurch die Praktik von Alphonso legal wird. Doch wer liest schon wirklich immer das Kleingedruckte?
Zum Glück lassen sich die Berechtigungen auch rückgängig machen. Wie das auf einem Android-Phone funktioniert, wird dir Schritt für Schritt in diesem Video erklärt:
In den USA hört Facebook schon mit
Auch wenn der Verdacht immer wieder aufkommt: Facebook hört ebenfalls nicht deine Privatgespräche ab. In den USA hat Facebook jedoch eine Funktion eingeführt, die Datenschützer beunruhigt: Tippt man einen neuen Status ein, wird automatisch das Mikrofon für 15 Sekunden angeschaltet. Dies soll dann automatisch Musik, Filme oder Serien im Hintergrund erkennen und zum Status hinzufügen. Auf der Infoseite zu diesem optionalen Feature widerlegt Facebook jedoch einige Gerüchte über diese vermeintliche Spionagefunktion.
Das Nutzen der Smartphone-Mikrofone durch Apps klingt zunächst sehr bedenklich. Wenn jedoch wirklich nur Informationen über meinen Fernsehkonsum weitergegeben werden, juckt mich das nicht wirklich. Schließlich registrieren andere Apps ebenfalls persönliche Daten wie meinen Standort und spielen mir entsprechende Werbeanzeigen aus. Was ist eigentlich so schlimm daran, anstatt wahlloser Werbung passende angezeigt zu bekommen? Diskutiere mit mir darüber in den Kommentaren!
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