Die kleinen Steinchen sehen auf den ersten Blick aus wie Piercings. Es handelt sich jedoch um Ear Seeds. Das sind kleine Akupressur-Kugeln, die mit transparenten Klebepunkten in der Ohrmuschel platziert werden. Dadurch soll dein Wohlbefinden und deine innere Balance gestärkt werden. Vorteil der Ohrakupressur: Es sind keine Nadeln nötig und du kannst die Ear Seeds selbst applizieren. Wir haben uns die sanfte Ohrakupressur genauer angeschaut und ausprobiert!
- 1.Was sollen Ear Seeds bewirken?
- 2.Ear Seeding für ganzheitliche Anwendung oder bestimme Bereiche
- 3.So werden Ear Seeds angewendet
- 4.Ear Seeding: Den richtigen Punkt finden
- 5.Können Ear Seeds falsch angewendet werden?
- 6.Ear Seeds im Test
- 7.Das hat uns beim Ear Seeding überrascht
- 8.Bringen Ear Seeds was?
- 9.Hier kannst du Ear Seeds kaufen
Dieser Health-Trend sieht nicht nur schön aus, er soll auch noch entspannen, für besseren Schlaf sorgen oder die Konzentration schärfen – das klingt vielversprechend! Ear-Seeding nennt sich das Aufkleben von kleinen „Samen“ an ganz bestimmten Punkten in deiner Ohrmuschel.
Was sollen Ear Seeds bewirken?
Die Ohrakupresur ist Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Unsere Ohren sollen, laut der Lehre der Akupressur, ein Mikrokosmos des gesamten Körpers sein. Alleine am Außenohr befinden sich demnach über 200 Akupressurpunkte, die fast jeden Bereich des Körpers durch Aktivieren dieser Reflexe stimulieren können.
Durch Druck auf diese Punkte werden elektrische Impulse im Körper ausgelöst. Mithilfe von Neurotransmittern und den Botenstoffen der Nervenzellen werden diese Impulse dann vom Ohr über das Gehirn und die Nervenbahnen zu dem Teil des Körpers geführt, der durch die Ear Seeds aktiviert wurde.
Ear Seeding für ganzheitliche Anwendung oder bestimme Bereiche
Zu den Ear Seeds erhält man meistens direkt eine Art Ohr-Landkarte dazu, mit der sich die verschiedenen Punkte ganz einfach lokalisieren lassen. So kann man zum Beispiel seinen Körper ganzheitlich stimulieren: Besserer Schlaf, weniger Stress oder ein fokussierter Geist. Je nach Kombination der Reflexpunkte können die Ear Seeds aber auch spezielle Bereiche im Körper beeinflussen. Das Herz, den Darm, oder den Kopf – die Auswahl ist groß.
So werden Ear Seeds angewendet
- Zunächst die Hände und die Ohrmuschel gründlich reinigen und gut abtrocknen, damit die Seeds gut halten können
- Den Ear Seed mit Hilfe einer Pinzette lösen, auf dem Druckpunkt platzieren und leicht andrücken. Einmal am Ohr platziert, sollten die Ear Seeds nicht mehr justiert werden.
- Den Druck der Ear-Seeds kannst du verstärken, indem du die Kugeln täglich für wenige Minuten leicht massierst
- Die Ear Seeds sind wasserfest und können auch beim Sport oder unter Dusche getragen werden
- Die Ear Seeds sollten nicht länger als drei bis fünf Tage genutzt werden und dann vom Ohr entfernt werden
- Wichtig: Die Seeds nur am Außenohr anbringen, niemals im Innenohr
- Wenn du die alten Ear Seeds entfernt hast, warte vor deiner nächsten Runde Ohrakupressur zwei bis drei Tage, damit sich das Ohr etwas beruhigen kann
Ear Seeding: Den richtigen Punkt finden
Da jedes Ohr anders aussieht, kann es beim ersten Mal schwierig werden, den richtigen Punkt zu finden. Dabei hilft ein sogenannter Drucktaster. Das ist ein Stift mit einer kleinen Kugel an der Spitze. Beim Ertasten deiner Akupressurpunkte mit dem Drucktaster solltest du auf die Schmerzempflichkeit dieser achten. Akupressurpunkten wird nämlich eine gewisse Empfindlichkeit nachgesagt. Tut es also an einer bestimmten Stelle am Ohr mehr weh, hast du höchstwahrscheinlich den Akupressurpunkt gefunden.
Diesen Punkt kannst du nun markieren, indem du mit dem Drucktaster für ein, zwei Sekunden leichten Druck auf die Stelle ausübst. Es bleibt eine sichtbare kleine Kuhle auf der Haut zurück - genau dort applizierst du dein Ear Seed.
Können Ear Seeds falsch angewendet werden?
Am besten ist es natürlich, wenn du den richtigen Akupressurpunkt findest. Etwas falsch machen kannst du bei der Anwendung aber nicht. Die definierten Punkte können aber als Richtwert gesehen werden, wo die Ear Seeds in etwa platziert werden sollten. Ist es nicht die richtige Stelle, werden immerhin die Außenbereiche stimuliert.
Die Selbstbehandlung von Druckpunkten sei, laut Lehre der Akupressur, so gut wie risiko- und nebenwirkungsfrei ist. In erster Linie geht es darum, zurück in die innere Balance zu finden.
Sollten jedoch Hautirritationen auftreten, oder die Punkte starke Schmerzen auslösen, solltest du die Ear Seeds lieber vorzeitig entfernen.
Ear Seeds im Test
Ich finde Piercings wunderschön und bin immer auf der Suche nach Wellness- und Gesundheitstrends – Ear Seeds verbinden diese beiden Punkte also schonmal perfekt! Ich habe mich für ein Starterpaket des deutschen Unternehmens Seed & Treat entschieden. Im Paket enthalten sind 20 Ear Seeds in Gold, 20 Ear Seeds mit Perlen und ein goldener Drucktaster. Die vergoldeten Kugeln (auf der Rückseite) sind auf ein transparentes Pflaster aus latexfreiem Tape angebracht. Dazu erhält man ein mit Infos zur Anwendung und Wirkung der Ear Seeds.
Es stehen drei Anwendungsbereiche zur Auswahl:
- No Stress
- Focused Mind
- Sleep Well
Da das mit dem Schlaf, vor allem dem Einschlafen, in letzter Zeit nicht so hinhaut bei mir, starte ich mit „Sleep Well“. Dafür setze ich die Ear Seeds an drei Punkten im Ohr: Die für das Herz, die Sonne und das vegetative Nervensystem. Optional kannst du noch den sogenannte Masterpunkt „Shen men“ stimulieren. Dem Punkt wird nachgesagt, dass er mit dem gesamten Nervensystem in Verbindung steht und er für Balance und inneres Wohlbefinden sorgen soll, wird in dem Heftchen von Seed & Treat erklärt.
Das hat uns beim Ear Seeding überrascht
Um die vier Akupressurpunkte zu finden, braucht es ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl. Mit dem Drucktaster findet man die Punkte aber recht gut (mein Shen men hat ordentlich gezwiebelt!) und durch sanftes Drücken bleibt die sichtbare Kuhle zurück. Ich für meinen Fall fand das Aufkleben mit den Fingern leichter, als mit der Pinzette, aber das wird Geschmackssache sein.
Direkt nach dem Anbringen der Ear Seeds hatte ich schlagartig erstmal ziemliche Kopfschmerzen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich immer wie eine eingekringelte Scampi an meinem Schreibtisch sitze, oder ob die Druckpunkte schon kräftig am Arbeiten waren – ich hoffe mal auf Letzteres.
Vor allem der Shen men (ganz oben am Ohr) hat sich während der ganzen Zeit des Tragens bemerkbar gemacht. Die anderen drei Punkte waren kaum zu spüren. Wie man auf dem Tragefoto (übrigens die Sleep Well-Punkte) gut sehen kann, war die Klebefolie recht sichtbar. Das war rein optisch nicht so schön, dafür haben die Ear Seeds aber bombenfest gehalten! Nach fünf Tagen haben sie immer noch an Ort und Stelle gesessen.
Bringen Ear Seeds was?
Und wie ging es mir nach fünf Tagen Ear Seeding? Ich muss wirklich sagen, dass ich ab Tag zwei richtig gut geschlafen habe! Vor allem bin ich schnell eingeschlafen, was mir sehr gefehlt hat, war nicht einmal wach in der Nacht und bin morgens nicht ganz so verstrahlt aufgewacht, wie sonst. Die Akupressur-Methode für besseren Schlaf werde ich auf jeden Fall wiederholen.
Dazu muss man wissen: Die Wirkung von Akupressur ist von Mensch zu Mensch verschieden. Bei einem wirkt die Druckpunktmassage sofort, bei den anderem dauert es mehrere Anwendungen. Es kann auch sein, dass überhaupt keine Wirkung wahrgenommen wird.
Außerdem denke ich, dass es bei alternativen Heilansätzen immer auf die Einstellung und Haltung ankommt. Bei passivem, resignierendem Verhalten („Das bringt doch eh nichts!“) wird vermutlich auch keine Änderung festgestellt. Mit etwas Geduld, Feingefühl für seinen eigenen Körper und Offenheit gegenüber dem „Neuen“, denke ich, dass alternative, oder in diesem Fall traditionell chinesische, Medizin einen großen Nutzen für uns hat.
Hier kannst du Ear Seeds kaufen
Verschiedene Sets von Seed & Treat findest du in deren Onlineshop. Das günstigste Starterset, mit Silber-Ear Seeds und Drucktaster erhältst du für 45 Euro.
Bei Asos findest du beispielsweise ein Set der Marke Vie, das beim Entspannen helfen soll.
Bildquelle: Alice Mecke/Getty Images/PeterHermesFurian