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Innerlich erstarrt

Sexuelle Belästigung: So wehrst du dich auch unter Schock

Sexuelle Belästigung

Wie heißt es so schön: „Nein heißt nein”. Man soll die Stimme erheben, den Täter entschieden zurückweisen. In der Theorie wissen wir, was zu tun ist. Doch mal ehrlich: Wer sexuell belästigt wird, der erstarrt in dem Moment nicht selten zur Salzsäule. Was also tun, wenn man es als schüchterne Person oder einfach aus völligem Schock heraus nicht schafft, sofort taff, selbstbewusst und laut zu sein?

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Vorab: Was laut Gesetz genau als sexuelle Belästigung gilt, hat meine Kollegin Katja hier übersichtlich zusammengefasst:

Mir sind die folgenden Tipps besonders wichtig, weil ich selbst mal in genau dieser Situation gesteckt habe.

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Meine persönliche Erfahrung mit sexueller Belästigung

Vor ein paar Jahren wurde ich als Studentin in einem sonst leeren Zugabteil von einem Mann sexuell belästigt. Er kam in das Abteil und fragte mich erst freundlich nach den nächsten Haltestellen des Zuges, ich half ihm gern weiter. Doch dann wendete sich das Blatt: Plötzlich setzte er sich mir gegenüber und fing an, mir lüsterne Blick zuzuwerfen. Es war Hochsommer und ich hatte kurze Kleidung an – in dem Moment bereute ich meine Outfit-Wahl (ja, hier fing ich schon an, mich selbst für das Verhalten des Mannes verantwortlich zu machen). Bei Blicken blieb es leider nicht.

Plötzlich griff er mit seiner Hand an seinen sichtbar erigierten Penis und fing an, lauthals atmend an sich herumzuspielen. Ich war in diesem Moment so erschrocken, verstört und angewidert, dass ich regelrecht erstarrte und nichts weiter tat, als angestrengt aus dem Fenster zu sehen. Als eine gefühlte Ewigkeit später ein Zugbegleiter durchs Abteil lief, jedoch ohne stehen zu bleiben, entschloss ich impulsiv, ihm einfach hinterherzulaufen. Damit war ich der Situation zwar entflohen, ich traute mich jedoch nicht, dem Schaffner tatsächlich etwas zu sagen. Ich wollte einfach nur weg. Und ärgerte mich auf dem Weg in die Uni schon endlos über mich selbst. Warum war ich so ein verdammter Feigling?

Noch heute merke ich bei Catcalling (also übergriffigen, sexuell aufgeladenen Kommentaren von Männern) und anzüglichen Blicken, zum Beispiel im Fitnessstudio, dass ich innerlich erstarre, statt mich laut und mutig zu wehren. Aus diesem Grund möchte ich für dich, aber auch für mich selbst Tipps sammeln, wie man sich in solchen Situationen verhalten kann, wenn man unter Schock leider keinen Ton herauskriegt.

3 Tipps, wie du dich trotz Schüchternheit & Angst gegen sexuelle Belästigung zur Wehr setzen kannst

Die Sache ist absurderweise die: Viele Frauen (und Männer!) schaffen es leider nicht, sich lautstark gegen sexuelle Belästigung zur Wehr zu setzen, weil sie kein unangenehmes Aufsehen erregen wollen – für sich selbst. Geht es dir auch so? Dann versuch es doch zunächst mal mit folgenden Methoden:

1. Ohne Worte Stärke zeigen - Die richtige Körpersprache

Selbst wenn du merkst, dass du gerade kein Wort rausbekommst, kannst du versuchen, mit deiner Körpersprache zu arbeiten. Eine aufrechte Haltung und ein böser, energischer Blick direkt in die Augen können schon mal einschüchternder wirken, als ein verstörter Blick auf den Boden und eine gekrümmte Haltung. Zu einem so sicheren, selbstbewussten und konsequentem Auftreten in Sachen Körpersprache rät unter anderem die Polizei Nordrhein-Westfalen.

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Das mag zwar schwer fallen, weil man sich in dem Moment der sexuellen Belästigung gar nicht danach fühlt, aber es ist immer noch einfacher als lautstark loszuschimpfen, oder?

2. Entziehe dich der Situation!

Wenn du merkst, dass du komplett überfordert bist, dann folge erstmal deinem Fluchtinstinkt. Begebe dich weg von der Gefahr an einen sicheren Ort. Ob du im Büro erstmal auf die Toilette gehst, im Zug das Abteil wechselst oder abends auf der Straße erst mal in ein Geschäft oder eine Bar flüchtest (oder andersrum). Gewinne wieder Kontrolle über die Situation.

Selbst wenn du nur um die Ecke gehst, Hauptsache erst mal raus aus deiner unangenehmen Lage, in die du gebracht wurdest. So hast du kurz Zeit, nachzudenken, was du jetzt tun und im besten Fall sagen möchtest, falls dein Belästiger dich trotzdem nicht in Ruhe lassen sollte.

3. Sammle Spuren, Beweise, Infos

Selbst wenn du den Täter aus Angst nicht persönlich stellen willst, notiere dir am besten schnell, was wann wo genau passiert ist und ob es Zeugen gab. Das Gedächtnis wischt gerne mal über solche negativen Erlebnisse, sodass dir die Details schnell entfallen. Schaffe dir also selbst Beweisgrundlagen. Das rät laut tagesspiegel.de die Berliner Arbeitsrechtlerin Erika Schreiber. Sie bezieht den Tipp zwar auf sexuelle Belästigung im Büro, jedoch kann ja in jeder Belästigungssituation hilfreich sein, Hinweise parat zu haben. Je nach Situation können das Fotos, Nachrichten oder einfach Infos zur Optik des Täters sein.

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Friedericke Strack von der Berliner Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen erklärt gegenüber orange.handelsblatt.com sogar, dass man seine Kleidung, die man während des Vorfalls trug, in einer Plastiktüte sichern sollte. So gehen keine Spuren verloren.

Weitere Beispielsituationen für sexuelle Belästigung und wie du individuell reagieren kannst, verrät Etta Hallenga von der Frauenberatungsstelle Düsseldorf auch auf jetzt.de, falls du noch mehr konkrete Beispiele und Erklärungen brauchst.

Natürlich ist das, was ich dir in diesem Artikel mit auf den Weg gebe, einfacher gesagt als getan. Vielleicht hilft es aber schon, dass du dir deiner Möglichkeiten bewusst bist, um beim nächsten Mal (im besten Fall passiert es natürlich nie wieder!) instinktiv richtig für dich und dein Wohl zu reagieren. Auch ein Selbstverteidigungskurs kann dir dabei helfen, mehr Selbstbewusstsein aufzubauen, um in entsprechenden Situationen richtig zu reagieren. Viele Vereine bieten solche Kurse speziell für Frauen an.

Bildquelle: iStock/asiandelight

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