Instagram, Facebook und Snapchat – sie alle quellen über vor lauter perfekter Selfies von schönen Menschen. Doch zumindest auf Instagram macht sich ein neuer Selfie-Trend breit: Mut zur Hässlichkeit. Vor allem hübsche junge Frauen zeigen unter dem Hashtag #uglyface die Kehrseite ihrer Schokoladenseite.
Nicht nur Stars wie Kim Kardashian sind dem Selfie-Wahn verfallen. Auch bei uns Normalos sollen rund ein Drittel aller Fotos auf unseren Smartphones Selfies sein. Kein Wunder also, dass auch in den sozialen Medien wie Instagram jede Menge Selbstporträts der User landen. Das Problem an Selfies: Sind sind perfekt inszeniert und im Nachhinein noch bearbeitet. Mit Spontaneität oder gar der Realität haben sie daher in den wenigsten Fällen etwas zu tun.
Doppelkinn und Co. sind der neue Selfie-Trend auf Instagram
Nun regt sich also eine Gegenbewegung im Netz. Das perfekte Selbstbildnis soll ersetzt werden durch realistischere Bilder oder lieber gleich durch den Mut zum hässlichen Gesicht und Körper. Diejenigen, die solche Fotos von sich machen, quetschen ihr Gesicht zum Doppelkinn, zeigen Fratzen und schwabbelnde Körperteile. Die hochgeladenen Bilder werden mit Hashtags wie #UglyFaceChallenge, #PrettyGirlsUglyFaces oder #UglyFace versehen.
Allerdings erinnert dieser neue Trend etwas an die bereits zahlreich genutzten Hashtags #NoMakeUp und #NoFilter, bei denen sich vor allem Frauen ohne Make-up oder zusätzliche Filter präsentieren und so ihr wahres Gesicht zeigen wollen. Das Problematische bei all diesen vermeintlichen Trends hin zum Unperfekten oder gar Hässlichen: All die jungen Frauen, die diese Hashtags nutzen und Selfie-Trends mitmachen, sind natürlich nicht ansatzweise hässlich, sondern eher bildschön.
Bodyshaming in Social Media
Daher steckt hinter solchen Hashtags vor allem eins: Fishing for compliments. Diejenigen, die die vermeintlich hässlichen oder unattraktiven Selfies von sich hochladen, sind sich natürlich im Klaren darüber, dass sie auf dem Foto trotzdem noch gut aussehen und wollen dies im Idealfall von ihren Followern bestätigt wissen. Schließlich wissen ja alle, dass die Person im wahren Leben kein Doppelkinn hat.
Damit sind wir auch schon beim zweiten Problem: Dem Bodyshaming. Die #UglyFaceChallenge zeigt nämlich, wie die Personen, die an ihr teilnehmen, bitte nicht sein wollen. Ein Doppelkinn, ein hervorstehender Kiefer und Co. sehen nun einmal nicht gut aus. Doch dabei vergessen alle, die den witzigen und mutigen Trend zum #uglyface auf Instagram feiern, dass es Menschen gibt, deren Realität nun einmal ein Doppelkinn oder dicke Oberarme sind. Doch sind diese Menschen deswegen weniger wert, „ugly“, und können als Objekt der Belustigung dienen? Wohl kaum. Doch genau dieses Bodyshaming liegt verdeckt unter dem Trend zu hässlichen Selfies bei Instagram. Natürlich wollen wir niemandem unterstellen, absichtlich Bodyshaming zu betreiben. Doch man sollte hin und wieder darüber nachdenken, dass Menschen nun einmal verschieden aussehen und Schönheit vor allem im Auge des Betrachters liegt.
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