Wer im Winter verreist, entflieht normalerweise entweder der Kälte oder fährt in die Berge zum Ski und Snowboard fahren. Ich habe nun aber ein etwas anderes winterliches Reiseziel entdeckt: Nach fünf Tagen im Süden Finnlands bin ich Hals über Kopf in das nordische Land verliebt. Obwohl ich sonst lieber in wärmere Länder verreise, kann ich dir sieben Gründe nennen, warum es sich lohnt, den finnischen Winter kennenzulernen.
#1 Weihnachtsmarkt in Helsinki
Wer im Dezember nach Finnland reist, sollte sich den Weihnachtsmarkt auf dem Senatsplatz, direkt am Dom von Helsinki nicht entgehen lassen. Im Gegensatz zu großstädtischen Weihnachtsmärkten in Frankfurt am Main oder Berlin geht es hier vergleichsweise ruhig zu (zumindest für deutsche Verhältnisse, die Finnen empfinden den Weihnachtsmarkt als sehr voll). Ich war am Eröffnungswochenende Anfang Dezember hier und konnte mir in Ruhe die über 100 Stände anschauen.
Was den Weihnachtsmarkt von Helsinki von vielen deutschen Weihnachtsmärkten unterscheidet, ist die hohe Qualität der Speisen und Getränke sowie die Auswahl der Stände. Wer hier seine Produkte anbieten will, muss nämlich vorher erst die Organisatoren überzeugen. Ausgewählt werden ausschließlich Hersteller, die ihre Produkte in Handarbeit in Finnland hergestellen. Daher wirst du hier keinen Plastik-Ramsch oder fünf Wurstbuden nebeneinander finden, sondern eine sorgfältig ausgewählte Mischung. Glühwein aus dem Tetrapack oder andere Industrieprodukte sind hier tabu. Stattdessen gibt es selbst gemachten Glögi (die finnische Glühwein-Variante), Würste aus Rentier- und Elchfleisch (oder vegetarische Würste) und finnische Spezialitäten wie Kalakukko (in Roggenbrot gebackener Fisch).
Ein Highlight, das du bestimmt nur in Finnland findest: Am Eingang des Weihnachtsmarkts befindet sich eine Sauna. Für nur 5 Euro Eintritt kannst du dich hier ordentlich aufwärmen, anschließend halb nackt mitten auf dem Senatsplatz sitzen und die Weihnachtsatmosphäre genießen.
#2 Günstiger als gedacht!
Die Angst vor horrenden Preisen hat mich bisher davon abgehalten, nach Finnland zu reisen. Nachdem ich nun dort war, kann ich aber Entwarnung geben: Viele Preise sind vergleichbar zu denen in Deutschland. Auf dem Weihnachtsmarkt bekommst du beispielsweise einen Glögi für 2 bis 3 Euro, eine Fahrt auf dem Weihnachtsmarkt-Karussel sowie der Eintritt zu zahlreichen Museen in Helsinki sind umsonst, ein Ticket für die halbstündige Zugfahrt vom Flughafen in die Innenstadt kostet 5 Euro und Leitungswasser (Finnland hat weltweit die beste Trinkwasserqualität) wird in allen Restaurants umsonst dazu gereicht. Die Sauna-Eintrittspreise sind häufig sogar günstiger als in Deutschland, da Saunieren hier kein Luxus ist, sondern zum Alltag gehört. Lediglich beim Alkohol wird es teuer: Für ein großes Bier zahlt man in der Kneipe um die 9 Euro.
#3 Die moderne finnische Küche
Ich träume immer noch von all dem guten Essen, das ich in Finnland probiert habe. Auch hier wurde ich überrascht: Als Veganerin hatte ich erwartet, mich auf spartanische Kost einrichten zu müssen. Die fortschrittlichen Finnen wissen aber, wie man mit regionalen Zutaten fleischlos kocht. Während Vegetarier in vielen Ländern nicht in den Genuss lokaler Speisen kommen, wurde ich hier wirklich verwöhnt.
Im Restaurant Fiskars Wärdshus im wunderschönen Dorf Fiskars habe ich eines der besten Menüs meiner Reise genossen: eine Vorspeise aus Rote Bete und Topinambur-Creme, zum Hauptgericht Knollensellerie mit frittiertem Grünkohl, roten Zwiebeln und Pfifferlingen und zum Nachtisch Preiselbeer-Sorbet mit Lakritz-Soße. Dazu Bier-Variationen der örtlichen Brauerei Fiskars Panimo – ein Traum!
Ähnlich begeistert war ich vom Restaurant Kuurna in Helsinki: Hier wurden mir göttliche Pastinaken-Gnocchi mit Rosenkohl, Fenchel und Zitronensoße serviert.
Neben den Menüs in gehobenen Restaurants haben mich aber auch viele andere Köstlichkeiten begeistert. Meine weiteren kulinarischen Highlights:
- Sauerteigbrot in Mathildedal von der Handwerksbäckerei Kyla: Das vielleicht beste Brot, das ich je gegessen habe. Ich hätte den ganzen Laib pur verschlingen können! Hier wird ohne Hefe und andere Zutaten mit viel Liebe gebacken und das schmeckt man.
- Veganer Käsekuchen von Aboki in Fiskars: Ich hätte nicht erwartet, in der kleinen Markthalle des Dörfchens Fiskars einen Stand für veganes Gebäck zu finden. Besonders toll fand ich, dass die Zutaten auch hier landestypisch waren: Die Käsekuchencreme war garniert mit Preiselbeeren und der Boden bestand aus Pepparkakor*, finnischen Gewürz-Plätzchen.
- Limonade aus finnischen Beeren von Honkajoen Panimo: Ich war nicht nur ganz entzückt vom Design der Flaschen-Etiketten, sonder auch vom Geschmack. Die Limonaden dieses kleinen Herstellers schmecken sehr natürlich und sind in Geschmacksrichtungen wie Maulbeere, Preiselbeere oder Himbeere erhältlich.
- Gefüllte Rieska (finnisches Brot) von Nolla: Nolla ist ein Zero-Waste-Restaurant, das erst im Frühjahr 2019 wieder eröffnen wird. Nolla kocht ausschließlich mit Produkten, die nicht in Plastik verpackt sind, bezieht regionale Lebensmittel und kompostiert Abfälle selbst in einem High-Tech-Komposter. Auf dem Weihnachtsmarkt in Helsinki wurde bereits eine kleine Auswahl an Speisen angeboten. Die Teigtaschen aus finnischem Sauerteigbrot gefüllt mit Saubohnen-Creme, geschmortem Kohl, Grünkohl und geröstetem Wurzelgemüse haben mich davon überzeugt, dass man auch mit regionalem Wintergemüse kreativ kochen kann.
#4 Finnisches Design und Souvenirs
Normalerweise kaufe ich auf Reisen nur selten Souvenirs, in Finnland konnte ich mich aber nicht zurückhalten. Mir war vor meiner Reise gar nicht bewusst, dass es in Finnland so viele Designer für Möbel, Deko und Schmuck gibt. Aufgrund meines begrenzten Gepäcks und Budgets konnte ich mir leider keines der wunderschönen schlichten Holzmöbel von Nikari in Fiskars kaufen.
Stattdessen landeten aber eine Reihe anderer schöner Dinge in meinem Koffer: in Blaubeersaft eingelegte Knoblauchzehen vom Markt in Fiskars (unbedingt probieren!), handgemachte Ohrringe aus Birkenholz im Rentier-Geweih-Design von Valona*, schick designte finnische Kochbücher, Mumins-Geschirr*, ein kleines Alpaka aus Alpaka-Wolle aus Mathildedal, Weihnachtskarten und natürlich Salmiakki von Koskenkorva* (finnischer Salzlakritz-Likör).
#5 Andere Weihnachts-Traditionen kennenlernen
In Finnland feiert man Weihnachten etwas anders als in Deutschland. Der religiöse Aspekt tritt hier in den Hintergrund, stattdessen dreht sich alles um Santa Claus, der ja bekanntlich in Rovaniemi, der Hauptstadt von Lappland im Norden Finnlands wohnt.
Anstatt Lebkuchen und Butterplätzchen werden hier vorrangig die dünnen Gewürzplätzchen Pepparkakor* zubereitet, die man überraschenderweise zusammen mit Blauschimmelkäse genießt. Auch in Sachen Weihnachtsdeko gibt es Unterschiede. Anstelle von Strohsternen bastelt man in Finnland sogenannte Himmeli, die aufgrund ihres geometrischen Designs richtig modern aussehen! Wie du die typisch finnische Weihnachtsdeko aus Stroh oder Glasperlen nachbasteln kannst, lernst du in diesem Himmeli-Buch*.
#6 Rentiere füttern
In Finnland kannst du nicht nur den echten Weihnachtsmann treffen, sondern auch seine Rentiere. Normalerweise findet man Rentiere nur im Norden Finnlands, im Nuuksio-Nationalpark nahe der Stadt Espoo findet man aber eine kleine Gruppe. Die Rentiere können hier nach Anmeldung oder an Wochenenden besucht und ausschließlich mit Flechten gefüttert werden.
#7 Eine Sauna direkt im Hafen von Helsinki
Mein absolutes Highlight während meiner Reise durch den Süden Finnlands war ein Besuch bei Allas Sea Pool direkt im Hafen von Helsinki. Für nur 14 Euro Eintritt kann man hier den ganzen Tag saunieren und danach aufgeheizt in den Außenbereich gehen. In dem dampfenden Pool zu schwimmen und aufs Meer zu schauen ist schon wunderschön, noch besser fand ich aber den kurzen Tauchgang im eisigen Meereswasserbecken. Ich habe mich selten so wohl gefühlt wie in den Stunden danach, meine Haut war richtig weich und kalt wurde mir auch nicht mehr. Der Effekt war ähnlich wie bei meinem Test einer Kältesauna in Berlin, nur dass in Helsinki der Ausblick wesentlich schöner war.
Ich hätte nicht gedacht, dass Finnland als Reiseland so viel zu bieten hat. Noch dazu kann man sich hier alleine gut zurechtfinden, da fast jeder Finne Englisch spricht und viele sogar Deutsch. Auf jeden Fall solltest du dich nicht von den winterlichen Temperaturen abhalten lassen, denn eine so romantisch-weihnachtliche Stimmung wie hier findet man hierzulande nur noch selten. Warst du auch schon mal in Finnland und hast weitere Tipps? Teile sie gern mit mir in den Kommentaren!
Bildquelle: Helsinki Marketing