Im Vergleich zu vielen anderen Ländern gehen in Deutschland die Impfungen gegen das Coronavirus eher schleppend voran. Wer schneller immun werden will, könnte nun einfach dorthin reisen, wo sofort ein Termin möglich ist: Ein Reiseveranstalter bietet jetzt Impfurlaube an, die neben Flügen und einer Unterkunft auch einen Impftermin und Dolmetscher enthalten. Wir zeigen dir, wie legal das Ganze ist, was es kostet und wo der Haken am reizvollen Angebot sein könnte.
Impfreisen aktuell nach Russland möglich
All-Inclusive-Urlaub inklusive Impftermin: Was wir uns vor ein paar Jahren nicht hätten träumen können, ist jetzt tatsächlich Realität und klingt für alle, die endlich wieder zurück zur Normalität wollen, sicher reizvoll. Aktuell werden Impfurlaube allerdings nicht von großen Reiseveranstaltern angeboten, sind jedoch von Deutschland aus möglich. Das norwegische Unternehmen World Visitor bietet laut seiner Webseite „besorgten Bürgern“ Pauschalreisen mit Impfterminen an. Die Reiseziele sind jedoch begrenzt: Das All-Inclusive-Angebot ist aktuell nur nach Russland möglich, wo das Vakzin Sputnik verimpft werden kann. Zur Wahl stehen allerdings Kurztrips nach Moskau und St. Petersburg, sowie ein längerer Urlaub inklusive Weiterreise in die Türkei.
Das Angebot von World Visitor ist allerdings nicht gerade günstig: Für die Rundumpakete mit Flügen, Aufenthalt, Impfterminen und Russisch-Dolmetscher werden mindestens 1.500 Euro pro Person fällig. Vor dem Reiseantritt erfolgt ein ärztliches Beratungsgespräch, um die Kunden über die Impfrisiken aufzuklären.
Impfreisen sind legal – aber moralisch vertretbar?
Das Angebot mag insbesondere für jüngere gesunde Menschen verlockend klingen, die in Deutschland noch lange auf ihren Termin warten müssen. Jedoch sollte man sich fragen, ob man von derartigen Optionen wirklich Gebrauch machen will. Zum einen erfordern die vermeintlichen All-Inclusive-Angebote immer noch die selbständige Organisation des Arzttermins. Im Angebot wird nämlich lediglich das Impfangebot versichert. Zum anderen ist das in Russland verimpfte Vakzin Sputnik-V derzeit noch nicht von der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen. Die Impfung erfolgt daher auf eigenes Risiko.
Auch wenn das Angebot aktuell legal möglich ist, werden Impfreisen auch aus anderen Gründen kritisiert. So bezeichnete Karl Lauterbach im WDR die Option als „unethisches Geschäftsmodell“: Anstatt Impfungen denjenigen anzubieten, die sich die Leistung quasi erkaufen können, sollten überschüssige Vakzine lieber ärmeren Ländern zur Verfügung gestellt werden. Nicht zu vergessen ist zudem die derzeit bestehende Reisewarnung für Russland: Auch Geimpfte müssen sich nach der Rückkehr an eine zehntägige Quarantäne halten.
Doch lieber in Deutschland bleiben? An diesen Orten fühlst du dich wie im Urlaub!
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