Für die einen ist es so selbstverständlich, wie oben und unten auseinanderzuhalten, für andere bleibt es ihr Leben lang eine Herausforderung: Rechts und Links zu unterscheiden ist nicht nur für Kinder schwierig. Doch was ist die Ursache für eine Rechts-Links-Schwäche und was kann man dagegen tun? Wir zeigen dir, was die Forschung dazu sagt und wie du im Alltag besser zurecht kommst.
Was ist eine Rechts-Links-Schwäche?
Von einer Rechts-Links-Schwäche spricht man dann, wenn Menschen nicht auf Anhieb die Dimensionen Rechts und Links auseinanderhalten können. Während sich der Unterschied zwischen Vorne und Hinten sowie Oben und Unten für die meisten allein schon aufgrund der Gesetze der Schwerkraft erschließt, ist die Unterscheidung von Rechts und Links nicht ganz so einfach. Eine Rechts-Links-Schwäche kann auch nach Schlaganfällen und Hirnerkrankungen auftreten, für gewöhnlich ist sie aber kein Grund zur Sorge. Nach Schätzungen sind 20 bis 30 Prozent aller Erwachsenen davon betroffen. Während manche nur in Drucksituationen Rechts und Links verwechseln, sind andere ein Leben lang auf Eselsbrücken angewiesen. So ergab zum Beispiel eine Studie 2015, dass selbst Medizinstudent*innen, die behaupteten keine Rechts-Links-Schwäche zu haben, unter Stress oder bei Ablenkung Fehler bei der Unterscheidung machten.
Woher kommt eine Rechts-Links-Schwäche?
Doch warum betrifft die Schwäche nur manche, während andere ohne Probleme Rechts und Links unterscheiden können? Klar ist, dass dies nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun hat. Aus Studien ging bisher nicht hervor, dass ein Zusammenhang zwischen IQ und der mangelnden Unterscheidung besteht. Auch bei der Frage, ob Frauen häufiger von einer Rechts-Links-Schwäche betroffen sind, ist die Forschungslage nicht eindeutig. Während aus manchen Studien hervorging, dass keine wesentlichen Geschlechterunterschiede bestehen, weisen andere auf einen höheren Frauenanteil unter den Betroffenen hin.
Menschen müssen die Unterscheidung von Rechts und Links erst lernen. Man spricht hier von der egozentrischen Orientierung, bei der man sich anhand der eigenen Position im Raum orientiert. Menschen mit einer Rechts-Links-Schwäche haben hiermit Probleme: Sie orientieren sich meist eher allozentrisch, also anhand ihrer Umgebung oder der Himmelsrichtungen. Tatsächlich handelt es sich bei der egozentrischen Orientierung, die klar zwischen Rechts und Links unterscheidet, um eine kulturell erlernte Fähigkeit, während etwa Kinder oder Menschenaffen sich allozentrisch orientieren. So gesehen nehmen Menschen mit Rechts-Links-Schwäche ihre Umgebung nach einer evolutionär älteren Strategie wahr.
Wann wird eine Rechts-Links-Schwäche problematisch?
Wer unter einer Rechts-Links-Schwäche leidet, kann schon mal trotz korrekter Wegbeschreibung in die falsche Richtung laufen oder im Tanzkurs das falsche Bein heben. Oft sind diese Verwechslungen eher lustig als problematisch. Es gibt jedoch Situationen, wo eine Rechts-Links-Schwäche fatal enden kann, wie etwa:
- im medizinischen Bereich (es kommt durchaus vor, dass an falschen Körperteilen operiert wird)
- beim Autofahren (das Verwechseln der Richtungen kann zu Unfällen oder Durchfallen bei der Fahrprüfung führen)
- im Flugverkehr
Wer unter einer starken Rechts-Links-Schwäche leidet, sollte daher in heiklen Situationen lieber immer zweimal überprüfen, ob die richtige Entscheidung getroffen wurde. Anstatt schnell aus dem Bauch heraus die Lage einzuschätzen, sollte man – wenn möglich – lieber einmal kurz durchatmen, denn Studien zeigen, dass Rechts und Links in Drucksituationen häufiger verwechselt werden.
Was hilft gegen eine Rechts-Links-Schwäche?
Wer auch im Erwachsenenalter eine Rechts-Links-Schwäche hat, wird sie meist ein Leben lang nicht los. Kindern können hingegen oft noch Lernbücher helfen, sich die Unterscheidung einzuprägen.
Es gibt aber zum Glück einige Tricks, die den Alltag erleichtern. Hat man eine Technik verinnerlicht, kann man die Richtungen oft innerhalb von Sekundenbruchteilen korrekt auseinanderhalten. Zu den besten Eselsbrücken zählen diese Methoden:
- Forme ein „L“ mit Daumen und Zeigefinger: Die Seite mit dem korrekten „L“ ist Links.
- Wenn du Rechtshänder*in bist: Präge dir ein, dass die Hand, mit der du schreibst, rechts ist. Als Linkshänder*in funktioniert der Trick natürlich umgekehrt.
- Trage einen Ring oder eine Armbanduhr immer auf der rechten oder linken Seite. Achtung: Bloß nicht ab und zu wechseln, sonst kommst du durcheinander!
- Lass dir ein kleines Tattoo am Handgelenk stechen. Besonders leicht kannst du dir die Richtungen mit einem kleinen „L“ oder „R“ merken.
- Orientiere dich an deinem Herzschlag: Dein Herz schlägt links.
- Klebe Aufkleber mit der Aufschrift „Links“ und „Rechts“ an die korrekten Seiten deines Rückspiegels im Auto.
Hast du häufiger Probleme, dir Dinge zu merken? Kein Problem, diese Eselbrücken retten dich durch den Alltag:
Bildquelle: Getty Images/Mananya Kaewthawee