„Ich würde so gerne das Glitzerkleid tragen, aber dann denken doch alle, ich bin total overdressed“, „Hoffentlich findet niemand raus, dass ich Justin Bieber Fan bin, das ist doch peinlich“ und „Was bitte sollen die Leute denken, wenn ich jetzt dieses Foto auf Instagram poste, das wirkt doch bestimmt total arrogant ...“ Kennst du solche Gedanken? Dann ist es dir wahrscheinlich ziemlich wichtig, was andere über dich denken. Aus psychologischer Sicht ist das ein ganz normaler Mechanismus, der sogar hilfreich sein kann – wenn wir es nicht übertreiben. Wir verraten dir, warum uns die Meinung anderer oft so wichtig ist – und zeigen dir außerdem unsere besten Tipps, um die fiesen Stimmen im Kopf, die uns davon abhalten, das zu tun, was wir wirklich wollen, zu übertönen.
Deshalb ist uns die Meinung anderer so wichtig
Es kann sich wohl niemand komplett davon frei machen, ein Interesse daran zu haben, was andere über sie oder ihn denken. Dafür gibt es zu viele Gründe, aus denen wir uns für die Meinung anderer über uns interessieren. Besonders entscheidend ist da die Angst vor Isolation, die gewissermaßen eine evolutionsbedingte Urangst ist. Wer in früheren Zeiten von der Gruppe verstoßen wurde, hatte wenig Chancen zu überleben. Und auch heute noch, ist es für Menschen erstrebenswert, Teil einer sozialen Gruppe zu sein. Einsamkeit macht nachweislich unglücklich.
Zudem ist Lästern gewissermaßen auch eine Form der sozialen Kontrolle. Es ist nervig, wenn darüber hergezogen wird, wer was anhat oder wen datet. Aber gleichzeitig hilft soziale Ächtung auch in anderen Bereichen dabei, gesellschaftliche Normen durchzusetzen, etwa nicht zu klauen, zu betrügen oder zu beleidigen.
Manchmal ist es also gar nicht so verkehrt, sich von dem, was andere über einen denken, lenken zu lassen. Es kommt vielmehr darauf an, zu wissen, wann die Mehrheitsmeinung uns in die richtige Richtung lenkt und wann sie unsere individuelle Freiheit einschränkt – zumal die anderen oftmals gar nicht so viel über uns nachdenken, wie wir in unserem Ego-zentrierten Weltbild vermuten. Wie schafft man es aber, weniger Wert auf das zu legen, was andere über einen denken? Wir haben unsere wichtigsten Tipps gesammelt, die uns persönlich schon öfter geholfen haben.
#1
Frage dich: Was ist das Schlimmste, das passieren kann?
Okay, angekommen, du gehst zu diesem Justin Bieber Konzert und postest dazu auch noch ein Foto auf Instagram. Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Werden alle deine Freunde kommentieren, wie peinlich du bist, wird am nächsten Tag niemand mehr mit dir sprechen? Eher unwahrscheinlich. Ja, vielleicht werden ein, zwei Leute hinter deinem Rücken über deinen Musikgeschmack herziehen, vielleicht wirst du auch ein paar dumme Sprüche zu hören kriegen – aber vielleicht wird sich auch eine Bekannte bei dir melden und sagen, dass sie auch Fan ist und vielleicht kannst du dein Fandom nun endlich frei ausleben, ohne dir darüber Gedanken zu machen, was andere über dich denken. Oftmals ist das Worst-Case-Szenario in solchen Situationen eher unwahrscheinlich und sobald wir uns getraut haben, fragen wir uns, warum wir jemals Angst vor diesem Schritt hatten.
#2
Überwinden als Challenge
Nicht nur bei einer Spinnenphobie kann eine Konfrontationstherapie helfen. Auch wenn du bei bestimmten Dingen Angst davor hast, was andere über dich denken könnten, hilft es sich, diesen Situationen ganz bewusst auszusetzen. Du hast Angst, dass andere dich für eingebildet halten, wenn du öfter mal schicke Kleider statt immer nur Jeans und T-Shirt trägst: Tu es trotzdem! Nimm dir bewusst vor, dich deiner Angst zu stellen – und again, du wirst vermutlich schnell sehen, dass andere nicht mal halb so negativ reagieren, wie du vielleicht vermutet hast. Oftmals hilft es auch, ganz offen zu kommentieren, dass dieses Verhalten gerade eine echte Challenge für einen ist.
#3
Finde eine Routine
Natürlich hilft es nicht, das Ganze nur einmal zu tun. Damit du deine Ängste wirklich ablegst, muss die Situation für dich ganz normal werden. Bleiben wir beim Beispiel des neuen Kleidungsstils. Wie wäre es, wenn Freitag von nun an dein Kleider-Tag wird oder du einfach eine Woche lang konsequent im Kleid im Büro, in der Schule oder der Uni auftauchst? Irgendwann wirst du dich fragen, wie du jemals denken konntest, dass das auf andere seltsam wirkt.
Die Telefon-Therapie
Seit ich denken kann, hasse ich es zu telefonieren und drücke mich wenn möglich davor. Jedes Mal denke ich, ich könnte die Person am Ende der anderen Leitung gerade stören oder einfach an jemanden geraten, der oder die von Natur aus unfreundlich ist. Vor ein paar Jahren hatte ich dann einen Job, in dem ich häufiger Kund*innen anrufen musste, um Dinge abzusprechen. Am Anfang hat mich das jedes Mal Überwindung gekostet, aber mit der Zeit fand ich es sogar angenehmer, schnell zum Hörer zu greifen, anstatt ewig auf eine Antwort auf meine Mail zu warten – und das, obwohl bei weitem nicht jeder Anruf angenehm war und ich es häufiger mal mit eher ungemütlichen Zeitgenossen zu tun hatte. Aber genau das hat mir gezeigt, dass man auch mal ein unschönes Telefonat führen kann und der Tag danach trotzdem nicht versaut ist.
Reflektiere dich mit Journaling
Journaling kann dir dabei helfen, mehr über deine Unsicherheiten zu erfahren, aber auch deine Erfolge festzuhalten.
#4
Frag deine Engsten nach ihrer Meinung
Wenn du dir unsicher bist, wie etwas auf andere wirken könnte, kann es auch helfen, dir eine erste Meinung von Menschen, denen du vertraust, einzuholen. Du willst bei einer Castingshow mitmachen, aber bist dir unsicher, ob du gut genug bist? Frag deinen Freund, deine Mutter oder deine beste Freundin um ihre ehrliche Meinung. Wenn du ihre Unterstützung hast, wird dir das Mut machen und du wirst nicht mehr das Gefühl haben, dich alleine der Welt zu stellen.
#5
Überwinde dich irgendwo, wo dich keiner kennt
Manchmal ist es auch genau umgekehrt: Nicht das, was Fremde über uns denken könnten, schüchtert uns ein, sondern das, was die Menschen, die uns nahe sind, über uns denken. Deshalb fällt es vielen vermutlich auch im Urlaub deutlich leichter, sich fallen zu lassen und neue Dinge auszuprobieren. Es kann befreiend sein zu wissen, dass man die Leute um einen herum ohnehin nie wieder sehen wird und dass sie einen vermutlich in fünf Minuten direkt wieder vergessen haben. Wenn du also etwas Neues ausprobieren möchtest, bei dem du dir unsicher bist, wie andere darauf reagieren, kann es hilfreich sein, das an einem Ort zu tun, wo dich niemand kennt. Auch hier kannst du beobachten, wie die Reaktionen auf dich ausfallen. Das muss übrigens nicht auf offener Straße sein, du kannst zum Beispiel auch anonym in einem Forum im Internet nach Rat fragen, deine Kunst präsentieren oder um eine Einschätzung bitten.
Ich habe jahrelang „heimlich“ gebloggt
Lange bevor es Instagram und Co. gab, hatte ich einen Modeblog – und den habe ich so gut es ging vor meinen Freund*innen und meiner Familie geheim gehalten. Ich dachte mir, sie halten mich für eine Selbstdarstellerin, wenn sie sehen, dass ich Fotos von mir ins Internet stelle. Irgendwann ist dann eine Freundin durch Zufall über meinen Blog gestoßen – und fand ihn total cool. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon einige Jahre dabei, hatte meinen Stil gefunden und war mittlerweile auch auf Instagram unterwegs, wo es immer normaler wurde, Outfitfotos von sich zu teilen. Ich stand mittlerweile hinter dem, was ich tat und erzählte immer mehr Menschen von meinem Blog und meinem Instagram-Account. Ich glaube sogar, dass ich meinen heutigen Job ohne diesen Blog nie bekommen hätte, immerhin hatte ich dadurch viele Arbeitsproben, um mich als Mode- und Lifestyle-Redakteurin zu bewerben. Heute bin ich nur noch auf Instagram unterwegs und manchmal ist es mir auch hier peinlich, vor der Kamera zu sprechen und ich frage mich, was die Leute über mich denken sollen, wenn ich neue Dinge ausprobiere – aber auch hier gilt: Sobald ich mich einmal überwunden und eine Routine gefunden habe, verschwinden die Ängste.
#6
Überlege, wie du über andere denkst
Stell dir vor, eine gute Freundin würde genau das tun, was du dich nicht zu tun traust. Wie würdest du über sie denken? Fändest du es peinlich oder würdest du dir viel eher denken: „Wie cool, dass sie das macht. Das macht sie richtig gut.“? Oftmals wollen wir etwas gerade ausprobieren, weil andere uns dazu inspirieren und wir es bei ihnen toll finden. Warum also sollten wieder andere das bei uns selbst peinlich finden? Falls du dich hingegen wirklich öfter bei so negativen Gedanken über deine Mitmenschen ertappst, kannst du dich fragen, woher die kommen? Steckt eventuell etwas Neid dahinter, dass du selbst dich nicht traust, diesen Schritt zu gehen? Dann könnte es ein erster Schritt sein, an deiner Einstellung zu arbeiten. Nimm deine negativen Gedanken ganz bewusst wahr und versuche eine positive Alternative dazu zu finden.
#7
Sie es als Möglichkeit, dich zu hinterfragen
Die ersten Tipps zielen alle darauf ab, dass die Meinung anderer dich von tollen Möglichkeiten abhält. Aber wenn wir noch mal zum Anfang und zu den Gründen, warum es uns so wichtig ist, was andere über uns denken zurückkehren, kann es natürlich auch sein, dass die Angst vor Ablehnung gewissermaßen auch unser Gewissen widerspiegelt. Ist dir diese eine Sache vielleicht genau deshalb peinlich, weil du weißt, dass sie nicht in Ordnung ist und du damit vielleicht jemand anderes verletzen würdest? Oder ist dein eigener Kritiker vielleicht selbst noch nicht zufrieden mit deinem Outfit, deiner Kurzgeschichte oder was auch immer du dich noch nicht traust, zu präsentieren? Dann kann es helfen, in dich zu gehen und dir zu überlegen, von welchem Aspekt genau du glaubst, dass Menschen sich darüber lustig machen oder ihn abwerten können.
Daran erkennst du, ob jemand dich sympathisch findet
Du kannst grundsätzlich schlecht einschätzen, ob dich jemand sympathisch findet? An diesen Zeichen merkst du es!