Kennst du das? Du möchtest eigentlich etwas Neues ausprobieren, dich weiterentwickeln oder eine Gewohnheit ändern – doch dann hältst du inne. „So bin ich eben“ oder „Das kann ich eh nicht“ sind plötzlich die Sätze, die dir durch den Kopf gehen. Diese scheinbar harmlosen Ausreden können zu mächtigen Bremsklötzen werden, die dich davon abhalten, dein volles Potenzial zu entfalten.
Besonders in Momenten, die Chancen für persönliches Wachstum bieten, greifen wir gerne zu diesen Selbstbegrenzungen. Dabei sind sie oft nichts anderes als bequeme Schutzschilde, hinter denen wir uns vor Veränderung verstecken. Welche dieser Ausreden kennst du – und was steckt eigentlich dahinter?
#1
„Ich bin nun mal nicht so der gesellige Typ“
Mit dieser Aussage rechtfertigst du oft deine Zurückhaltung in sozialen Situationen. Dabei übersiehst du, dass Geselligkeit keine fest zugeschriebene Charaktereigenschaft ist, sondern eine Fähigkeit, die sich entwickeln kann. Vielleicht waren frühere soziale Erfahrungen nicht immer positiv, oder du hast dir angewöhnt, Gruppensituationen als bedrohlich wahrzunehmen. Doch anstatt diese Ausrede zu nutzen, kannst du dich fragen: Was genau macht dir in sozialen Situationen Unbehagen? Sind es große Gruppen oder eher die Angst vor oberflächlichem Smalltalk?
Stattdessen könntest du in kleinen Schritten deine Komfortzone erweitern: Vielleicht erst in vertrauten Zweier-Gesprächen, dann in kleinen Gruppen von Menschen mit ähnlichen Interessen. Auch das Erlernen konkreter Kommunikationstechniken kann dir helfen, dich in Gesellschaft sicherer zu fühlen. Die Wahrheit ist: Niemand ist von Natur aus perfekt gesellig – es ist eine Fähigkeit, die du nach und nach entwickeln kannst.
#2
„Ich bin halt temperamentvoll“
Besonders wenn es um emotionale Reaktionen geht, nimmst du vielleicht gerne dein Temperament als unveränderliche Größe an. „Ich kann eben nicht anders“ oder „Das liegt in der Familie“ sind typische Ergänzungen zu dieser Ausrede. Doch auch wenn du von Natur aus vielleicht schneller emotional reagierst – du hast durchaus die Möglichkeit zu lernen, reflektierter mit deinen Gefühlen umzugehen.
Statt dein Temperament als Entschuldigung zu nutzen, kannst du an deiner emotionalen Intelligenz arbeiten. Das bedeutet nicht, deine Gefühle zu unterdrücken, sondern sie bewusster wahrzunehmen und angemessener auszudrücken. Techniken wie tiefes Durchatmen, kurze Auszeiten oder das Führen eines Emotionstagebuchs können dir dabei helfen, einen konstruktiveren Umgang mit intensiven Gefühlen zu entwickeln. Auch das Erkennen von Triggern und frühzeitigen Warnsignalen kann dich dabei unterstützen, nicht in alte Verhaltensmuster zu verfallen.
#3
„Dafür bin ich einfach zu alt“
Das Alter ziehst du vielleicht häufig als Begründung heran, um nicht aus deiner Komfortzone herauszutreten. Diese Ausrede kommt besonders oft zum Einsatz, wenn es um das Erlernen neuer Fähigkeiten geht – sei es eine Fremdsprache, ein Instrument oder eine neue Sportart. Dabei vergisst du, dass dein Gehirn bis ins hohe Alter lernfähig bleibt und neue Herausforderungen sogar dazu beitragen können, geistig fit zu bleiben.
Die Wahrheit ist: Das Alter ist selten der eigentliche Grund. Oft stecken dahinter Ängste vor dem Scheitern oder davor, dich als Anfänger*in zu zeigen. Dabei zeigen zahlreiche Beispiele, dass persönliche Weiterentwicklung in jedem Alter möglich ist. Der Vorteil des Alters liegt sogar darin, dass du oft geduldiger und selbstbewusster an neue Herausforderungen herangehen kannst.
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#4
„Ich hatte eben nie Talent dafür“
Das „Talent-Argument“ nutzt du vielleicht gerne, um dich vor möglichem Scheitern zu schützen. „Ich kann nicht zeichnen“, „Ich bin nicht musikalisch“ oder „Ich habe kein mathematisches Verständnis“ – solche Sätze kennst du bestimmt. Dabei übersiehst du, dass die meisten Fähigkeiten weniger mit angeborenem Talent zu tun haben als mit Übung, Ausdauer und der Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen.
Studien zeigen immer wieder: Es ist nicht das Talent, sondern die investierte Zeit und die Qualität des Übens, die über den Erfolg entscheiden. Wenn du dir einredest, kein Talent zu haben, gibst du die Verantwortung für deine Entwicklung ab. Stattdessen könntest du dich fragen: Was wäre, wenn du dir jeden Tag 15 Minuten Zeit nimmst, um diese Fähigkeit zu üben? Wie könntest du den Lernprozess in kleine, machbare Schritte unterteilen?
#5
„Das liegt einfach nicht in meiner Natur“
Diese Ausrede ist besonders tückisch, weil sie suggeriert, dass bestimmte Verhaltensweisen oder Fähigkeiten fest in deiner Persönlichkeit verankert – oder eben nicht verankert – sind. „Ich bin von Natur aus keine Führungspersönlichkeit“ oder „Organisation liegt mir einfach nicht im Blut“ sind klassische Beispiele.
Statt dich auf vermeintlich unveränderliche Eigenschaften zu berufen, kannst du dich fragen, welche Überzeugungen und möglicherweise auch Ängste hinter dieser Aussage stecken. Oft sind es frühere Erfahrungen oder übernommene Glaubenssätze, die dir einreden, wer du bist und was du kannst – oder eben nicht kannst. Doch deine Persönlichkeit entwickelt sich ein Leben lang weiter, und du hast mehr Einfluss darauf, als du denkst.
Denke dran:
Deine „Natur“ ist viel formbarer, als du oft denkst
Ausreden sind oft Schutzmechanismen, die dich davor bewahren sollen, aus deiner Komfortzone herauszutreten. Sie können dir ein Gefühl von Sicherheit geben, weil sie dich von der Verantwortung entbinden, etwas zu ändern. Doch wenn du dir ihrer bewusst wirst, kannst du sie als das erkennen, was sie sind: selbst geschaffene Hindernisse.
Der erste Schritt zur Veränderung ist, deine Ausreden zu hinterfragen. Wann tauchen sie auf? Welche Gefühle stecken dahinter? Oft verbergen sich hinter ihnen Ängste vor Versagen, vor Ablehnung oder vor Veränderung. Diese Ängste wahrzunehmen und anzuerkennen ist wichtig – aber sie sollten dich nicht davon abhalten, neue Wege zu gehen.
Statt „Ich bin einfach so“ könntest du dich fragen: „Wie könnte ich sein? Was möchte ich ausprobieren?“ Dabei geht es nicht darum, dich komplett neu zu erfinden, sondern vielmehr darum, deine eigenen Möglichkeiten nicht durch vorgefertigte Entschuldigungen zu begrenzen. Frag dich bei der nächsten Ausrede einfach: Was könnte passieren, wenn du es trotzdem versuchst? Oft sind die positiven Überraschungen größer als die befürchteten Rückschläge.
Jede große Veränderung beginnt mit einem kleinen Schritt. Und manchmal ist der wichtigste Schritt, die Ausreden als das zu erkennen, was sie sind – und sie dann beiseite zu legen.