Fast jeder Mensch kennt Phasen der Einsamkeit. Doch was, wenn diese Phase länger andauert und wir feststellen, dass wir kaum oder gar keine engen Freundschaften haben? Viele Menschen fragen sich dann, ob mit ihnen etwas nicht stimmt. Die Antwort ist komplexer als ein einfaches Ja oder Nein.
Das Gefühl, keine echten Freund*innen zu haben, kann sehr belastend sein. Besonders in einer Zeit, in der soziale Medien uns ständig mit Bildern von scheinbar perfekten Freundeskreisen konfrontieren. Doch was bedeutet es wirklich, wenn wir keine engen Freundschaften pflegen? Und wann sollten wir uns möglicherweise Unterstützung suchen?
#1
Nicht jeder Mensch braucht einen großen Freundeskreis
Die Vorstellung, dass jeder Mensch einen großen Freundeskreis haben muss, ist ein gesellschaftlicher Mythos. Tatsächlich gibt es viele unterschiedliche Lebenssituationen, die zu wenigen Freundschaften führen können: Manche fokussieren sich stark auf ihre Karriere oder Familie, andere haben durch häufige Umzüge ihre Kontakte verloren, und wieder andere fühlen sich in kleineren sozialen Kreisen einfach wohler.
#2
Eine einzige vertrauensvolle Beziehung kann genug sein
Die Anzahl unserer Freundschaften sagt wenig über unseren Wert als Person aus. Viel wichtiger ist die Qualität der Beziehungen, die wir führen – sei es zu Familie, Arbeitskolleg*innen oder auch zu uns selbst. Manche Menschen fühlen sich mit ein oder zwei engen Bezugspersonen vollkommen ausgefüllt, während andere ein größeres soziales Netzwerk brauchen. Beides ist normal und legitim.
Liebeskummer überwinden: Das sagen Psychologen
Ob keine Freund*innen zu haben oder Liebeskummer zu haben – in beiden Fällen hilft es, die eigenen Bedürfnisse besser zu verstehen.
#3
Du darfst selbst entscheiden, wie viel Nähe dir gut tut
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem bewussten Leben mit wenigen sozialen Kontakten und dem Gefühl von belastender Einsamkeit. Wenn der Wunsch nach Freundschaften da ist, aber unerfüllt bleibt, kann dies zu negativen Gefühlen wie Traurigkeit, Selbstzweifeln oder sogar Depression führen. In solchen Fällen ist es wichtig, die eigenen Gefühle ernst zu nehmen und sich gegebenenfalls Unterstützung zu suchen.
#4
Freundschaften aufzubauen ist eine Fähigkeit, die du lernen kannst
Viele Menschen, die sich schwer damit tun, Freundschaften zu knüpfen, gehen davon aus, dass ihnen eine Art „Freundschafts-Gen“ fehlt. Doch soziale Kompetenzen sind erlernbar – genau wie andere Fähigkeiten auch. Das bedeutet, dass wir durch bewusstes Üben, beispielsweise in Gruppen oder Vereinen, unsere sozialen Fertigkeiten verbessern können. Dabei ist es wichtig, sich selbst gegenüber geduldig und verständnisvoll zu bleiben.
#5
Es ist mutig, sich Hilfe zu suchen
Möchtest du etwas an deiner Situation ändern, ist der erste wichtige Schritt die ehrliche Selbstreflexion: Fehlen dir Freundschaften wirklich? Oder entspricht ein kleiner sozialer Kreis vielleicht einfach deiner Persönlichkeit? Falls du den Wunsch nach mehr Kontakten verspürst, können kleine Schritte wie das Beitreten einer Interessengruppe oder die Teilnahme an lokalen Veranstaltungen der Anfang sein.
Unser Ratschlag:
Es gibt kein universelles „Normal“ wenn es um die Anzahl von Freundschaften geht. Wichtig ist vor allem, dass du dich mit deiner sozialen Situation wohlfühlst. Sollte dies nicht der Fall sein, ist es vollkommen in Ordnung und sogar ratsam, sich Unterstützung zu suchen – sei es durch Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder therapeutische Begleitung. Bedenke: Auch der Weg zu neuen Freundschaften beginnt meist mit der Freundschaft zu sich selbst.