Respekt ist die Grundlage jeder gesunden zwischenmenschlichen Beziehung. Ohne gegenseitigen Respekt können weder Freundschaften noch Partnerschaften oder Arbeitsbeziehungen auf Dauer funktionieren. Doch manchmal verhalten wir uns respektlos, ohne es zu bemerken – oder schlimmer noch: Wir rechtfertigen unser Verhalten, weil wir seine wahre Wirkung nicht erkennen wollen. Die folgenden Verhaltensweisen erscheinen auf den ersten Blick möglicherweise harmlos, können jedoch tiefe Gräben zwischen uns und unseren Mitmenschen schaffen …
#1
Ständiges Unterbrechen
„Ich wollte nur kurz …“ – so beginnen viele Sätze, mit denen wir andere unterbrechen. Doch auch wenn wir glauben, nur eine kleine Ergänzung machen zu wollen: Konstantes Unterbrechen signalisiert unserem Gegenüber, dass wir seinen Gedanken keinen Raum geben möchten. Es zeigt, dass wir unsere eigenen Worte für wichtiger halten. Selbst wenn du die besten Absichten hast – vielleicht willst du nur helfen oder den Gesprächsfluss aufrechterhalten – nimmt dein*e Gesprächspartner*in wahr, dass seine bzw. ihre Meinung weniger wert zu sein scheint. Achte beim nächsten Gespräch bewusst darauf, ob du zum Unterbrechen neigst, und versuche stattdessen, wirklich zuzuhören.
#2
Während eines Gesprächs aufs Handy schauen
In unserem digitalen Zeitalter ist es zur Normalität geworden, ständig erreichbar zu sein. Doch wenn du während eines persönlichen Gesprächs immer wieder auf dein Smartphone schaust, sendest du eine klare Botschaft: „Etwas anderes könnte gerade wichtiger sein als du.“ Diese geteilte Aufmerksamkeit mag für dich selbstverständlich erscheinen, für dein Gegenüber ist sie jedoch oft verletzend. Sie signalisiert mangelnde Wertschätzung für die gemeinsame Zeit.
#3
Ratschläge geben, ohne gefragt zu werden
„An deiner Stelle würde ich …“ – mit solchen Sätzen meinen wir es eigentlich gut. Wir wollen helfen und unsere Erfahrung teilen. Doch ungebetene Ratschläge können schnell bevormundend wirken und suggerieren, dass wir die Situation besser einschätzen können als die betroffene Person selbst. Sie implizieren, dass die andere Person nicht selbst auf die Lösung kommen würde. Besonders problematisch wird es, wenn wir Ratschläge zu persönlichen Angelegenheiten geben, ohne die vollständigen Umstände zu kennen. Anstatt sofort mit Lösungsvorschlägen aufzuwarten, ist es oft respektvoller nachzufragen: „Möchtest du meine Meinung dazu hören?“, oder „Kann ich dir irgendwie helfen?“
#4
Gefühlen kleinreden
„So schlimm ist es doch gar nicht“ oder „Andere haben es viel schwerer“ – solche vermeintlich aufmunternden Sätze können tief verletzen. Wenn jemand seine Gefühle mit uns teilt, sollten wir diese nicht relativieren oder infrage stellen. Denn auch wenn wir es gut meinen und nur die Stimmung aufhellen wollen: Wir signalisieren damit, dass die Emotionen der anderen Person nicht berechtigt oder übertrieben sind. Das Kleinreden von Gefühlen kann dazu führen, dass sich jemand mit seinen Sorgen nicht ernst genommen fühlt und sich in Zukunft nicht mehr öffnet. Emotionale Intelligenz zeigt sich gerade darin, die Gefühle anderer zu respektieren – auch wenn wir sie nicht nachvollziehen können.
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#5
Chronisches Zuspätkommen
„Tut mir leid, ich bin spät dran“ – ein Satz, den einige Menschen so häufig sagen, dass er zur Floskel wird. Doch regelmäßiges Zuspätkommen ist mehr als nur eine lästige Angewohnheit. Es sendet die Botschaft: „Meine Zeit ist wertvoller als deine.“ Wenn du jemanden warten lässt, signalisierst du, dass deine Prioritäten wichtiger sind. Natürlich kann jede*r einmal im Stau stehen oder einen Termin falsch eintragen. Doch wenn es zur Gewohnheit wird, zeugt es von mangelndem Respekt. Zeit ist für alle Menschen gleich kostbar – diese Einsicht sollte sich auch in unserem Verhalten widerspiegeln.
#6
Überhebliches Korrigieren
„Eigentlich heißt das …“ – mit solchen Sätzen unterbrechen wir andere, um Kleinigkeiten richtigzustellen. Doch ständiges Korrigieren von Versprechern, Grammatikfehlern oder kleinen sachlichen Ungenauigkeiten kann schnell überheblich wirken. Natürlich sind Fakten wichtig, aber nicht jeder kleine Fehler muss sofort berichtigt werden, besonders wenn der Sinnzusammenhang klar ist. Diese Angewohnheit kann dazu führen, dass sich andere in deiner Gegenwart ständig überwacht und kritisiert fühlen. Frage dich vor dem Korrigieren: Trägt meine Korrektur wirklich etwas Wesentliches zum Gespräch bei, oder geht es mir nur darum, mein eigenes Wissen zu demonstrieren?
#7
Immer das letzte Wort haben wollen
Manche Diskussionen scheinen kein Ende zu nehmen, weil mindestens eine Person immer noch etwas hinzufügen muss. Der Drang, immer das letzte Wort zu haben, zeugt jedoch oft von einem tief sitzenden Bedürfnis, die Oberhand zu behalten. Es kann ein Zeichen dafür sein, dass wir nicht bereit sind, andere Standpunkte anzuerkennen oder einen Kompromiss zu finden. Dieses Verhalten kann Gespräche unnötig in die Länge ziehen und verhindert einen respektvollen Abschluss. Besonders in Konfliktsituationen ist es manchmal ein Zeichen von Reife und Respekt, einen Punkt zu akzeptieren, auch wenn er nicht mit der eigenen Meinung übereinstimmt.
Respektvoller Umgang beginnt mit Selbstreflexion
Keiner von uns ist perfekt, und wahrscheinlich hast du dich in dem einen oder anderen Punkt wiedererkannt. Das ist völlig in Ordnung – solange du es dir bewusst machst. Versuche, dich in die Lage deines Gegenübers zu versetzen und zu überlegen, wie dein Verhalten auf andere wirkt. Achte besonders in emotional aufgeladenen Situationen darauf, wie du kommunizierst. Entschuldige dich aufrichtig, wenn du bemerkst, dass dein Verhalten respektlos war. Manchmal kann ein ehrliches „Es tut mir leid“ Wunder wirken und Beziehungen wieder auf eine respektvolle Basis stellen. Denk daran: Echter Respekt zeigt sich nicht in großen Gesten, sondern in den kleinen, alltäglichen Verhaltensweisen, mit denen wir anderen Menschen begegnen.