Feminismus ist vielfältig und entwickelt sich ständig weiter. Menschen, die sich als Feminist*innen bezeichnen, haben unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und Ansichten. Dennoch gibt es bestimmte Grundwerte, die im Feminismus verankert sind: die Gleichwertigkeit aller Geschlechter, Selbstbestimmung und das Hinterfragen von gesellschaftlichen Machtstrukturen.
Obwohl die meisten von uns diese Werte befürworten, fallen wir manchmal in alte Denkmuster zurück oder reproduzieren unbewusst problematische Aussagen. Die folgenden Sätze stehen im Widerspruch zu feministischen Grundwerten und sollten überdacht werden – nicht um zu verurteilen, sondern um uns alle zum Nachdenken anzuregen.
#1
„Ich bin ja nicht wie andere Frauen.“
Dieser Satz klingt zunächst harmlos, aber er basiert auf der Annahme, dass „typisch weibliche“ Eigenschaften weniger wert sind. Wenn wir uns von „anderen Frauen“ abgrenzen, werten wir implizit eine ganze Gruppe ab und bestätigen negative Stereotype. Eine feministische Perspektive würde stattdessen die Vielfalt unter Frauen wertschätzen und anerkennen, dass Frauen komplex und unterschiedlich sein können – ohne Hierarchie.
Übrigens: Falls du mehr über Feminismus lernen möchtest, können wir dir zum Beispiel das Buch „Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen“ ans Herz legen.
#2
„Das ist nun mal Männersache.“
Wenn wir Fähigkeiten, Interessen oder Verantwortungsbereiche strikt nach Geschlecht aufteilen, schränken wir nicht nur andere, sondern auch uns selbst ein. Feminist*innen setzen sich dafür ein, dass Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht ihre Talente entfalten können. Statt bestimmte Aufgaben als „Männersache“ oder „Frauensache“ zu bezeichnen, könnten wir fragen: „Wer hat Interesse daran, sich darum zu kümmern?“ oder „Wie können wir diese Aufgabe fair aufteilen?“
#3
„Als Frau muss man eben Kompromisse machen.“
Dieser Satz normalisiert die Erwartung, dass Frauen ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zurückstellen müssen – zum Beispiel dann, wenn sie Mutter werden. Er suggeriert, dass Selbstaufopferung ein natürlicher Teil des Frauseins sei. Eine feministische Haltung würde darauf bestehen, dass alle Menschen – unabhängig vom Geschlecht – ein Recht auf Selbstverwirklichung haben und dass Kompromisse in Beziehungen ausgewogen sein sollten.
So unterschiedlich nehmen Männer und Frauen Sexismus wahr
Die Antwort findest du im Video …
#4
„Das hat doch nichts mit dem Geschlecht zu tun.“
Dieser Satz wird oft verwendet, um Erfahrungen abzutun, die mit Geschlechterdiskriminierung zusammenhängen. Er ignoriert, dass viele Alltagssituationen – von Gehaltsverhandlungen bis hin zu Unterbrechungen in Gesprächen – durchaus geschlechtsspezifische Dynamiken aufweisen können. Eine feministische Perspektive erkennt an, dass Geschlecht in unserer Gesellschaft nach wie vor eine Rolle spielt und dass wir diese Muster erst erkennen müssen, um sie verändern zu können.
#5
„Sie hat es sich selbst zuzuschreiben.“
Besonders im Kontext von sexueller Belästigung oder Gewalt kann dieser Satz großen Schaden anrichten. Er verschiebt die Verantwortung vom Täter auf das Opfer und ignoriert die strukturellen Faktoren, die zu solchen Situationen beitragen. Eine feministische Perspektive erkennt an, dass niemand Belästigung oder Gewalt „verdient“ und dass die Verantwortung immer bei der Person liegt, die Grenzen überschreitet.
#6
„Für eine Frau ist sie wirklich …“
Ob es um berufliche Leistungen, Führungsqualitäten oder andere Fähigkeiten geht – dieser Satz impliziert, dass Frauen im Allgemeinen weniger kompetent sind und dass eine erfolgreiche Frau eine Ausnahme darstellt. Eine feministische Haltung würde anerkennen, dass Erfolg und Talent nicht geschlechtsspezifisch sind und dass Leistungen ohne geschlechtsbezogene Qualifikationen bewertet werden sollten.
#7
„Frauen sind einfach emotionaler als Männer.“
Verallgemeinerungen über angeblich natürliche Geschlechterunterschiede bestärken stereotype Rollenerwartungen – genau wie bei den Ausdrücken „Männersache“ und „Frauensache“. Eine feministische Perspektive erkennt an, dass alle Menschen ein breites Spektrum an Emotionen haben und dass Unterschiede im emotionalen Ausdruck oft mehr mit gesellschaftlichen Normen als mit dem Geschlecht zu tun haben.
Sprache formt unser Denken und unsere Realität
Wenn wir uns der problematischen Aspekte bestimmter Aussagen bewusst werden, können wir beginnen, unsere Kommunikation zu verändern – und damit auch unsere Denkweise. Das bedeutet nicht, dass wir perfekt sein müssen oder uns für frühere Aussagen verurteilen sollten. Vielmehr geht es darum, offenzubleiben, dazuzulernen und gemeinsam eine respektvollere Gesprächskultur zu entwickeln.
Eine feministische Haltung einzunehmen bedeutet, kritisch zu hinterfragen, welche Botschaften wir mit unseren Worten vermitteln und welche Werte wir damit stärken oder schwächen. Es bedeutet auch, anzuerkennen, dass wir alle von einer gerechteren Gesellschaft profitieren, in der Menschen nicht durch Geschlechterstereotype eingeschränkt werden. Indem wir bewusster kommunizieren, tragen wir zu dieser Vision bei – ein Gespräch und einen Satz nach dem anderen.
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