Als Kind war es noch so einfach: Ein kurzer Blickkontakt auf dem Spielplatz, die gleiche Lieblingsserie oder dasselbe Hobby – schon war eine neue Freundschaft geboren. Doch als Erwachsene tun wir uns deutlich schwerer damit, neue, tiefgehende Beziehungen aufzubauen. Aber warum ist das so? Tatsächlich können dabei verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, die oft tief in unserem Inneren verankert sind. 6 häufige Gründe haben wir dir hier einmal zusammengefasst.
#1
Dein Gehirn ist weniger flexibel geworden
Mit zunehmendem Alter verändert sich die neuronale Plastizität unseres Gehirns – also die Fähigkeit, neue Verbindungen zu knüpfen. Das merkst du nicht nur beim Lernen neuer Fähigkeiten, sondern auch bei sozialen Bindungen. Du bist bereits von deinen bestehenden Beziehungsmustern geprägt. Heißt: Neue Menschen in dein Leben zu integrieren, bedeutet für dein Gehirn mehr Aufwand als noch in der Kindheit, wo soziale Verbindungen quasi im Vorbeigehen entstanden sind.
#2
Die Angst vor Ablehnung sitzt tiefer
Je mehr Lebenserfahrung wir sammeln, desto mehr negative Erlebnisse haben wir womöglich auch in Beziehungen gemacht. Vielleicht wurden wir enttäuscht, ausgenutzt oder zurückgewiesen. Diese Erfahrungen prägen unser Bindungsverhalten – und lassen uns zögern, wenn es darum geht, auf neue Menschen zuzugehen. Dein Unterbewusstsein versucht dich zu schützen, indem es Alarm schlägt: Könnte diese Person dich auch verletzen?
#3
Du hast höhere Ansprüche entwickelt
Während es im Kindesalter oft reichte, im gleichen Viertel zu wohnen oder dieselbe Klasse zu besuchen, sind unsere Kriterien für Freundschaften als Erwachsene deutlich komplexer geworden. Wir suchen nach Menschen, die unsere Werte teilen, sich in einer ähnlichen Lebensphase befinden und mit denen wir auf mehreren Ebenen harmonieren. Diese gesteigerten Ansprüche machen es naturgemäß schwieriger, „passende“ Freund*innen zu finden.
Selbstbewusstsein ist immer ein guter Begleiter ...
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#4
Soziale Ängste bremsen uns aus
Im Erwachsenenalter werden wir uns selbst und unserer Wirkung auf andere stärker bewusst. Das kann zu Selbstzweifeln und sozialen Ängsten führen: Sage ich das Richtige? Wirke ich interessant genug? Diese inneren Dialoge erschweren es uns, unbefangen auf andere zuzugehen. Stattdessen analysieren wir soziale Situationen oft zu stark und halten uns dadurch selbst zurück.
#5
Der Vergleich mit alten Freundschaften erschwert neue Bindungen
Langjährige Freundschaften haben eines gemeinsam: Sie sind durch unzählige gemeinsame Erlebnisse, Insider und geteilte Geschichte gewachsen. Neue Bekanntschaften können da zunächst blass erscheinen. Wir neigen dazu, sie mit unseren bestehenden, jahrelang gewachsenen Freundschaften zu vergleichen – und übersehen dabei, dass auch diese mal einen Anfang hatten.
#6
Deine Komfortzone ist größer geworden
Mit den Jahren haben wir uns in unserem sozialen Umfeld eingerichtet. Bestehende Freundschaften geben uns Sicherheit und Stabilität – gleichzeitig macht uns das weniger offen für Neues. Unser Gehirn bevorzugt das Bekannte, weil es als sicher eingestuft wird. Neue soziale Kontakte bedeuten hingegen Unsicherheit und erfordern Energie – etwas, dem wir instinktiv oft aus dem Weg gehen.
Gib dir Zeit!
Diese inneren Hürden zu kennen, ist der erste Schritt, um sie zu überwinden. Wichtig ist, dass du dir keinen Druck machst – neue Freundschaften brauchen Zeit zum Wachsen. Auch wenn der Alltag zwischen Beruf und anderen Verpflichtungen oft durchgetaktet ist, schaffe dir bewusst Gelegenheiten für regelmäßige, ungezwungene Begegnungen, etwa durch ein neues Hobby oder eine Sportgruppe. Versuche dabei, deine Erwartungen etwas zu lockern und gib auch Menschen eine Chance, die auf den ersten Blick vielleicht nicht hundertprozentig in dein Schema passen. Manchmal entstehen gerade daraus die wertvollsten Verbindungen.