Manche Menschen laufen gefühlt ohne irgendeine Schutzmauer durchs Leben und lassen jeden direkt in ihr Herz. Dann gibt es aber noch die andere Seite – den genauen Gegensatz. Diesen Menschen fällt es besonders schwer, sich auf jemanden einzulassen oder auch neue Freundschaften zu schließen. Sie sind „emotionally unavailable“, also emotional nicht verfügbar: ein Begriff, der immer populärer wird. Wir erklären dir, was er genau bedeutet und woran du erkennst, ob du zu dieser Sorte Mensch gehörst.
- 1.Was bedeutet emotional nicht verfügbar sein?
- 2.Welche Ursachen gibt es für emotionale Unerreichbarkeit?
- 3.Wie äußert sich emotionale Unerreichbarkeit? 5 Anzeichen, die darauf hindeuten
- 3.1.#1 Bindungsangst
- 3.2.#2 Gruppentreffen werden bevorzugt
- 3.3.#3 Wahre Gefühle werden versteckt
- 3.4.#4 Alles ist sehr locker
- 3.5.#5 Bloß keine Kontrolle abgeben
- 4.Warum emotionale Verschlossenheit schwierig ist – vor allem beim Dating
- 5.Was tun, wenn man sich emotional nicht öffnen kann?
Was bedeutet emotional nicht verfügbar sein?
Jemand, der „emotionally unavailable“ oder emotional nicht verfügbar ist, dem fällt es schwer, sich zu öffnen und vor allem zu vertrauen. Besonders in Partnerschaften kann das eine Hürde darstellen, da Vertrauen die Basis für eine gesunde Beziehung darstellt (nicht nur auf romantische Beziehungen bezogen, sondern auf jegliche zwischenmenschliche Verbindungen). Emotional nicht verfügbaren Menschen fällt es häufig schwer, die eigenen Bedürfnisse zu verstehen und vor allem zu äußern. Das bedeutet nicht, dass sie keine haben. Im Gegenteil! Jedoch versuchen sie sich selbst zu schützen, indem sie vieles einfach ignorieren. Auch auf die Emotionen von anderen zu reagieren, stellt sie manchmal vor eine Herausforderung.
Welche Ursachen gibt es für emotionale Unerreichbarkeit?
Dass Menschen emotional nicht verfügbar sind, kann verschiedene Ursachen haben. Vor allem enormes Misstrauen, welches in diesen Menschen extrem verankert ist, führt zu dieser Eigenschaft. Diejenigen, die (in der Kindheit) keine Liebe von ihren Eltern erfahren haben, oft verletzt und/oder enttäuscht wurden oder auch Traumata erfahren haben, sind häufig betroffen. Gewisse Ereignisse oder Personen haben in diesen Menschen etwas so Starkes ausgelöst, dass sie sich verschließen. Oft ist dieses Verhaltensmuster eher eine Art eigene Schutzmauer, um sich vor einer weiteren Enttäuschung oder weiterem Schmerz zu schützen.
Oft sind vergangene Beziehungen daran schuld, dass sich Menschen emotional verschließen. Wie du am besten reagieren kannst, wenn du eine plötzliche Nachricht von deinem oder deiner Ex bekommst, erfährst du hier:
Wie äußert sich emotionale Unerreichbarkeit? 5 Anzeichen, die darauf hindeuten
Ob ein Mensch emotional nicht verfügbar ist, kannst du an mehreren Anzeichen erkennen. Im Folgenden wollen wir dir einige nennen, um dich selbst besser zu verstehen bzw. vielleicht eine Person in deinem Umfeld besser deuten zu können:
#1 Bindungsangst
Eindeutiger geht es wohl kaum! Menschen mit Bindungsangst versuchen andere immer auf Distanz zu halten, um sich ja nicht verletzlich zu machen und öffnen zu müssen. Zu groß sind die Bedenken vor einer Enttäuschung. Es ist oft schwierig, solche Menschen kennenzulernen, sie von sich zu überzeugen und somit deren Schutzmauer zu durchbrechen.
#2 Gruppentreffen werden bevorzugt
Emotional verschlossene Menschen bevorzugen es, sich in einer Gruppe mit mehreren Personen zu treffen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Da fallen sie nicht so auf. Es geht nicht nur um sie und die Gefahr, dass sie sich öffnen müssen, ist kleiner, als zum Beispiel bei einem Treffen mit mehreren Anwesenden.
#3 Wahre Gefühle werden versteckt
Für diese Menschen ist es wichtig, emotional unerreichbar zu sein. Daher reden sie eigentlich kaum über ihre Gefühle und darüber, wie es ihnen geht. Vor allem, wenn es ihnen nicht gutgeht oder sie etwas bedrückt, sind sie wahre Meister darin, diese Emotionen zu überspielen. Würden sie nämlich darüber sprechen, würden sie ihr Innerstes offenbaren und genau das wollen sie ja umgehen.
#4 Alles ist sehr locker
Emotional verschlossene Menschen flirten zwar gerne und sind immer offen, wenn es allerdings ernster wird, bekommen sie weiche Knie und ziehen sich eher zurück. Mit aufrichtigem Interesse können sie oft nicht besonders gut umgehen und es macht ihnen eher Angst. Denn damit ist eben auch Verletzlichkeit verbunden.
#5 Bloß keine Kontrolle abgeben
Alles muss vorher durchgeplant und Treffen am besten zeitlich begrenzt sein. So wissen emotional nicht verfügbare Menschen bereits, wann sie sich wieder in ihrem eigenen Safe Space befinden – und das tut ihnen gut! Die Kontrolle abzugeben und sich einfach mal überraschen zu lassen, fällt ihnen hingegen schwer.
Warum emotionale Verschlossenheit schwierig ist – vor allem beim Dating
Gerade, wenn man jemanden kennenlernt, ist es wichtig, die innersten Gedanken und Gefühle zu kennen und zu verstehen. Und genau das finden die meisten sogar attraktiv, wie eine Studie der Dating-App Hinge ergab. Ganze 85 Prozent der Nutzer*innen bevorzugen eine Person, die ihre emotionale Verfügbarkeit zeigt. Das Problem dabei: Das kann eben nicht jede*r! Nur 24 Prozent der Deutschen schaffen es, sich wirklich zu offenbaren und verletzlich zu zeigen. „Wir denken oft, dass wir anderen eine Hochglanzversion von uns präsentieren sollten. Dabei sind es gerade unsere Unvollkommenheiten, die uns für andere Menschen am attraktivsten machen. [...] Wir fühlen uns anderen am nächsten, wenn sie uns teilhaben und wissen lassen, was wirklich in ihnen vorgeht“, erklärt Hinge Director of Relationship Science, Logan Ury.
Was tun, wenn man sich emotional nicht öffnen kann?
Stellt sich also die Frage: Was kannst du tun, um deine emotionale Unerreichbarkeit und Verschlossenheit abzulegen? Zunächst ist wichtig zu verstehen, dass das nicht über Nacht funktioniert und sich ändert. Versuche in kleinen Schritten daran zu arbeiten, dich zu öffnen und deine Mauern abzubauen. Dafür solltest du nur ausgewählte Menschen an dich heranlassen, bei denen du dich wohl und sicher fühlst. Versuche bei jedem Treffen mehr, dich zu öffnen und rede vor allem mit deinem Gegenüber über deine Ängste und Sorgen. Nur gemeinsam könnt ihr daran arbeiten, dass du Vertrauen fasst und deine Angewohnheit hinter dir lässt.
Welche Sätze übrigens gern mal von emotional nicht verfügbaren Menschen in den Mund genommen werden, haben wir hier für dich gesammelt: