Niemand mag Stress. Immerhin ist der nicht nur stressig (lol), sondern auch noch richtig ungesund. Mit Dauerstress gehen so einige gesundheitliche Risiken einher. Er erhöht etwa die Gefahr für Herzinfarkte und Schlaganfälle, sowie ein Burnout und schwächt das Immunsystem. Umso wichtiger ist daher ein gutes Stressmanagement – wer das beherrscht, für den kann Stress sogar positive Auswirkungen auf die mentale und körperliche Gesundheit haben. Kaum zu glauben, aber wahr. Wir nennen dir vier positive Effekte, die Stress auf dich haben kann!
#1 Stress fördert Resilienz
Frei nach dem Motto „Was dich nicht tötet, macht dich stärker“, kann Stress tatsächlich die Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen, fördern. Resilienz ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und aus ihnen gestärkt hervorzugehen. Wenn wir mit stressigen Situationen konfrontiert werden und diese erfolgreich meistern, entwickeln wir Bewältigungsstrategien und Selbstvertrauen. Dies stärkt unsere Resilienz für zukünftige Herausforderungen. Das zeigte etwa eine Studie, die 2010 im Journal of Personality and Social Psychology, veröffentlicht wurde. Moderate Stressbelastungen können uns also „abhärten“ und unsere Anpassungsfähigkeit verbessern, vorausgesetzt wir haben die nötigen Ressourcen zur Bewältigung. Es ist jedoch wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zu finden, da chronischer oder übermäßiger Stress kontraproduktiv sein und die Resilienz schwächen kann.
#2 Stress stärkt das Selbstmitgefühl
Die Verbindung zwischen Stress und Selbstmitgefühl mag auf den ersten Blick kontraintuitiv erscheinen, doch zeigt sich hier eine überraschende Synergie. Die Studie „The synergy between stress and self-compassion in building resilience: A 4-year longitudinal study“ beleuchtet diesen Zusammenhang eindrucksvoll. Sie legt dar, dass Stress paradoxerweise als Katalysator für die Entwicklung von Selbstmitgefühl dienen kann. In stressigen Situationen lernen wir oft, sanfter und verständnisvoller mit uns selbst umzugehen – eine Schlüsselkomponente des Selbstmitgefühls. Diese Fähigkeit, sich selbst in schwierigen Zeiten emotional zu unterstützen, stärkt wiederum unsere Resilienz. Die Studie unterstreicht, dass die Kombination aus erlebtem Stress und kultiviertem Selbstmitgefühl über Zeit zu einer robusteren psychischen Widerstandsfähigkeit führt, was uns besser für zukünftige Herausforderungen wappnet.
#3 Stärkung der Problemlösefähigkeiten
Stress als kognitiver Booster? Was zunächst widersprüchlich klingt, hat durchaus seine Berechtigung. Moderate Stressoren können unser Gehirn stimulieren, effizientere Lösungswege zu finden und unsere Entscheidungsfähigkeit zu verbessern. Eine Studie von Goldfarb et al. (2017), veröffentlicht in „Cerebral Cortex“, untermauert diese These. Sie zeigt, dass akuter Stress die Vernetzung von Hirnregionen fördert, die für kognitive Kontrolle und Flexibilität zuständig sind. Dies kann langfristig zu einer Steigerung unserer geistigen Leistungsfähigkeit führen. Allerdings ist die richtige Dosierung entscheidend: Während moderate Herausforderungen unser Denken schärfen können, kann chronischer oder übermäßiger Stress kontraproduktiv wirken und kognitive Funktionen beeinträchtigen.
#4 Stress fördert soziale Verbundenheit
Unter Druck entstehen nicht nur Diamanten, sondern auch stärkere soziale Bindungen. In stressigen Situationen schüttet unser Körper vermehrt Oxytocin aus, ein Hormon, das soziales Verhalten und Bindung fördert. Eine Studie von Taylor et al. (2000), veröffentlicht im Psychological Review, zeigt, dass Stress besonders bei Frauen zu verstärktem Bindungsverhalten und der Suche nach sozialer Unterstützung führt. Dieser „Tend-and-Befriend“-Mechanismus kann bestehende Beziehungen vertiefen und neue Verbindungen schaffen. Das gemeinsame Bewältigen von Herausforderungen schweißt Menschen oft besonders eng zusammen, was langfristig zu einem robusteren sozialen Netzwerk beiträgt. Allerdings gilt dies primär für moderaten, bewältigbaren Stress; chronische oder überwältigende Belastungen können hingegen soziale Beziehungen beeinträchtigen.
Ist Stress also doch gesund?
Ist Stress in Wahrheit also doch gesund und nur unser Umgang damit entscheidend? Jein, all diese Studien beziehen sich eher auf moderaten Alltagsstress und nicht auf extremen Dauerstress. Es kann zwar helfen, die eigene Einstellung gegenüber Stress zu ändern und uns auf seine positiven Seiten zu konzentrieren. Bei Dauerstress ist es jedoch trotzdem wichtig, diesen zu reduzieren.
Hier zeigen wir dir die fünf größten Stressfaktoren im Alltag!
Journaling für die Psyche
Eine bewehrte Methode, um unter anderem mit Stress besser umzugehen, ist Journaling. Im Video erfährst du mehr darüber.
8 Erlebnisse, die unsere Persönlichkeit langfristig verändern
Wie sehr ist unsere Persönlichkeit von unseren Genen abhängig und wie sehr wird sie durch Erfahrungen beeinflusst? Diese Frage umtreibt Psycholog*innen schon eh und je. Dass Erlebnisse in der Kindheit uns nachhaltig prägen können, ist mittlerweile allen bekannt. Doch wie sieht es mit Ereignissen im Erwachsenenalter aus? Wir zeigen dir acht Erlebnisse, die laut Studie großen Einfluss auf unsere Persönlichkeit haben!