Du liest gerade immer wieder von sogenannten Pick Me Girls und fragst dich, was es damit auf sich hat? Tatsächlich handelt es bei dem Begriff nicht nur um einen neuen Internet-Trend, sondern um ein ernsthaftes Problem unserer Gesellschaft, das schon seit Jahrzehnten besteht. Wir verraten dir, was ein Pick Me Girl ist und was eigentlich so alles dahintersteckt.
Was ist ein Pick Me Girl?
Der Begriff „Pick Me Girl“ kommt aus dem Englischen, bedeutet übersetzt so viel wie „Nimm mich-Mädchen” und meint auch genau das: Er beschreibt Frauen, die bei Männern beliebt sein möchten und versuchen, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auf den ersten Blick wirkt das vielleicht nicht sonderlich verwerflich, oder? Immerhin sehnen wir uns alle manchmal nach Aufmerksamkeit und der Wunsch, beim Dating Erfolg zu haben und gut anzukommen, ist auch nachvollziehbar. Auf den zweiten Blick ist es das allerdings doch – denn es geht um die Art und Weise, mit der Pick Me Girls vorgehen. Sie stellen nämlich sich selbst in den Fokus und gleichzeitig andere Frauen in den Schatten, indem sie sie abwerten. Und damit ist ihr Verhalten nicht nur heuchlerisch Männern gegenüber, sondern nimmt auch noch antifeministische Züge an.
Wie erkennt man ein Pick Me Girl?
Pick Me Girls tun eigentlich alles, was in ihren Augen gut beim anderen Geschlecht ankommt – und boykottieren das, was für sie „typisch weiblich“ und damit „uncool“ ist, um sich noch stärker abzuheben. Sie sind entspannt und unkompliziert (oder geben zumindest vor, es zu sein), während sie alle anderen Frauen zickig nennen. Sie trinken lieber Bier, weil Sekt ja was für Mädchen ist, essen lieber ein Steak, weil Vegetarierinnen und Veganerinnen total anstrengend sind und gucken (angeblich) lieber Fußball als romantische Komödien. Alles, um Pluspunkte bei Männern zu sammeln, cool zu wirken und als absolute Traumfrau angesehen zu werden – und auf keinen Fall so zu sein, wie andere Frauen.
Du merkst vielleicht schon, wo hier genau das Problem liegt: Pick Me Girls denken extrem in veralteten Stereotypen und Klischees – sowohl in Bezug auf Frauen, als auch in Bezug auf Männer – und versuchen, diese für sich zu nutzen, indem sie sich so verhalten, wie Männer es angeblich mögen. Und das noch viel größere Problem ist, dass vermutlich viele, wenn nicht sogar alle Frauen diese Verhaltensweisen kennen und sie unterbewusst abgespeichert haben, weil sie ihnen von klein auf eingeredet wurden. Das Ganze nennt sich internalisierte Misogynie – Frauenfeindlichkeit, die wir verinnerlicht haben.
Übrigens: Sophie Passmann hat im September ein Buch mit dem gleichnamigen Titel über Pick Me Girls veröffentlicht und damit ziemlich sicher dazu beigetragen, dass der Begriff viral geht. Du kannst es zum Beispiel bei Amazon kaufen:
Steckt in allen Frauen ein Pick Me Girl?
Benimm dich angemessen, sei nicht anstrengend und halte dich mit deiner eigenen Meinung lieber zurück – dann wirst du Männern gefallen. Diese frauenfeindlichen Glaubenssätze sind noch immer präsenter, als wir es uns wünschen würden. Denn auch wenn wir sie nicht unterstützen, haben wir die veralteten Stereotypen und Rollenbilder alle noch im Hinterkopf und können daran auch nichts ändern. Doch macht uns das automatisch zum Pick Me Girl? Nein, denn wir haben selbst die Wahl, wie wir mit der internalisierten Misogynie umgehen. Und dafür müssen wir folgende Dinge immer wieder verinnerlichen – und vielleicht auch hin und wieder unsere Mitmenschen daran erinnern:
- „Typisch männlich“ und „typisch weiblich“ ist ein Konstrukt unserer Gesellschaft und sollte nicht dafür genutzt werden, Menschen zu bewerten oder sie in Schubladen zu stecken. Jede*r ist gut so, wie er oder sie ist und niemand wird besser, indem er andere schlecht macht.
- Frauen sind nicht auf dieser Welt, um Männern zu gefallen und haben es deshalb auch nicht nötig, sich ihnen zuliebe zu verstellen. Sei lieber so, wie du dich selbst magst und versuche nicht, dich anders zu verkaufen – die richtigen Menschen werden dich für das mögen was du bist.
- And last but not least: Frauen sollten sich gegenseitig supporten und nicht runtermachen. Feminismus funktioniert nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen.