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Ok, Stopp! Mutiere ich als Single langsam zum Höhlenmenschen ohne Manieren?

Alleinsein
© Unsplash/Grace Galligan

Hach, das Alleinsein kann so schön sein. Man kann sich gehen lassen, machen, was man will, und ist niemandem eine Erklärung für irgendwas schuldig. Bis es wieder unter Menschen geht. Vergessen wir als Singles, die obendrein auch noch allein wohnen, irgendwann unsere gute Kinderstube?

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Irgendwie ist mir mein „Verfall“ überhaupt nicht aufgefallen. Bis ich nach einem üppigen, leckeren Essen ein wohliges Bäuerchen von mir gab. Vielleicht auch zwei oder drei. Zumindest genug, dass mich meine Schwester leicht pikiert angeschaut hat und sagte „Alice, das ist eklig.“ Und oh mein Gott, wie recht sie hat! Ich finde Rülpsen ja auch unhöflich und bäh, doch bei mir selbst ist es mir nicht mal aufgefallen. „Ich wohne definitiv zu lange allein“ war meine recht schwache Entschuldigung – die mich aber ziemlich ins Grübeln gebracht hat. Wenn mir schon offensichtliche Sachen wie Rülpsen vor anderen nicht auffällt, wie sieht es dann erst im Inneren aus? (Ok, ganz merkwürdige Frage an dieser Stelle.) Habe ich auch schon Denkweisen, Charakterzüge und Co. als Single und Alleinlebende übernommen, die mir gar nicht mehr auffallen?

Ich bin der Frage selbstkritisch (aber nicht selbstzerstörerisch, das machen wir nicht mehr) auf den Grund gegangen und zu diesen Erkenntnissen gekommen. Eine „Gute Zeiten, schlechten Zeiten“-Checkliste für Singles quasi, in der du dich vielleicht auch wiedererkennst?

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Mit mir selbst bin ich nie allein – nur mit meinen Macken

Je länger wir allein leben, desto weniger Korrektiv haben wir für unsere Eigenheiten. Während in Partnerschaften oder WGs die kleinen Angewohnheiten oft direkt angesprochen werden („Kannst du bitte nicht mit offenem Mund kauen?“), fehlt dieses Feedback im Solo-Haushalt. Plötzlich singen wir lautstark unter der Dusche, lassen die Zahnpastatube offen, essen vom Topf direkt über der Spüle – alles kein Drama, aber in Gesellschaft eventuell irritierend. Der erste Schritt zur Selbsterkenntnis ist hier: Akzeptiere, dass sich kleine Eigenheiten eingeschlichen haben könnten, die anderen merkwürdig erscheinen. Und nein, das ist kein Weltuntergang, sondern in erster Linie ziemlich menschlich.

„Nein, heute kann ich nicht“ – und andere Ausreden, die keiner mehr glaubt

Es ist ein schleichender Prozess: Je wohler wir uns mit uns selbst fühlen, desto höher wird manchmal die Hürde, diese Komfortzone zu verlassen. Plötzlich erscheint der Serienmarathon im Pyjama attraktiver als der Spieleabend bei Freund*innen. Die Ausreden werden kreativer („Mein Hund sieht heute so einsam aus“) und die soziale Flexibilität nimmt ab. Was wir dabei vergessen: Soziale Fähigkeiten sind wie Muskeln – ohne regelmäßiges Training werden sie schwächer. Das Gespür für Smalltalk, Kompromissbereitschaft und das Einstellen auf andere Menschen kann tatsächlich einrosten. Besonders tückisch: Wir merken es oft selbst nicht, bis wir uns in Gesellschaft plötzlich unbeholfen, gar ungeduldig und genervt, fühlen.

Meine Wohnung, meine Regeln – oder: warum liegen hier überall Socken?

Als Single-Haushalt-Führende*r entwickeln wir oft unsere ganz eigene Ordnungslogik: Der Pullover auf dem Stuhl ist nicht unordentlich – er ist halt zu sauber für die Wäsche, aber zu dreckig, um wieder in den Schrank zu wandern. Die Teetasse vom Vortag steht nicht herum – sie spart Wasser beim nächsten Aufbrühen. Doch was für uns selbstverständlich erscheint, kann Besuchern schnell wie das Chaos eines Teenagers vorkommen. Interessant dabei: Oft merken wir erst fünf Minuten vor Besuch, dass unser Wohnstil vielleicht doch nicht universell akzeptiert ist. Die hastige Aufräumaktion vor dem Klingeln ist quasi das Single-Workout-Programm – und der schockierte Blick in den eigenen Wohnraum dabei manchmal durchaus erhellend.

„Was ich will, wann ich will“ – vom Egoismus des Alleinlebens

Es hat etwas unglaublich Befreiendes, nicht ständig Rücksicht nehmen zu müssen. Serien-Bingen bis weit nach Mitternacht? Kein Problem. Drei Stunden im Bad verbringen? Niemand wartet. Diese Freiheit ist ein Luxus – kann aber auch dazu führen, dass wir vergessen, wie Kompromisse funktionieren. Die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zurückzustellen oder andere Zeitpläne zu berücksichtigen, kann tatsächlich verkümmern. Plötzlich finden wir uns in Situationen wieder, in denen wir ungemütlich werden, wenn nicht alles nach unserem Timing läuft. Der leichte Egoismus des Alleinlebens schleicht sich unmerklich ein – und führt manchmal zu einer Art Menschen-Reizüberflutung, wenn wir in Gruppen plötzlich erwarten, dass alle nach unserer Pfeife tanzen.

Der innere Dialog wird zum Monolog – und dann wirds peinlich

Wer kennt es nicht: Man diskutiert mit sich selbst, kommentiert die eigene Kochshow oder führt Selbstgespräche unter der Dusche. Im eigenen Haushalt völlig normal – doch manchmal vergessen wir, dass diese Angewohnheit in der Öffentlichkeit seltsam wirken kann. Noch interessanter wird es, wenn wir bemerken, dass unser innerer Dialog zunehmend kritischer gegenüber anderen wird. „So würde ICH das nie machen“ oder „Warum können die nicht einfach …?“ Ohne regelmäßigen Austausch fehlt manchmal das Korrektiv für unsere Gedanken, und wir gewöhnen uns an, immer recht zu haben – zumindest in unseren eigenen vier Wänden. Die Überraschung kommt dann, wenn jemand tatsächlich widerspricht und wir merken: Oh, vielleicht gibt es ja doch mehr als nur meine Perspektive?

Das Singleleben-Fazit: Solide 7 von 10

Seit ich nach dem „Rülps-Gate“ bei meiner Schwester über mein Singleleben nachdenke, ist mir eines klar geworden: Das Alleinleben hat wie alles im Leben seine Sonnen- und Schattenseiten. Ich liebe die Freiheit, die Selbstbestimmung und die Ruhe. Gleichzeitig merke ich, wie sich kleine Eigenheiten einschleichen, die ich selbst kaum wahrnehme – bis ich wieder unter Menschen komme.

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Diese Überlegungen kennen vielleicht einige von euch – egal ob ihr seit Monaten, Jahren oder Jahrzehnten allein lebt. Das Singlesein ist kein Makel, sondern eine Lebensform mit eigenen Qualitäten. Und wer weiß – vielleicht sind genau diese kleinen Marotten Teil unseres Charmes? Wichtig ist nur, dass wir uns selbst nicht zu ernst nehmen und über unsere „Höhlenmensch-Momente“ lachen können. Die Kunst liegt wohl darin, die Balance zu finden: Die Freiheit des Alleinlebens genießen, ohne die Fähigkeit zu verlieren, in Gemeinschaft zu funktionieren. Regelmäßige „Sozialkalibrierung“ kann helfen – bewusst Menschen treffen, Feedback annehmen und manchmal über die eigenen Eigenheiten schmunzeln.

Vielleicht ist es gerade diese Selbsterkenntnis, die uns als Singles stärker macht: Wir wissen, dass wir eigenständig sein können, aber auch, dass Verbindung wertvoll ist. Außerdem sind Manieren und soziale Fähigkeiten wie Fahrradfahren – etwas eingerostet vielleicht, aber nie völlig verlernt. Und bis dahin dürfen wir uns zu Hause ruhig weiter gehen lassen – solange wir vor dem nächsten Familienessen daran denken, dass Rülpsen am Tisch vielleicht doch nicht so gut ankommt.

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