Ja, es gibt sie und wir kennen sie alle! Die Klischees, die sowohl Männer als auch Frauen angedichtet werden. Manchmal entwickeln sich diese Klischees sogar in Vorurteile und können zu richtigen Auseinandersetzungen führen. Vor allem Frauen haben häufig damit zu kämpfen. Vielleicht kennst du auch folgende Sprüche: Frauen seien dafür gemacht, als Hausfrau zu Hause zu bleiben, denn das können sie am besten. Außerdem haben es schöne Frauen einfacher im Leben und wenn Männer Sprüche ablassen, sollen sich Frauen doch mal nicht so anstellen.
Diese pure Form von Sexismus passiert leider immer noch viel zu oft. Unter diesen Begriff mischt sich nun ein neues Wort. Der Neurosexismus! Aber was genau bedeutet das eigentlich? Wir erklären es dir.
Neurosexismus: Was ist das eigentlich?
Zusammenfassend gesagt: Neurosexistische Aussagen basieren auf der Annahme, dass es grundlegende, biologische Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Gehirnen gibt, welche die Unterlegenheit von Frauen in bestimmten Bereichen erklären. Der Begriff ist noch relativ jung und etabliert sich gerade erst. Ein Beispiel für Neurosexismus? „Frauen sind schlecht im Einparken – das liegt in ihrer Natur.“ Das ist so natürlich kompletter Schwachsinn und fällt in die Kategorie des Neurosexismus. Ebenso wie das Vorurteil, dass Frauen generell schlechter in Mathe sind als Männer. Oder, mal in die andere Richtung , dass das weibliche Gehirn Multitasking-fähig ist, das männliche aber nicht.
Nicht nur Geschlechter, auch Nationalitäten haben mit Vorurteilen zu kämpfen. Im Video zeigen wir dir, was als „typisch deutsch“ angesehen wird.
Es gibt zwar Studien, wie zum Beispiel die des National Institute of Mental Health in Bethesda, die zeigen, dass es funktionale und anatomische Unterschiede im Gehirn bei Männern und Frauen gibt, und trotzdem kann man sie nicht als Ausrede für Stereotypen verwenden. Dass Hirnregionen, die für bestimmte Fähigkeiten zuständig sind, bei einer Person aktiver sind als bei einer anderen, heißt nämlich nicht automatisch, dass diese Unterschiede angeboren sind. Vielmehr reagieren wir immer wieder auf äußere Einflüsse, die unser Gehirn dementsprechend verändern.
Außerdem kamen Forscher*innen zu dem Ergebnis, dass das Gehirn von Männern und Frauen letztendlich viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede besitzt. Diese Ergebnisse schwächen neurosexistische Aussagen! Außerdem öffnet sich mittlerweile ein weiteres Forschungsfeld: Nicht-binäre und trans Personen rücken nämlich immer weiter in den Vordergrund. So kann die Hirnforschung in Zukunft dabei helfen, die veralteten Sichtweisen und Vorurteile endlich abzulegen.
Neurosexismus vs. Neurofeminismus!
Vor allem der sogenannte Neurofeminismus kämpft gegen die Vorurteile des Neurosexismus. Er bemängelt falsche Ergebnisse, kombiniert mit einer schlechten Qualität der zugehörigen Studien, ungeeignete Methoden, unbewiesene Annahmen und voreilige Schlussfolgerungen im Neurosexismus. Neurofeminist*innen beharren darauf, dass zu einer wirklich tiefgründigen Untersuchung des Neurosexismus mehrere Aspekte betrachtet werden müssen.
- Die Konzepte „Geschlecht“ und „Gender“
- Unzulänglichkeit von Beweisen und Vorurteilen, die die Schlussfolgerungen leiten
- Neurosexistische Ergebnisse wurden in der Regel in einer simulierten Realität im Labor gewonnen
Bildquelle: Unsplash / Gemma Chua-Tran