Einen Tiger, Löwen oder Schimpansen ganz einfach versandkostenfrei nach Hause bestellen? Allein der Gedanke löst bei den meisten wahrscheinlich großes Unbehagen aus. Und doch wirbt jetzt ein Onlineshop genau damit. „Mit einem breiten Angebot faszinierender Tiere aus aller Welt verspricht WYLD ein einzigartiges Einkaufserlebnis für Tierliebhaber und eine Revolution im Handel mit exotischen Haustieren.“
Was ist WYLD?
Laut eigenen Angaben ist WYLD ein Online-Marktplatz für exotische Tiere, der im September 2023 launchen soll. „WYLD öffnet die Tore zu einer faszinierenden Welt von exotischen Haustieren, die Tierliebhabern bisher verborgen blieb. Der Marktplatz bietet eine vielfältige Auswahl an außergewöhnlichen Tieren, darunter majestätische Karakale, herzerwärmend niedliche Plumploris und viele weitere faszinierende Geschöpfe. Dabei haben Kunden die Möglichkeit, bequem von zu Hause aus die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Tiere zu entdecken.“ Tatsächlich existiert bereits eine Website des Shops, auf dem man angeblich Löwen, Tiger, Polarfüchse und andere exotische Wildtiere vorbestellen kann. Auch sollen zukünftig „Showrooms in ganz Deutschland“ folgen. Auf den gängigen Social Media Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok und Co. hat das Unternehmen bereits Profile angelegt und bewirbt hier fleißig den Kauf der exotischen Tiere. Einen Tiger gibt es demnach für 5.000 Euro, einen Löwen bekommt man für 15.000 Euro.
Ist WYLD ein echter Onlineshop?
Sicher stellen nicht nur wir uns beim Anblick der Website die Frage, ob es sich hier tatsächlich um ein echtes Unternehmen bzw. einen echten Onlineshop handelt oder nur um einen Witz. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei dem Ganzen vielleicht um einen cleveren PR-Stunt von Tierschützern handelt, die auf die laschen Gesetze bezüglich des Handels mit Wildtieren in Deutschland aufmerksam machen wollen. Denn die rechtlichen Angaben auf der Website stimmen tatsächlich. Die meisten Wildtiere dürfen in Europa legal gehandelt werden. Einzige Voraussetzung: Der Handel ist in der EU erlaubt, solange die Tiere keine illegalen Wildfänge sind, sondern aus der Zucht stammen. So kann man in vielen deutschen Bundesländern (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Baden-Württemberg) tatsächlich einen Löwen oder Tiger auch als Privatperson halten. Sollte der Shop, der auf der Seite mit Slogans wie „dein exotisches Haustier“ oder „das besondere Accessoire“ wirbt, also tatsächlich echt sein, so würde er vermutlich nicht mal gegen EU-Richtlinien verstoßen.
Weitere Informationen fehlen
Wer tatsächlich hinter dem Onlineshop steckt, ist bisher nicht bekannt. Das Impressum gibt ebenfalls nicht viel Aufschluss. Allerdings fällt hier direkt auf, dass der Name eines Geschäftsführers oder einer Geschäftsführerin fehlt. Diese Angabe ist eigentlich eine Pflichtangabe für jedes Impressum. Ebenfalls fehlt eine Adresse, angegeben ist lediglich ein Postfach. Zudem heißt es dort: „Die WYLD24 Animal Trading GmbH i.Gr. befindet sich derzeit in der Gründungsphase und ist noch nicht im Handelsregister eingetragen.“ Alle diese Fakten sprechen eher nicht für ein echtes Unternehmen. Wer jedoch wirklich dahintersteckt und was diese Person damit bezwecken will, das bleibt bisher ein Rätsel.
Schockierender Handel mit wilden Tieren
Doch ganz egal ob die Seite nun echt ist oder nur ein Fake, das Problem wird eindeutig ersichtlich: Die Gesetze zum Wildtierhandel und zur Haltung wilder Tiere in der EU sind zu lasch. Die Dunkelziffer der Wildtiere, die in Deutschland unter nicht artgerechten Bedingungen gehalten werden, ist vermutlich hoch. Oft werden auch heimlich geschützte Arten gehalten, was illegal ist. Organisationen wie Aktion Tier oder auch PETA setzen sich seit Jahren aktiv gegen den Handel und die Haltung von Wildtieren ein. Denn wilde Tiere gehören nicht in private Haushalte. Es bleibt also zu hoffen, dass es sich bei dem schockierenden Unternehmen WYLD nicht um einen echten Shop handelt. Und falls doch, dann hoffen wir, dass der potenzielle Shitstorm mächtiger sein wird als die Kaufinteressenten. Denn Wildtiere gehören in die Wildnis und nicht in unsere Wohnzimmer.
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