Für die einen scheint das sprichwörtliche Glas immer halb voll, für die anderen halb leer zu sein. Die meisten können von sich klar sagen, ob sie eher zu den Optimisten oder Pessimisten gehören. Werden wir also schon so geboren? Coach und Autor Peter Zulehner ist der Ansicht, dass die meisten von uns zumindest schon von klein auf zum negativen Denken erzogen werden. Die gute Nachricht: Alle, die immer nur die Fehler und Schwächen anderer und bei sich selbst sehen, können das ändern. Wir zeigen dir, woher eine negative Denkweise laut dem Experten kommt und verraten dir 6 Tricks für eine positivere Einstellung im Alltag.
Ursachen für negatives Denken
Wer selbst tendenziell pessimistisch eingestellt ist, wird sich sicher schonmal gefragt haben, woher diese Denkweise kommt. Neben möglichen biologischen Ursachen wie einer genetisch vererbten Veranlagung oder traumatischen Erlebnissen, kann es dafür auch ganz simple Ursachen geben. Der Coach und Autor Peter Zulehner hat sich in seinem aktuellen Buch „Neun richtig, eins falsch“ eingehend mit dem Thema beschäftigt. Er kommt zu dem Schluss, dass die meisten Menschen schon von klein auf eine Sichtweise erlernet haben, die auf Schwächen und Fehler fokussiert ist. So würden etwa schon in der Grundschule in Diktaten die Fehler rot markiert, während die korrekt geschriebenen Worte in den Hintergrund rückten. Eltern fördern den Fokus aufs Negative schon bei Kindern laut dem Experten, indem sie Vergleiche mit besseren Mitschüler*innen anstellen oder kein Lob für vermeintlich Selbstverständliches aussprechen.
Durch eine ständige Wiederholung dieser negativen Sichtweise, setze sich das negative Denken fest und werde bei den meisten Erwachsenen schon gar nicht mehr hinterfragt. Nachrichten, die nur von Katastrophen, Krisen und Gewalttaten berichteten, sowie ein an Fehlern orientiertes Feedback auf der Arbeit oder die Tatsache, das wir ständig Hasskommentaren auf Social Media ausgesetzt sind, täten ihr übrigens, um negatives Denken immer mehr zu normalisieren.
Negatives denken loswerden: 6 Experten-Tipps
Es ist kein Wunder, dass es vielen Menschen schwerfällt, den Blick auf Positives zu lenken. Mit ein paar Tricks, lässt sich das aber tatsächlich lernen! Wenn du dich an die folgenden Tipps hältst, tust du nicht nur etwas für deine eigene psychische Gesundheit und dein Selbstwertgefühl, sondern sorgst auch insgesamt für ein positives Klima, denn positives Denken ist genauso ansteckend wie negatives!
#1 Achte auf deine Körpersprache
Wir können anderen nicht nur mit Worten Wertschätzung zeigen, sondern auch mit unserer Gestik und Mimik. Peter Zulehner rät daher dazu, seine Körpersprache im Beisein von anderen Menschen regelmäßig einem Check zu unterziehen. Versuche zum Beispiel auf der Arbeit oder bei Diskussionen mit deinem Partner oder deiner Partnerin nicht die Augen zu verdrehen oder mit dem Kopf zu schütteln.
#2 Suche bei erfolgreichen Menschen nicht die Fehler
Insbesondere Deutschland ist bekannt dafür, dass erfolgreiche Menschen hier eher kritisch beäugt werden. Wir fragen uns gerne, mit welchen unrechtmäßigen Mitteln diese Personen zu Geld oder Ruhm gekommen sind, anstatt sie als Vorbilder zu sehen oder uns einfach für sie zu freuen. Versuche das nächste Mal, wenn dieser Gedanke aufkommt, alles mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Fokussiere dich lieber auf eine positive Eigenschaft der betroffenen Person und versuche diese als Inspiration wahrzunehmen.
#3 Liebevolles Betrachten
Coach Zulehner beschreibt diese simple Taktik als einen „Zaubertrick“: Sobald du merkst, dass dich eine bestimmte Verhaltensweise einer anderen Person nervt, darfst du diesem Gefühl nicht zu viel Raum geben. Ansonsten schießen wir uns schnell auf diese Person ein und sehen nur noch vermeintlich Negatives. Frag dich auch hier, welche positiven Eigenschaften du an dieser Person schätzt. Bei Menschen, die einem sehr nahe stehen, wirke das nervige Verhalten im Vergleich eher lächerlich.
#4 Fokussiere dich auf deine Stärken
Während es den meisten noch leicht fällt, Stärken bei anderen zu finden, fällt uns bei uns selbst oft nur Negatives ein. Schreibe dir aber ruhig Eigenschaften auf, auf die du stolz bist. Eine Übung ist laut dem Experten zum Beispiel, Stärken zu jedem Buchstaben des eigenen Nachnamens zu finden.
#5 Weniger Abkürzungen aus Effizienz
Im hektischen Alltag fallen kleine Nettigkeiten häufig unter den Tisch. Beim Versuch, Arbeitsabläufe immer effizienter zu gestalten, streichen wir meist die sogenannten weichen Faktoren. Versuche aber auf der Arbeit zum Beispiel nicht an persönlichen Worten in Mails zu sparen, nur um schneller zum Punkt zu kommen. Mach dir stattdessen bewusst, dass dein freundlicher Umgang Nachahmer*innen finden wird und du somit für ein positiveres Klima sorgst.
#6 Kein „Was wäre, wenn ...“ mehr!
Eingefleischte Pessimist*innen verbeißen sich gern in Grübeleien darüber, was wäre, wenn bestimmte schlimme Szenarien eintreffen. Dies mag zwar wie ein cleveres Mittel wirken, um sich vor Enttäuschung zu bewahren, laut dem Experten verschwende man aber so nur unnötig Energie. Es handele sich dabei schlichtweg nie um ein nützliches Tool, das uns weiterbringt.
Du bist negativen Gedankenspiralen nicht hilflos ausgeliefert. Wir zeigen dir, wie du täglich etwas gegen negatives Denken und Grübeleien entgegen wirken kannst:
Bildquelle: Unsplash/Den Trushtin