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Ein Gedankenspiel

Muss ich mich selbst zu 100 Prozent lieben, um ready für eine Beziehung zu sein?

Muss ich mich selbst zu 100 Prozent lieben, um ready für eine Beziehung zu sein?
© Unsplash/ Brooke Cagle

„Du musst dich erst zu 100 Prozent selbst lieben, bevor du eine Beziehung eingehen kannst.“ – Diesen Spruch hast du sicherlich schon mal so oder ähnlich irgendwo gehört. Oder vielleicht hast du ihn selbst bereits zu jemandem gesagt. Und klar, irgendwie macht das ja auch alles Sinn. Selbstliebe ist verdammt wichtig. Aber heißt das, dass ich erst an einen Punkt kommen muss, an dem ich das komplett bei mir fühle, um einen anderen Menschen in mein Leben lassen zu können? Dann seh' ich nämlich ganz schön Schwarz für mich! Ich bin eigentlich sogar davon überzeugt, dass das überhaupt nicht machbar ist. Für die wenigsten von uns. Aber lass mich das etwas genauer erklären …

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Keine Ahnung, ob gerade irgendwas in der Luft liegt, aber aus irgendeinem Grund wurden mir in letzter Zeit ständig Reels von unterschiedlichen Menschen auf Instagram ausgespielt, in denen es genau um diese Frage ging: Müssen wir uns zu 100 Prozent selbst lieben, um bereit für eine Beziehung zu sein und jemanden wirklich an uns heranzulassen? Mich hat diese Frage nicht mehr losgelassen. Also lade ich meine Gedanken jetzt einfach mal bei dir ab. ;-)

Die Sache mit der Selbstliebe ...

Im ersten Moment würde man die Frage sicherlich mit Ja beantworten. Denn wie soll dich ein anderer Mensch lieben, wenn du es selbst nicht tust? Ein gutes Maß an Selbstliebe ist einfach wichtig. Doch schon hier haben wir ja eigentlich den ersten Punkt. Ein gutes Maß. Denn gibt es überhaupt irgendeinen Menschen, der sich zu 100 Prozent abfeiert – und bis in die letzte Faser seines Körpers liebt? Innerlich sowie äußerlich? Jeden Tag? Dieser Jemand soll sich doch bitte mal bei mir melden und mir sein Geheimrezept verraten. Denn irgendwie glaube ich, dass jeder Mensch mit seinen ganz persönlichen Dämonen – also Dingen, die er nicht wirklich an sich leiden kann – zu kämpfen hat. Mal mehr, mal weniger.

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Es gibt halt auch einfach Tage oder vielleicht sogar Monate, in denen man sich so überhaupt nicht toll findet – weil das Leben und die Umstände es einen so fühlen lassen. Wenn ich da an mein letztes Jahr denke, kann ich das nur bestätigen. Da gab es nämlich Momente, in denen ich krass an mir gezweifelt habe und die kleine Risse in meinem Selbstwertgefühl hinterlassen haben. Und diese Risse muss ich jetzt erst mal wieder schließen. Aber heißt das deswegen, dass ich nicht bereit für eine Beziehung bin? Egal, ob ich mir das gerade wünsche, oder nicht? Denn solche Momente kommen schließlich immer mal wieder vor – so spielt nun mal das Leben. Und dieses Leben stelle ich mir ziemlich sad vor, wenn ich erstmal komplett alleine daran arbeiten muss, irgendwie die 100 Prozent auf meiner Selbstliebe-Skala zu erreichen. Und bis 80, wenn ich mit klapprigem Gebiss auf 'ner Parkbank sitze und eh alles egal ist, wollte ich nun echt nicht warten, haha.

Und wenn wir hier schon über Beziehungen und Liebe philosophieren, was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu?

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Und damit komme ich eigentlich auch schon zu dem nächsten wichtigen Punkt: Denn ist Selbstliebe nicht vielmehr ein fortlaufender Prozess als ein fertiges Endprodukt? Ich glaube schon. Denn wir alle durchlaufen nun mal Phasen im Leben, in denen das mit der Selbstliebe mal mehr oder mal weniger gut klappt. Und ist es nicht auch vollkommen in Ordnung, einfach mal nur okay mit sich zu sein? Ich bin generell keine Freundin von dem ganzen Body-Positivity-Gerede. Also versteh mich bitte nicht falsch: Ich supporte das zu tausend Prozent und finde es so verdammt wichtig, dass dieser ganze Prozess losgetreten wurde und wir endlich anfangen, Körper in all ihren Facetten zu feiern, aber die Realität ist nun mal, dass man das bei sich selbst nicht immer schafft. Und auch das muss okay sein – solange man sich mit seinen Stärken, aber auch Schwächen irgendwie akzeptiert. Denn genau damit lässt sich doch arbeiten, oder? Und zwar zusammen. Denn ist es nicht irgendwie auch so, dass man sich gemeinsam weiterentwickeln und lernen kann, sich oder Facetten von sich mehr zu lieben? Je mehr ich darüber nachdenke, desto schlüssiger wird das eigentlich für mich.

Können wir nicht auch zusammen daran „arbeiten“, uns ein bisschen mehr zu lieben?

Die richtigen Menschen können einfach so viel dazu beitragen, dass man sich selbst ein bisschen mehr liebt oder einfach mal wieder erkennt, was für 'ne tolle Maus man doch ist. Ich kann meinen Herzmenschen gar nicht oft genug dafür danken, dass sie mich in meinen irgendwie sehr turbulenten letzten Monaten aufgefangen und mich daran erinnert haben, dass ich es wert bin, geliebt zu werden – auch wenn gerade gefühlt mein ganzes Leben explodiert und ich mich wie der letzte Loser fühle. Um also auf die Anfangsfrage zurückzukommen: Wieso soll dir nicht auch ein Partner oder eine Partnerin dabei helfen, dich mehr zu lieben?

Klar, das heißt jetzt natürlich nicht, dass du durch eine Beziehung die fehlende Liebe dir selbst gegenüber irgendwie komplett kompensieren und dich davon abhängig machen sollst (das ist dann natürlich ungesund), aber du kannst deine kleinen Risse doch auch gemeinsam mit einem anderen Menschen wieder versuchen zu füllen. Und an dieser Stelle möchte ich gerne die wunderbare Gesina (checkt unbedingt auch ihren tollen Instagram-Account aus – alleine der ist Balsam für die Seele) zu dem Thema zitieren: „Ich kann mich jeden Tag ein Stückchen mehr lieben, weil die Menschen und auch mein Partner, die ich entschieden habe, in mein Leben zu lassen, mir dabei helfen.“

Und hey, wir alle haben doch gelernt, dass Hilfe anzunehmen eine verdammt starke Sache ist, oder? Warum sich also nicht auch dabei helfen lassen, sich etwas mehr zu lieben, wenn man das gerade alleine vielleicht nicht ganz so gut hinbekommt. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich jeden Tag daran arbeite – und mich gerade eigentlich echt ganz lieb habe. Schaffe ich es, dieses Gefühl 24/7 aufrechtzuerhalten? Auf gar keinen Fall. Es gibt Tage, an denen würde ich am liebsten einmal mit 'nem Bügeleisen über meine Dellen am Körper fahren (PMS lässt grüßen – da kann man sich nur scheiße fühlen) oder Momente, in denen ich mich mit mir selbst streiten könnte, weil ich wieder mal alles auf den letzten Drücker mache und deswegen völlig gestresst bin – aber auch das ist okay.

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Denn ich muss mich gar nicht zu 100 Prozent lieben, sondern eben einfach versuchen, auch diese Seiten an mir zu akzeptieren. Wenn ich also irgendwas sein muss (um nochmal den Kreis zur Frage zu schließen), dann hoffentlich irgendwann einfach fein mit mir selbst. Ja, das wünsche ich mir. Und ich hoffe, dass jemand in mein Leben tritt, der das auch ist und der mich eben so nimmt, wie ich bin. Ich bin bereit.

Und zum Abschluss gibt's noch ein paar schöne Zitate für die Seele:

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