Morgens aufstehen und einfach klar sehen – davon können stark Kurzsichtige nur träumen. Auch ich konnte vor fast zwei Jahren ohne Brille und Kontaktlinsen mit meinen -8 Dioptrien kaum etwas erkennen. Dank implantierten phake Intraokularlinsen habe ich aber inzwischen eine Sehkraft von 120 Prozent und kann sagen: Die Operation war eine der besten Entscheidungen meines Lebens!
Die bekannteste Methode, um Kurzsichtigkeit zu beheben, ist die Laser-Behandlung, auch LASIK genannt. Hier wird mit einem Laserstrahl Hornhautgewebe im Auge abgetragen. Für viele kurzsichtige Menschen ist dieser unkomplizierte Eingriff die erste Wahl, für mich kam sie leider nicht infrage. Bei starker Kurzsichtigkeit über -10 Dioptrien oder, wie in meinem Fall, bei einer zu dünnen Hornhaut kann LASIK nicht durchgeführt werden. Schwer enttäuscht verließ ich damals die Laser-Praxis bis ich auf ein alternatives Verfahren stieß: Anstatt das Auge mit einem Laser zu behandeln, kann auch dauerhaft eine Linse implantiert werden. Klingt gruselig, funktioniert aber!
Kommt ein Linsenimplantat für dich infrage?
Eine Augen-Operation ergibt dann Sinn, wenn dich das Tragen einer Brille oder Kontaktlinsen im Alltag belastet. Aufgrund von Eitelkeit und weil selbst teure Brillengläser ab einer Stärke von -6 Dioptrien aussehen wie Flaschenböden, habe ich mich nie wohl mit Brille gefühlt:
Mit Kontaktlinsen kam ich jahrelang klar, bis ich mit Ende 20 ständig an trockenen Augen und Infektionen litt. Mein Augenarzt machte mir klar: Weiche Kontaktlinsen kommen nur noch in Ausnahmefällen infrage. Mit Brille waren allerdings Tätigkeiten wie Schwimmen, Sport (na gut, das war das geringste Problem) und auf Konzerten rumspringen kaum möglich. Hinzu kommen die üblichen Dinge, mit denen Kurzsichtige zu kämpfen haben: beschlagene Brillengläser bei Temperaturwechseln, schwierige Handhabung von Kontaktlinsen unterwegs und das regelmäßige Bestellen von Sehhilfen und Pflegemitteln beim Optiker. Wenn dich diese Dinge auch nerven, könnte Linsenimplantate interessant für dich sein.
Wenn du die folgenden Fragen mit Ja beantworten kannst, solltest du einen Termin in einer Augenklinik vereinbaren, die phake Intraokularlinsen einsetzt:
- Hast du eine Kurzsichtigkeit von -3 bis -23,5 Dioptrien oder eine Weitsichtigkeit von +1 bis +12 Dioptrien?
- Kommt eine Laser-Behandlung nicht infrage?
- Hat sich deine Sehstärke seit einem Jahr nicht verändert?
- Findest du die Handhabung von Kontaktlinsen kompliziert?
- Leidest du wegen deiner Kontaktlinsen unter trockenen Augen?
- Behindert dich deine Brille im Alltag?
Ob du für eine Operation infrage kommst, kann nur ein Augenarzt feststellen. Vorher sind zahlreiche Untersuchungen nötig, um sicherzustellen, dass diese risikofrei durchgeführt werden kann.
Was kosten phake Intraokularlinsen?
Laufende Kosten für Kontaktlinsen und Brillen sind ein weiterer Grund, sich für eine Operation zu entscheiden. Allerdings ist das Einsetzen von Linsenimplantaten nicht ganz günstig und die Kosten werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Zusammen mit Voruntersuchungen und den Augentropfen zur Nachbehandlung habe ich etwa 4.300 Euro gezahlt. Die Kosten für eine LASIK-Behandlung ist in der Regel etwa 1.000 Euro günstiger. Viele Kliniken bieten Ratenzahlungen an. Hier musst du jedoch meist mit hohen Zinsen rechnen. Wenn du den Betrag nicht auf einmal begleichen kannst, ist es ratsamer, einen Kredit mit guten Konditionen zu beantragen, oder dir das Geld privat zu leihen.
Hinzu kommt, dass wesentlich weniger Augenarzt-Kliniken phake Intraokularlinsen einsetzen. Um Ärzte in deiner Umgebung zu finden, kannst du Preisvergleichsseiten wie Augen-lasern-vergleich.de nutzen. Es ist allerdings ratsam, nicht den erstbesten Arzt zu wählen, schließlich solltest du deine Augen nur in vertrauenswürdige Hände geben. Aus Kostengründen lassen sich viele Menschen lieber in Osteuropa oder in der Türkei operieren. Ich persönlich war jedoch froh, den Eingriff in meinem Wohnort Berlin gemacht zu haben, wo ich regelmäßig zu Nachuntersuchungen gehen kann.
Mein Tipp: Eine Kostenerstattung durch die Krankenkasse kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Einen derart hohen Betrag für eine „Sehhilfe“ kannst du jedoch bei deiner nächsten Steuererklärung angeben. Ich habe so mehrere hundert Euro zurückerhalten.
So war die Operation
Wenn alle Voraussetzungen stimmen und du das Geld beisammen hast, bleibt nur noch die Angst vor der Operation. Die Vorstellung, einen Schnitt ins Auge zu bekommen, lässt viele zurückschrecken. Ich kann dich jedoch beruhigen – zumindest teilweise. Die Operation erfolgt unter örtlicher Betäubung und wird an zwei Terminen durchgeführt. Insgesamt musste ich mir nur zwei Arbeitstage freinehmen: Mein erstes Auge war an einem Donnerstag dran, das zweite am Freitag, und am Montag konnte ich schon wieder auf die Arbeit gehen, als wäre nichts gewesen.
Das mit der Betäubung hat bei meinem ersten Eingriff leider nicht zu 100 Prozent funktioniert, wodurch ich tatsächlich sehen konnte, wie sich das Skalpell meinem Auge näherte. Zudem spürte ich ein starkes Stechen im Auge. Nach dem Eingriff war ich heilfroh, dass eine gute Freundin da war, um mich zu beruhigen, denn angenehm war diese Prozedur wirklich nicht. Allerdings lief beim zweiten Auge alles glatt ab: Die Betäubung schlug an und ich spürte während des kurzen Eingriffs überhaupt nichts.
Im Anschluss an die OP muss das behandelte Auge abgedeckt werden und Bettruhe ist angesagt, denn einige Stunden danach schmerzt das Auge noch. Am Samstag nach beiden Operationen konnte ich meine Augenklappen bereits abnehmen, und tadaaa: Ich konnte bereits perfekt sehen! Zwei Tage solltest du dich aber mindestens schonen und deine Augen mit einer Sonnenbrille schützen – ja, mit einer ganz normalen Sonnenbrille ohne Stärke!
Zwei Jahre mit Linsenimplanten: Mein Fazit
Nach fast zwei Jahren mit Linsenimplantaten kann ich ein durchweg positives Fazit ziehen. Meine Augen sind in wenigen Tagen verheilt und meine Sehstärke war zuletzt wohl im Kindergartenalter so gut. Es ist ein unheimlich schönes Gefühl, beim Augentest endlich mal alle Buchstaben und Zahlen richtig benennen zu können. Zudem muss ich jetzt nicht mehr dran denken, ob ich mein Kontaktlinsendöschen eingepackt habe, wenn ich mal woanders übernachte.
Auch rein optisch ist fast gar nichts an meinen Augen zu erkennen. Nur bei einem bestimmten Lichteinfall kann man die kleinen Linsen im Auge sehen. Die Einschnittstellen sind immer noch leicht gerötet, sind aber sehr klein und befinden sich unterhalb des oberen Augenlids. Meine größte Angst war, dass ich künftig regelmäßig Augentropfen verwenden muss, denn dies ist eine häufige Nebenwirkung von LASIK-Behandlungen. Ich habe jedoch keinerlei Beschwerden und habe schon fast vergessen wie es war, alles unscharf zu sehen. Ich wünschte mir fast, ich hätte die Operation bereits ein paar Jahre früher durchgezogen. Na gut, einen kleinen Nachteil haben die implantierten Linsen gegenüber Kontaktlinsen: Weil sie nicht auf den Augen sitzen, schützen die phake Intraokularlinsen beim Zwiebeln schneiden nicht vor Tränen.
Spielst du mit dem Gedanken, die Linsenimplantate einsetzen zu lassen? Weitere Fragen beantworte ich dir gerne in den Kommentaren!
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