Die Floskel „Geld allein macht nicht glücklich“ wird mit einer neuen Studie ernsthaft in Frage gestellt. Denn, Spoiler: Doch, Geld macht glücklich. Zumindest die Zehntausenden Teilnehmer einer neuen Untersuchung aus den USA. Doch es gibt Ausnahmen. Wo sich Studien widersprechen, welches Jahresgehalt die Menschen tatsächlich glücklicher machte und wem auch das meiste Geld nicht zum Glück verhelfen kann.
Macht Geld glücklich? Das sagt die Wissenschaft
Macht Geld nun glücklich oder nicht? Diese Frage beschäftigt die Menschheit schon immer. Die Antworten sind höchst individuell und verändern sich vermutlich im Laufe des Lebens und je nach aktueller Lebenslage. Auch die Wissenschaft ist neugierig, wie viel es denn nun braucht, um dem persönlichen Glück näherzukommen. Eine neue Studie aus dem März 2023 will nun eine eindeutige Antwort gefunden haben – bevor wir zu dem doch recht eindeutigen Ergebnis kommen, schauen wir aber noch einmal kurz zurück. Denn in der Vergangenheit wurden vor allem zwei Studien mit spannenden Ergebnissen veröffentlicht. Die wichtigsten (und gleichzeitig widersprüchlichsten) Antworten auf die Frage, ob Geld glücklicher macht, waren folgende:
- 2010 fanden der Professor Daniel Kahneman und Nobelpreisträger Angus Deaton heraus, dass das tägliche Glück mit steigendem Jahreseinkommen zunahm, aber bei 75.000 US-Dollar quasi stoppte. Ab diesem Jahresgehalt war ein Glücksniveau erreicht, das auch bei mehr Gehalt nicht mehr anstieg.
- Im Gegensatz dazu ergab eine 2021 von Matthew Killingsworth von der University of Pennsylvania veröffentlichte Arbeit, dass das Glück bei Einkommen, die deutlich über 75.000 US-Dollar liegen, stetig zunimmt, ohne dass es Hinweise auf ein Glücksniveau gab.
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Ergebnis: Mehr Geld macht glücklicher
Zwei Studien, zwei völlig unterschiedliche Ergebnisse. Das veranlasste die Professoren der beiden Studien, Kahneman und Killingsworth, dazu, gemeinsam zum Thema „Glücksempfinden und Geld“ zu forschen. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht. Für ihre neue Studie, an der auch die US-Psychologin Barbara Mellers beteiligt war, wurden 33.391 Berufstätige in den USA befragt, deren mittleres Haushaltseinkommen bei 85.000 Dollar lag. Mehrmals am Tag meldete sich die App („Track your Happiness“) zu zufälligen Zeitpunkten bei den Teilnehmer*innen und stellte ihnen verschiedene Fragen. Unter anderem, wie sie sich auf einer Skala von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“ fühlen. Indem das Forschungsteam den Durchschnitt des Glücks und Einkommens einer Person heranzogen, schlussfolgerten sie über das Glücksniveau.
Insgesamt sammelten die Forscher*innen über 1,7 Millionen Einzeldaten und kamen zu einem Ergebnis. Das Ergebnis ist, dass ein höheres Einkommen im Schnitt tatsächlich mit einem immer höheren Glücksniveau verbunden ist. „Einfach ausgedrückt deutet dies darauf hin, dass für die meisten Menschen ein höheres Einkommen mit größerem Glück verbunden ist“, sagt Killingsworth in einer Mitteilung.
Wer durch mehr Geld auch nicht glücklicher wird
Doch es gibt Ausnahmen. 15 bis 20 Prozent wurden als unglücklich eingestuft – diese Gruppe lag im unteren Einkommensbereich der Befragten. Bei ihnen steigt das Glücksniveau bis zu einem Jahreseinkommen von 100.000 Dollar zwar an, nimmt danach aber stark ab. Das bedeutet, dass auch ein höheres Gehalt keinen positiven Einfluss mehr auf das Glücklichsein hat. „Diese Einkommensschwelle stellt möglicherweise die Schwelle dar, ab der das verbleibende Elend durch ein hohes Einkommen nicht gemildert wird“, schreiben die Forscher*innen. Als Beispiele für solches „Elend“ werden Kummer, Trauer und klinische Depressionen genannt.
Eine weitere Ausnahme bildeten Menschen, denen es finanziell gut gehe, die aber unglücklich sind. Wer reich und unglücklich sei, dem helfe mehr Geld auch nicht. „Für alle anderen war mehr Geld in etwas unterschiedlichem Maße mit höherem Glück verbunden.“ Heißt, bei dem Drittel, das als „glücklich“ eingestuft wurde, nahmen Momente des „Wohlbefindens, stark zu, sobald sie mehr als 100.000 Dollar verdienen“, fasst Killingsworth zusammen.
Das ist für Menschen im Leben erstrebenswert
Auch eine deutsche Befragung aus dem Jahr 2022 könnte darauf hindeuten, dass Geld nicht alles ist. Auf die Frage, was im Leben erstrebenswert sei, wurden drei Themen am häufigsten bestätigt. „Gute Freunde und enge Beziehungen zu anderen Menschen“ mit 84,5 Prozent. Danach folgt „Für die Familie da sein, sich für die Familien einsetzen (knapp 81 Prozent)“ und auf Platz drei „Eine glückliche Partnerschaft zu führen“ (74 Prozent). Nur knapp 37 Prozent gaben an, dass sie ein hohes Einkommen und materiellen Wohlstand als besonders wichtig und erstrebenswert im Leben ansehen.
„Geld ist nicht das Geheimnis des Glücks, aber ... “
Zurück zur US-Studie: Beide Forscher sehen sich durch die neuen Ergebnisse auch in ihren früheren Untersuchungen bestätigt. „Die beiden Ergebnisse, die völlig widersprüchlich zu sein schienen, ergeben sich aus Daten, die erstaunlich konsistent sind“, so Killingsworth. Psychologin Mellers fügt hinzu, dass emotionales Wohlbefinden und Einkommen nicht durch eine einzige Beziehung verbunden sind. „Die Funktion ist bei Menschen mit unterschiedlichem emotionalem Wohlbefinden unterschiedlich“, sagt sie. Denn nach weiterem „emotionalem“ Wohlbefinden, wie Zufriedenheit, Sicherheit oder Freude, fragte die Studie nicht. Allgemein fassen die Forscher*innen zusammen, dass Geld nur einer der vielen Glücksfaktoren sei. „Geld ist nicht das Geheimnis des Glücks, aber es kann wahrscheinlich ein bisschen helfen“, so Killingsworth.
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Bildquelle: Statista, Unsplash/Jp Valery