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Interview

Luise Morgeneyer: „Slut Shaming war in meinem Leben auf jeden Fall ein Thema“

Luise Morgeneyer Interview

Luise Morgeneyer lebt in Berlin, bezeichnet sich als „Sinnfluencerin“ und hat über 100.000 Instagram-Follower. Das war es aber auch schon mit den Influencer-Klischees, denn die 26-Jährige hat schon in ihrer Jugend den Blog „KleinstadtCarrie“ gestartet, bereits zwei Bücher geschrieben und einen eigenen Verlag mitgegründet. Während es in ihren Büchern um das Erwachsenwerden, Liebe und Freundschaft geht, scheut Luise auf Social Media nicht davor zurück, sich zum Feminismus und ihrer Sexualität zu bekennen. Im Interview haben wir mit über Catcalling, feministische Pornos und ihre persönlichen Erfahrungen mit Slut Shaming gesprochen.

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Dies ist die gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Gespräch kannst du dir im aktuellen desired-Podcast anhören!

desired: Wenn man sich dein Instagram-Profil anschaut, entdeckt man da auch viele Posts mit politischen Themen. Im Gegensatz dazu sind die vieler anderer Influencer*innen doch eher oberflächlich. Sollte Instagram politischer werden?

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Luise Morgeneyer: Also meine Insta-Bubble ist ziemlich politisch. Da muss man stark differenzieren, was man unter „politisch“ versteht. Ich finde, Instagram ist eine super Plattform, um gesellschaftskritische Themen anzusprechen und um aufzuklären. Ich bin selber tatsächlich immer hin- und hergerissen, ob tagespolitischer Content auf Instagram richtig aufgehoben ist. Den konsumiere ich eher über Nachrichten oder Tageszeitungen. Meine Bubble ist aber auf jeden Fall sehr feministisch und ich folge vielen Accounts, die über gesellschaftliche Missstände aufklären. Das macht mir total Spaß, ich kann aber auch verstehen, dass Leute sich auf Instagram berieseln lassen wollen. Das finde ich völlig legitim und hat auch seine Daseinsberechtigung.

Du hattest neulich auf Instagram ein Video zusammen mit anderen Frauen gepostet, in dem jede von euch erklärt, was Feminismus für sie bedeutet. Du hast dich darin dafür ausgesprochen, dass offener über weibliche Sexualität gesprochen und gegen Slut Shaming angekämpft werden sollte. Warum ist das so ein wichtiges feministisches Thema für dich?

Weil die Themen rund um weibliche Sexualität und den weiblichen Orgasmus noch extrem stigmatisiert sind. Sex ist generell sehr schambehaftet in unserer Gesellschaft, insbesondere aber die weibliche Sexualität. Das finde ich sehr schade, weil ich weiß, dass man diese Scham ablegen und so mehr Spaß am Sex haben kann. Generell geht damit einher, dass Sex im gesellschaftlichen Kontext immer total männlich gedacht wird. Das finde ich schade, denn damit fehlt ein riesiger Part. Ich finde es so wichtig, dass Frauen sich insbesondere im Bezug auf Sex frei ausleben können, ohne in eine Schublade gesteckt zu werden. Sei es, wenn sie gern Sex mit vielen verschiedenen Männern haben, wenn sie gar nicht gern Sex haben – das alles muss okay sein.

Aber auch Themen rund um Frauengesundheit sind wichtige feministische Themen. Dazu zählen für mich auch Catcalling und andere Formen der sexuellen Belästigung, auf die ich keinen Bock mehr habe. Ich möchte nicht, dass sich Frauen damit jeden Tag auseinandersetzen müssen.

Was genau bedeutet es eigentlich, Feminist*in zu sein? Im Video erklären wir dir die wichtigsten Aspekte im Überblick:

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Du bist in Sachsen aufgewachsen. Ostdeutschen wird ja oft nachgesagt, dass sie einen offeneren Umgang mit Nacktheit und Sexualität haben. Bist du in der Hinsicht sehr frei erzogen worden?

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Ich bin auf jeden Fall im Sommer am FKK-Strand großgeworden. Mit Nacktheit hatte ich zwar in der Pubertät auch meine Probleme. Meine Herkunft hat aber sicherlich eine Rolle gespielt. Außerdem bin ich in einem Haushalt aufgewachsen, der nur aus meiner Mutter, meiner Schwester und mir bestand. Meine Mutter hat über solche Themen immer sehr offen mit uns gesprochen. Meine Einstellung ist natürlich sehr geprägt von der Tatsache, dass meine Mutter uns alleine großgezogen hat. Für mich war immer klar, dass Frauen alles schaffen können und auch alles schaffen dürfen, was sie wollen.

Hast du schon Slut Shaming erfahren, weil du zum Beispiel auf Instagram offen über Sex Toys und Masturbation sprichst?

Auf Instagram tatsächlich nicht. Ich kann Hassnachrichten allerdings auch gut ausblenden, weil ich sehr schnell derartiges lösche und blockiere. Das ist bei mir aber nicht so viel. Slut Shaming ist auf jeden Fall ein Thema in meinem Leben gewesen, insbesondere mit Anfang 20. Slut Shaming zeigt sich im Privaten oft gar nicht so direkt. Oft wird es in einem Nebensatz oder einem Witz geäußert. Ich rede auch privat sehr offen über meine Sexualität und mache gerne Witze darüber. Wenn Männer in meinem Umfeld aber Witze über meine Sexualität machen, ist das für mich oft schon Slut Shaming: Dein Unterton gibt mir das Gefühl, dass das für dich gerade nicht okay ist. Warum willst du mir das überhaupt mitteilen?

Slut Shaming passiert ja oft auch unter Frauen, wenn zum Beispiel darüber geredet wird, mit wie vielen Männern man schon Sex hatte oder ab wann man mit jemandem bei einem Date schlafen sollte ...

Das stimmt, gerade in den ersten Uni-Semestern habe ich so etwas auch erlebt. Ich finde es immer total spannend, wie sich da eine Gruppendynamik entwickelt. Es gibt das, was du beschrieben hast, sehr toxisch kann es aber auch andersherum sein. Frauen, die nicht so schnell mit einem Mann ins Bett gehen wollen oder einfach nicht gern Sex haben, werden auch total geshamed. Unter Frauen heißt es dann auch schnell mal „Du bist zu prüde“. Das ist schade, dass das alles immer bewertet werden muss.

Neben Masturbation sprichst du auch offen über Pornografie, die unter vielen Frauen noch ziemlich tabubehaftet ist: Oft sind es nur die Männer, die Pornos konsumieren und wenn es in einer Beziehung passiert, wird es mit Fremdgehen gleichgesetzt. Glaubst du, dass diese Frauen einfach nichts mit Pornos anfangen können, oder sie einfach noch nicht die „richtigen“ gesehen haben?

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Das ist natürlich rein spekulativ. Ich kann mir aber vorstellen, dass ganz viele Frauen Pornos gucken, aber ein ganz großes Schamgefühl besteht, darüber zu sprechen. Wahrscheinlich sind das auch die üblichen Pornoseiten. Ich weiß auch von vielen Frauen, dass sie damit nichts anfangen können und sie darin nur Sachen sehen, die sie absolut nicht anturnen. Dieses Eifersuchtsgefühl, wenn der Partner Pornos guckt, kann ich wiederum überhaupt nicht nachvollziehen. Daher weiß ich auch nicht, woran das liegt. Vielleicht hat das etwas mit eigenen Unsicherheiten zu tun, das ist aber auch total individuell.

Es gibt aber natürlich auch ganz viele tolle Seiten und Porno-Produzent*innen, die Pornos produzieren, die sich total von dem unterscheiden, was man normalerweise als Porno einordnen würde. Da muss wirklich noch ein Umdenken stattfinden und diese Seiten müssen bekannter werden.

Im vollständigen Podcast-Interview erfährst du, was feministische Pornos von den gewohnten Filmchen unterscheidet und warum Luise auch im digitalen Zeitalter auf handgeschriebene Texte setzt:

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Bildquelle: Davis Haase

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