„Zwei mal drei macht vier, wi di wi di wid und drei macht neune. Ich mach' mir die Welt, wi di wi di wie sie mir gefällt“ – so ungefähr könnte wohl das Motto der sogenannten Lucky Girls lauten. Klingt erst mal nicht schlecht? Stimmt! Doch Expert*innen warnen, dass hinter dieser Denkweise auch Gefahren lauern können. Doch was genau ist denn nun das Lucky-Girl-Syndrome?
Was ist das Lucky Girl Syndrome?
Auf TikTok nimmt der Hashtag #luckygirlsyndrome immer weiter an Fahrt auf! Mittlerweile lassen sich darunter 1,2 Billionen (!) Videos finden – vorrangig von jungen Frauen. Bei dem Trend geht es vereinfacht gesagt darum, sich mithilfe von Mantren und positiven Glaubenssätzen einzureden, dass alles gelingt und einem nur Gutes passiert – und es dann genau so eintritt. Diejenigen, die den Trend mitmachen, glauben, dass sie stets Glück haben werden und ihnen alles nur so zufliegt und sie am Ende das glücklichste Mädchen („luckiest girl“) sein werden.
Lucky Girl Syndrome oder Manifestation: Wo ist der Unterschied?
Beim ersten Hören fragt man sich vielleicht, wo genau der Unterschied zum Manifestieren liegen soll und was an dem TikTok-Trend so gefährlich sein könnte. Um auf die erste Frage zu antworten: Beim Manifestieren geht es um einen selbst, um seine eigenen Stärken und das eigene Können. Man beruft sich beim Manifestieren genau darauf und formuliert davon ausgehend Wünsche und Ziele. Beim Lucky Girl Syndrome ist das nicht immer der Fall. Hierbei hoffen die Beteiligten eher aufs Glück und reden sich ein, dass sich für sie alles zum Guten ändern wird, ohne etwas dafür zu tun. Sie setzen somit zwar auch auf die Kraft ihrer Gedanken, jedoch ohne eigenen Einsatz – im Gegensatz zur Manifestation. Man könnte es so beschreiben: Die lucky Girls hoffen einfach darauf, dass ihnen das Glück quasi zufliegt.
Experten warnen: Das macht das Lucky Girl Syndrome so gefährlich
Sich die Welt so herbeiwünschen, wie sie einem gefällt? Klingt erst mal eigentlich ganz cool, oder? Doch Expert*innen warnen trotzdem vor diesem Trend. Manifestations-Coach Kerstin Grenzau kritisiert zum Beispiel, dass die Frauen demnach die eigene Verantwortung, sich selbst glücklich zu machen, ablegen würden. Sich alleine und ausschließlich auf seine Gedanken zu verlassen, würde nicht viel bringen. Außerdem gehe mit dem Lucky Girl Syndrome die Unterdrückung von negativen Empfindungen und Emotionen einher, was auf jeden Fall nicht der richtige Weg wäre. Denn diese Verhaltensweise grenze schon an toxische Positivität – da sind sich viele Experten und Expertinnen einig. Negative oder eher unschöne Gefühle einfach beiseite zu schieben und nicht zuzulassen bzw. sich nicht damit auseinanderzusetzen, kann gefährlich sein.
Außerdem: Erfolge ausschließlich an Glück zu koppeln, ist nicht die Lösung. Psychologin Pia Kabitzsch: „Wenn man sich zu sehr darauf verlässt, dann führt das dazu, dass man eher eine passive Rolle in seinem Leben einnimmt. Und wenn man einen Erfolg hat, bezieht man es nicht mehr auf sich, sondern lediglich darauf, dass man ,lucky‘ ist.“ Auf der anderen Seite kommen einem direkt negative Gedanken in den Kopf, wenn mal etwas nicht funktioniert. Die Personen würden sofort denken, dass mit ihnen selbst etwas nicht stimme und sich das Universum gegen sie verschworen hat.
Wie immer gibt es zwei Seiten der Medaille. Social Media kann immer eine Bereicherung sein, gleichzeitig aber bergen die Plattformen auch Gefahren. Es geht wohl also vor allem hauptsächlich darum, die Netzwerke und ihre Inhalte verantwortungsvoll zu nutzen.
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