Ungleich verteilte Hausarbeit ist zwar in vielen Beziehungen nicht das Streitthema Nummer eins, führt jedoch ebenfalls häufig zu Konflikten. In gemeinsamen Haushalten, in denen beide Partner Vollzeit berufstätig sind, übernehmen nämlich nach wie vor Frauen Putzen, Staubsaugen und Bügeln. Wie kann es sein, dass dies selbst in modernen Beziehungen noch der Fall ist? Sind Frauen vielleicht einfach zu putzwütig und gutmütig?
Selbst Chefinnen putzen mehr als ihre Männer
Immer wenn ich von ungleich verteilter Hausarbeit zwischen Männern und Frauen lese, bin ich erst mal skeptisch. Schließlich ist es ja ganz klar, dass Hausfrauen einen Großteil der Hausarbeit erledigen, wenn ihre Männer Vollzeit arbeiten. In vielen Beziehungen sind heutzutage jedoch beide berufstätig. Wird die Hausarbeit dann nicht von einer Putzkraft erledigt, sollte sie eigentlich fair aufgeteilt werden. Der aktuelle Führungskräfte-Monitor zeigt jedoch, dass selbst noch jede dritte vollzeiterwerbstätige Chefin den Hauptteil der Hausarbeit übernimmt, während es bei den Männern lediglich drei Prozent sind. Mit den Jahren gleicht sich die Ungleichheit zwar minimal aus, diese Grafik spricht jedoch eine eindeutige Sprache:
Sind Frauen einfach ordentlicher?
Wenn also auch Frauen dann mehr putzen, wenn sie tagsüber genauso viel ackern wie ihre Partner, muss es einen anderen Grund dafür geben. Natürlich erfüllen Frauen damit auch gängige Rollenklischees. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde gar nicht erst problematisiert, dass Hausarbeit Frauensache ist. Es galt lange Zeit als alleinige Pflicht der Frau, für Haus und Kinder zu sorgen, selbst wenn sie ebenfalls berufstätig war. Diese Relikte aus der Vergangenheit stecken wohl nach wie vor in vielen von uns.
Auch ich habe schon mit einem Partner zusammengelebt, der zwar sonst ein absoluter Verfechter der Gleichberechtigung war, aber nur wenig im Haushalt übernommen hat. Und nein, bevor du nun denkst, dass er dann bestimmt anderswo angepackt hat: Ich war auch für das Anbringen von Dübeln und den Aufbau von Möbeln zuständig. Wenn wir uns dann deswegen stritten, wurde ich meistens damit konfrontiert, dass ich eben einfach ein größeres Odnungsbedürfnis habe. Oder anders formuliert: Ich sei ja selbst dran schuld, wenn ich mehr Aufgaben übernehme, ich könnte mich ja auch einfach mit Schmutz und Unordnung zufriedengeben wie er.
Versäumnisse in der Erziehung?
Es sei hier auch noch hinzugefügt, dass ich wirklich kein Putzteufel bin und es nur um ein Mindestmaß an Sauberkeit und Ordnung ging. Wenn sich dann allerdings Besuch ankündigte, musste ich einfach das Bad putzen. Daran merkte ich, wie sehr Haushaltsführung auch Erziehungssache ist. Mir wurde das als Kind schon beigebracht, dass vor der Ankunft von Gästen aufgeräumt und geputzt wird, während mein damaliger Freund da eine eher entspannte Haltung hatte. Dabei ist es noch nicht mal so, dass er aus einem Chaotenhaushalt kam. Seine Mutter und Schwester legten durchaus Wert auf Sauberkeit, jedoch musste er schon als Kind hier nicht mit anpacken. Es kann also gut sein, dass hier schon der Grundstein für sein späteres Verhalten gelegt wurde.
Frauen werden als Verantwortliche wahrgenommen
Wie viele Männer ist wohl auch mein damaliger Freund damit aufgewachsen, sich gar nicht erst verantwortlich für den Haushalt zu fühlen. Sobald ich ihm Aufgaben zuteilte, erledigte er sie auch ohne Murren, aber aus eigener Initiative hat er eigentlich nie gestaubsaugt, die Wäsche gewaschen oder Staub gewischt. Mich hat das manchmal ziemlich aufgeregt, denn ich wollte mich nicht in der Rolle einer strengen Mutti fühlen, die den Jungen zum Putzen zwingt.
Zudem hatte ich dabei immer das Gefühl, er würde mir damit einen Gefallen tun, dabei kam das ja unserer gemeinsamen Wohnung zugute. Genau hier liegt wohl der Knackpunkt: In vielen Beziehungen wird Hausarbeit zwar auch von Männern übernommen, aber es wird immer noch als die Aufgabe der Frauen angesehen, diese zu organisieren. All die Frauen, die keine Lust haben, im Befehlston Aufgaben an ihre Männer zu verteilen, erledigen sie dann eben einfach selbst. Auf den ersten Blick könnte man daher meinen, dass Frauen ja selbst schuld daran sind, wenn sie ihren Mund nicht aufmachen. Nach dem x-ten Zuteilen von regelmäßig anfallenden Hausarbeiten ist es aber auch verständlich, dass man die Nase voll hat und sie selbst erledigt – wohl auch, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Männer, die also behaupten, dass niemand Frauen zur Hausarbeit zwingt, machen es sich meiner Meinung nach zu einfach.
Es gibt natürlich auch ordentliche Männer
Selbstverständlich gibt es auch viele Männer, die mehr Wert auf Ordnung und Sauberkeit legen als ihre Partnerinnen. Ich habe in meinem Freundeskreis auch einige Kerle, die einen richtigen Ordnungstick haben und mit denen ich nicht zusammenwohnen könnte. Außerdem ist mir aufgefallen, dass sich auch in der Werbung für Putzmittel und Haushaltsgeräte etwas verändert hat in den letzten Jahren: In vielen Anzeigen sieht man Männer, die Haushaltsprodukte anpreisen und manche Hersteller werben sogar für eine gleiche Aufgabenverteilung:
Vielleicht wird es noch einige Jahre dauern, bis Hausarbeit nicht mehr hauptsächlich von Frauen übernommen wird. Zumindest bleibt zu hoffen, dass Mädchen und Jungen heutzutage gleichermaßen dazu angehalten werden, zu Hause mit anzupacken.
In vielen Bereichen wünschen sich Frauen, mehr Verantwortung übernehmen zu können. In Sachen Haushalt ist sie aber mehr Fluch als Segen. Ordnung und Sauberkeit sind schließlich kein rein weibliches Bedürfnis. Auch meine Kollegin hat beim Zusammenzug mit ihrem Freund festgestellt, dass ein Großteil der Arbeiten von ihr delegiert werden musste. Machst du auch regelmäßig diese Erfahrung und hast dich damit abgefunden oder wird in deiner Beziehung alles fair verteilt?
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