Beige, beiger, die meisten Wohnungen auf Instagram und Co. Der Minimalismus-Trend fegt durch die Einrichtung stilbewusster Influencerinnen und lässt keinen Platz für Krimskrams, Persönliches oder geschweige denn Farbe. Statt Einheitsbrei in beige mausert sich jetzt ein Trend, der allen Marie Kondos dieser Welt Augenzucken bereiten dürfte: Cluttercore. Warum das „kontrollierte Chaos“ mit viel Farbe und persönlichem Touch so beliebt ist.
Social Media hat uns beigebracht, dass Minimalismus toll und zu viel Besitz erdrückend ist. Das ist zwar eine sehr krass heruntergebrochene (steile) These, die aber zeigt, wie Millenials mit Unordnung umgehen: Sie entsteht gar nicht erst. Und zwar, weil sich in den Küchen, Wohn- und Schlafzimmern gar nicht erst zu viel Nippes ansammelt, der irgendeine Art von Unordnung anrichten könnte. Auch vor den Kinderzimmern macht der minimale Traum in beige nicht Halt.
Das sieht zwar sehr stilvoll, aufgeräumt und erwachsen aus. Aber ganz ehrlich, fehlt da nicht was? Nun sind Geschmäcker zum Glück unterschiedlich und nicht jedem Trend sollte blind gefolgt werden. Sie können aber durchaus eine Inspiration darstellen. Und wer vom cleanen, hellen Look allmählich zu viel hat und etwas Leben in die Bude holen möchte, wird vielleicht beim Cluttercore-Trend fündig.
Es muss nicht immer etwas Neues sein; in diesem Video zeigen wir dir, wie du ganz einfach alte Möbel aufpeppen kannst.
Was ist Cluttercore?
Der Hashtag #cluttercore zählt auf TikTok mittlerweile stolze 94 Millionen Aufrufe und avanciert damit aktuell zum absoluten Einrichtungs-Hype. Doch worum geht’s? Die Cluttercore-Ästhetik folgt keiner strikten Farbpalette oder cleanen Einrichtungsstil, sondern ist vielmehr geordnetes Chaos mit emotionalem Wert. Sprich: Deine Lieblingsfotos, die kleine Figur aus dem Ü-Ei, die mittlerweile verbeulten Töpfe und Pfannen werden nicht in Schränken versteckt, sondern liebevoll kuratiert.
Aus dem Englischen übersetzt bedeutet „clutter“ Krimskams und „core“ ist die maximale Steigerung des jeweiligen Wortes, wie zum Beispiel „hardcore“. Es geht also um Krimskrams en masse. Das alles jedoch wohldosiert und nicht komplett wahllos zusammengewürfelt und auch nicht mit so viel Besitz, dass es uns überfordert. Einfach ein starker Gegentrend zum strikten Minimalismus, der dank Nippes Gemütlichkeit schafft.
Wer ein Herz für emotional behaftete Gegenstände hat und sich schlecht von Dingen trennen kann, ist bei diesem Einrichtungstrend an der richtigen Stelle, denn die Wohnungen gleichen beinahe Museen, voll mit ausgestellten Kleinigkeiten. Zudem könnte man Cluttercore auch als nachhaltigen Wohntrend bezeichnen, denn Liebhaber von Cluttercore wissen, dass die besten Schätze Second Hand, also auf Flohmärkten oder bei Ebay Kleinanzeigen warten. Und wie das in der Praxis aus? Hier kommen einige Beispiele für die typisch für den ungewöhnlichen und nostalgischen Einrichtungsstil Cluttercore sind.
Bilderwände voll mit Erinnerungen
Das Gemälde vom Flohmarkt, das Lieblingsfoto aus dem letzten Urlaub, Postkarten oder etwas Selbstgemachtes. Volle, bunte Bilderwände sind beim Cluttercore-Trend oft gesehen. Sie sind eine tolle Möglichkeit, ganz persönlichen Bildern oder Fotos einen Ehrenplatz an der Wand zu verleihen.
Eine strikte Regel gibt es dabei nicht unbedingt, die Fotos und Bilderrahmen werden so aufgehängt, dass es für dein Auge Sinn ergibt und gut aussieht. Mit diesen goldenen Bilderrahmen hast du schon mal eine gute Basis für deine Cluttercore-Bilderwand. Deine Lieblingsfotos vom Handy kannst du dir in der passenden Größe zum Bilderrahmen einfach online oder bei DM oder Rossmann ausdrucken lassen.
Aber auch ganz andere Stile und Strukturen sind neben verschiedenen Bilderrahmen gern gesehene Gäste. Ein Wandteppich, eine verspielte Kuckucksuhr oder ein Spiegel bringen Abwechslung an die Wand. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und alles, was du dir gerne Tag für Tag an deiner Bilderwand ansehen möchtest, bekommt seinen Ehrenplatz.
Bücherregale als große Bühne
Bücher aussortieren, nachdem man sie gelesen hat? Das ist bei Cluttercore nicht der Fall. Hier werden alle Bücher, Zeitschriften und Bildbände liebend gern präsentiert! Doch nicht nur Lesestoff ist dabei. Gerade Bücherregale, wie das beliebte Ikea-Regal Billy, bieten Platz für das, was Cluttercore-Fans so lieben: Emotionales!
Um etwas Ordnung in die gewollte Unordnung zu bringen, kannst du deine liebsten Stehrümchen zum Beispiel nach Farbe oder Stil sortieren. Auch kleine Schälchen mit Schmuck sehen in offenen Regalen hinreißend aus. Alle Objekte, die dir am Herzen liegen, dich in Erinnerung schwelgen lassen, oder zum Schmunzeln bringen, finden hier ihre Bühne.
Möbel im Cluttercore-Stil
Auch die Möbel werden in der Cluttercore-Themenwelt gern gemixt. Ein orangefarbenes Sofa zum grünen Teppich zur Blümchen-Tapete? Wieso nicht! Zur Cluttercore-Ästhetik gehören ebenfalls gemütliche Kissen, Teppiche und Decken.
Pflanzen sind ebenfalls ein großes Thema bei diesem Interior-Trend, die für extra Behaglichkeit und sogar frische Luft sorgen. In Hängetopfen oder auf kleinen Wandregalen drapiert, darf es bei Cluttercore eigentlich gar nicht grün genug werden. Ob Kakteen, (getrocknete) Blumensträuße oder eine große Palme, hier soll und darf gemixt werden, was das Zeug hält.
Bei den Kleinmöbeln kannst du dich Cluttercore-mäßig richtig austoben. Ein Hocker in Wassermelonen-Optik, ein wilder Stuhl-Mix am Esstisch oder ein bequemes Bodenkissen bieten ungewöhnliche Möglichkeiten, sein eigenes Zuhause abseits des Mainstreams einzurichten.
Cluttercore als Lebenseinstellung
Neben diesen bunten Beispielen kann Cluttercore natürlich auch etwas subtiler gelingen. Der Kern des Trends ist aber: Was auf den ersten Blick vielleicht unperfekt aussehen mag, zeugt für Cluttercore-Fans von Individualität. Denn die Einrichtung ist stets im Wandel, verändert sich, so wie Vorlieben und Einstellung einer Person selbst. Ein Cluttercore-Zuhause wird nicht von jetzt auf gleich eingerichtet, viel mehr ist es eine anhaltende Suche nach charmanten Pieces und quasi ein sich entwickelndes Kunstprojekt. Welchen Stil, welche Ordnung und welche Trends du auch immer verfolgst: Deine Wohnung ist dein Ruhepohl und dass du dich wohlfühlst, ist das Allerwichtigste!
Auch mit DIY’s kannst du deinem Cluttercore-Zuhause eine persönliche Note verleihen. Schau dich in unserer Bilderstrecke nach Inspirationen um.
Bildquelle: Unsplah/Steph Wilson