Betrug, Trennung oder tiefe Enttäuschungen können dein Vertrauen in die Liebe von Grund auf erschüttern. „Schmerzhafte Erfahrungen, bis hin zu körperlichem und emotionalem Zusammenbruch, können durch Enttäuschungen in der Liebe schwer zu verkraften sein“, erklärt Paartherapeut Michael Cöllen. Doch wie gelingt es dir, nach solchen Erlebnissen wieder Vertrauen zu fassen? Der Experte zeigt dir Wege auf, wie du die Liebe neu entdecken kannst.
Was Liebe wirklich bedeutet
„Liebe vollzieht sich im gleichzeitigen Austausch von Körper, Geist und Seele zwischen zwei Menschen – in gegenseitiger Resonanz und Verantwortung“, erklärt Cöllen. Eine tiefe und umfassende Liebesbeziehung basiert dabei auf den „fünf Dialogsäulen“: dem körperlichen Dialog, dem Gefühlsaustausch, der sprachlichen Kommunikation, der gemeinsamen Sinnfindung und der qualitativ verbrachten Paarzeit.
„Liebe ist der Sinn, Dialog der Weg“, betont der Therapeut gegenüber der Partnervermittlung LemonSwan. Die Bedeutung der Liebe für dein Leben kann dabei kaum überschätzt werden: „Tatsächlich sehen 80 Prozent aller Bürger*innen in Deutschland eine gelungene Liebesbeziehung als das Wichtigste in ihrem Leben an“ – wichtiger als Kapital, Besitz oder Macht.
Die Fähigkeit zu lieben ist unauslöschlich
Auch wenn manche Menschen ein Leben lang an Verletzungen leiden, macht der Experte Hoffnung: „Das Lieben selbst können wir nicht verlernen. Es ist ein angeborener und fester Bestandteil unseres Menschseins.“ Allerdings warnt er: „Jede tiefe Verletzung der Liebe hinterlässt Wunden und Narben in der Seele und erzeugt Ängste vor einem neuen Liebesabenteuer.“
Der Therapeut vergleicht den Prozess mit dem Laufenlernen: „Auch Kinder, die beim Laufenlernen hinfallen und sich die Knie blutig stoßen, stehen immer wieder auf – und lernen es schließlich.“ Er ermutigt dich daher, das „Wunder der Liebe“ immer wieder zu wagen und die Liebe richtig zu lernen.
Die fünf Zyklen der Liebe
Deine Art zu lieben, verändert sich im Laufe des Lebens. Der Experte beschreibt fünf zentrale Phasen:
- 15-25 Jahre: „Ungestüm-naive Anziehung und Hingabe“
- 25-35 Jahre: „Bewusster und geplanter Aufbau einer Liebesbeziehung“
- 35-45 Jahre: Zeit des „Bilanzziehens in der Lebensmitte“
- 45-55 Jahre: Phase des „beginnenden Alterns“
- Ab 65 Jahren: Zeit der „ausschließlichen Zweisamkeit“
Was du dabei beachten solltest: „Der Übergang von einem Zyklus zum nächsten ist oft mit Beziehungskrisen verbunden“, erklärt Cöllen. Dies sei jedoch Teil des „normalen Reifungsprozesses der Liebe“. Entscheidend sei eine tiefe Dialog- und Streitkultur, um diese Übergänge gemeinsam zu meistern. „Menschliches Lieben beginnt in jungen Jahren impulsiver und leidenschaftlicher“, erläutert der Therapeut. Mit zunehmendem Alter wandelt sich dies oft in „eine tiefere, seelische Verbundenheit und glückliche Innigkeit.“
Schritte zum Neu-Erlernen der Liebe
Nach einer Trennung, Scheidung oder Untreue empfiehlt dir der Experte diese konkreten Schritte:
- Ehrliche Selbstreflexion: „An so gut wie keinem Liebes-Drama ist allein der oder die Andere schuld.“ Dein erster Schritt ist laut Cöllen also, die eigenen Fehler zu erkennen, sie konkret zu benennen und gegenüber anderen (relevanten Personen) zu bekennen.
- Feedback aktiv einholen: „Bitte Menschen, die dich gut kennen, um ehrliche und kritische Rückmeldungen. Was stört sie an deinem Verhalten?“
- Kindheitsmuster verstehen: Versuche zu erkennen: „Wie habe ich in meiner Kindheit Liebe gelernt – oder eben nicht? Welche emotionalen Defizite bringe ich mit?“
- Vergangenheit aufarbeiten: „Besprich vergangene Beziehungsmuster und Verletzungen mit einem potenziellen neuen Partner oder einer engen Vertrauensperson.“
- Neue Dialogkultur entwickeln: „Entwickle eine emotionale Dialogkultur mit deinem oder deiner neuen potenziellen Partner*in, die Innigkeit, Einfühlungsvermögen, Gefühlstiefe, erotisches Prickeln und seelische Resonanz fördert.“
Die Sache mit dem Online-Dating
„Heute lernen etwa 40 Prozent der Paare einander über Partnervermittlungen kennen“, berichtet Cöllen. Interessanterweise sind diese Beziehungen oft „dauerhafter und stabiler“ als solche aus Zufallsbekanntschaften. Der Grund, der auch für dich wichtig sein könnte: Der strukturierte Ansatz biete Zeit und Raum, sich vorsichtig anzunähern und die gegenseitige Resonanz zu prüfen, so der Therapeut. Wenn du bislang noch zögerlich bist, könnten Tinder, Hinge und Co. also wirklich eine tolle (und zukunftsorientierte) Möglichkeit seinen, jemanden kennenzulernen.
Apropos: Nach diesen Red Flags solltest du beim Dating Ausschau halten ...
Was lernen wir davon?
Die Sehnsucht nach Erfüllung und Geborgenheit in der Liebe ist, wie der Experte betont, ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Um dieses Bedürfnis zu erfüllen, brauchst du einen „Werkzeugkasten aus Wissen, Erfahrung und Fähigkeiten: Einfühlungsvermögen, emotionale Resonanzfähigkeit, Gefühlstiefe und Gefühlssprache.“ Diese Werkzeuge helfen dir, einen echten und gefühlvollen Austausch mit einem anderen Menschen zu finden und eine neue Liebesbeziehung aufzubauen.
Gib dir die Zeit, die du brauchst. Entwickle dabei, wie der Therapeut rät, eine gute Streitkultur. Denn letztlich gehe es um Kommunikation, Vergebung und die Bereitschaft, sich immer wieder auf das Abenteuer der Liebe einzulassen. Und das ist eine Bereitschaft, die sich lohnt, nicht wahr? Ob du WIRKLICH bereit bist, oder doch eher in Situationships versteckst, kannst du auch an diesen Verhaltensweisen erkennen: