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Ja, ich bin groß – du musst es mir nicht ständig sagen!

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Legen wir die Fakten gleich auf den Tisch: Ich bin 1,85 Meter groß – und eine Frau. Eigentlich nichts, was sich gegenseitig ausschließt. Oder?

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In Anbetracht der mit panischem Unterton vorgetragenen Reaktionen, die ich hinsichtlich meiner Größe jedoch regelmäßig bekomme, habe ich den Eindruck, dass beides so gar nicht zusammenpasst. „Mein Gott, bist du riesig“, „Und dann trägst du auch noch hohe Schuhe?“ oder von Verwandten, die ich lang nicht gesehen habe: „Mensch, bist du noch größer geworden?!“ - ewig gleiche Kommentare, nach denen ich nicht gefragt habe, die jedoch reflexartig aus nahezu jedem herausschießen, dessen Auge-Hirn-Verbindung meinen Anblick verarbeiten muss.

Ein bisschen verstehe ich es ja...

Dass ich für manche eine kleine (große, ha!) Sensation bin, ist okay. Ich erwische mich auch dabei, wie ich Leute mustere, die, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, nicht „normal“ aussehen – also zum Beispiel sehr klein sind, eine große Nase haben, eine schrille Haarfarbe oder viele Tattoos. Sie weichen optisch von einer gewissen Norm ab. In meinem Fall ist es die durchschnittliche Körpergröße einer deutschen Frau: 1,66 m.

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Wenn Frauen größer sind, dann müssen sie als Rechtfertigung aber auch Model sein. Oder Basketballprofi. Das waren zumindest die beiden Dinge, die mir zu Teenagerzeiten regelmäßig als Hobby bzw. Beruf nahegelegt wurden. Tja, hat beides nicht geklappt (traurig, aber wahr: Die Basketball-Kompetenz steigt nicht mit der Körpergröße). 

Im Big Apple vor zwei Jahren habe ich mich übrigens proportional wohlgefühlt. Darf ich das?!

Verbalisieren muss nicht sein

Welche Rechtfertigung bleibt mir also für meine Größe? Keine. Brauch ich ja auch nicht, man sieht nun mal aus, wie man aussieht. Ich hab mir das mit der Größe nicht ausgesucht. Genauso wenig wie Leute, die sehr klein sind. Eine große Nase haben. Na gut, die mit der schrillen Haarfarbe und den Tattoos haben es sich ausgesucht. Doch so oder so sollte man es sich sparen, uns – um mich mal schützend vor alle „Anderen“ zu stellen – ständig darauf anzusprechen. Captain-Obvious-Phrasen wie „Du bist aber groß“ helfen weder dir, noch mir. Was soll ich damit anfangen? Mich entschuldigen? Erschrocken die Augen aufreißen, stammeln, dass mir das gar nicht bewusst war? Was erwartest du von mir? In der Regel überspiele ich das Ganze mit einem müden Lachen.

Zum Glück stören mich die häufigen Kommentare und auffällig unauffälligen Blicke nicht mehr so sehr wie als Teenager. Damals wollte ich doch nur, wie jeder andere, dazugehören. Und da kratzte es natürlich am Selbstbewusstsein, immer wieder vorgehalten zu bekommen, wie verdammt anders man aussieht. Verstärkt wurde das in meinem Fall durch meine Eltern, die mich irgendwann zu einem Arzt schickten, weil das doch einfach nicht mehr normal sei mit meiner Größe. True story! Unfreiwillig anders sein, das nagt an einem – aber eigentlich nur, wenn es einem andere ständig ins Bewusstsein rufen.

Taylor Swift
Interviewer: „Hallo. Warum sind Sie eigentlich so verdammt groß?“ Taylor Swift: „….“ Bestimmt so passiert.

Glücklicherweise bin ich über die Jahre auch innerlich gewachsen. Und das verdanke ich vor allem dem guten Zuspruch von Leuten, die mir gesagt haben, dass meine Größe doch völlig cool ist, als ich das noch nicht so empfand. Und nicht zuletzt auch denen, die sich ihre negativ angehauchten Kommentare einfach verkneifen.  Das ist im Endeffekt auch mein einziges Plädoyer: Starr mich ruhig kurz an, wenn du nicht anders kannst, aber belass es dabei. Ich möchte nicht mal ein „Wow, das ist ja toll, wie groß du bist“ hören. Denn es ist weder eine Schande noch eine Leistung, dass ich 1,85 m bin.

Susanne Faller

Mein Fazit

Irgendwo habe ich mal einen Satz gelesen, der mir im Gedächtnis hängen geblieben ist, er lautet etwa so: „Wenn jemand eine Sache an seinem Äußeren nicht innerhalb von 10 Sekunden ändern kann, sprich sie nicht an.“

Daran (und an das verkürzte Starren) versuche ich mich auch selbst zu halten, wenn ich jemanden treffe, der sehr viel kleiner ist als ich, eine große Nase oder bunte Haare hat. Bei Tattoos fällt es mir zugegebenermaßen selbst schwer – ich bin einfach neugierig.

Du siehst: jeder guckt, jeder urteilt. Aber nicht jeder hat den Anstand, seine Gedanken für sich zu behalten. Wie ist es bei dir? Erwischst du dich auch ab und zu dabei, Leute anzustarren oder gar anzusprechen, die irgendwie „anders” aussehen? Oder bist du vielleicht selbst Opfer solcher Blicke und Kommentare? Verrate es mir gern unter diesem Artikel oder auf Facebook!

Susanne Faller

Bildquelle: desired/Mario Schattner, Susanne Faller, Getty Images/Rich Polk