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TikTok-Trend

Ist die Girl-Boss-Ära vorbei? Warum Soft Girls gerade ihr Comeback feiern

Soft Girl Era
© Getty Images/ ivan101

Höher, weiter, schneller – das ist für viele das Motto, wenn es um ihre berufliche Karriere geht. Sogenannte Boss Girls ackern was das Zeug hält und werden dafür gefeiert. Doch so langsam formiert sich ein Gegentrend, der Gelassenheit, Selfcare und Ruhe in die Berufswelt der Girls bringt. Die sogenannten Soft Girls sind zurück. Wie ihre Ära aussieht, was wir von ihnen lernen können und welchen Haken der neueste TikTok-Hype hat.

Erstmals erlebt ein Trend aus der Social Media-Welt eine Art Revolution – „Soft girls are back!“ heißt es da feierlich. Das Trendwort, das es bereits seit 2019 gibt und sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat, ist erst mal nicht neu. Ging es beim ersten mega Hype aber mehr um die Ästhetik, Mode und Make-up der Soft Girls, wird nun eine ganze Lifestyle-Ära um die hyperfemininen „sanften Mädchen“ aufgebaut.

Was steckt hinter dem Soft Girl-Trend?

Doch um was geht es den Soft Girls? Ein Blick auf TikTok macht schlauer, denn da finden sich fast 3 Milliarden (!) Aufrufe zu dem Hashtag, Tendenz steigend. Die kurzen Videos sehen aus, als wären sie einer durchgestylten Serie auf Netflix entsprungen. Denn einfach alles sieht wunderschön abgestimmt und vor allem lässig aus. Keine That Girls mit akribisch geplanten Morgenroutinen, die um 6 Uhr ins Fitnessstudio rennen, aber auch keine Hustler-Girls, die bis 24 Uhr arbeiten. Soft Girls sind verträumt, romantisch und selbstbewusst und legen ihren Fokus ganz klar auf ein sanftes Leben – wie auch immer jede das für sich definiert.

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Selfcare statt Überstunden

Bezogen auf den Karriere-Kontext sind die Soft Girls das weiche Gegenstück zu den harten Boss Girls, die sich in der Hustle-Kultur durch Überstunden, 16-Stunden-Tage und sehr viel Arbeit transformiert haben. Denn dank der Boss-Girls wurde einem eingetrichtert: Wenn ihr euch nur genug anstrengt, könnt ihr alles schaffen! Und mit „alles“ ist natürlich auch gemeint: was ein Mann schaffen kann. Dass wir in puncto Gleichberechtigung und Gleichstellung noch unfassbar viel zu tun haben, wurde wenig berücksichtigt. Und so sorgte die Hustle-Culture eher für Burn-outs und Druck als für die Bilderbuch-Karriere. 

Die Karriere ist im Gegentrend eher weniger im Fokus. Die Arbeit der Soft Girls, sofern sie denn überhaupt thematisiert wird, ist ebenso sanft wie ihr ihre Cashmere-Cardigans. „Setze Grenzen“, „bitte um Hilfe, wenn du sie brauchst“, oder auch „übertreibe es nicht bei der Arbeit“. Der Fokus sei ganz bei sich selbst und dem, was einem guttut. Manche Soft Girls setzen ihre Ära sogar damit gleich, dass sie nun Mutter sind.

Alice Mecke

Wer kann sich ein Soft-Girl-Leben leisten?

Überlegungen, wie man sein Leben in einer Gesellschaft voller Druck weiter bestreiten möchte, sind natürlich gut. Doch wer kann sich ein Soft-Girl-Leben in diesem Ausmaß leisten? Alleinerziehende Mütter oder Familien, die bei all der Inflation gerade so über die Runden kommen, wohl kaum. Und dass Frauen abgesprochen wird, sich um nichts anderes als den Nachwuchs zu kümmern, also bloß nicht wieder arbeiten zu gehen, wirkt doch ziemlich veraltet. Und so sollte man, wie bei so vielen auf Social Media, behutsam mit dem Konsum umgehen. Wo es die Soft Girls zwar auf der einen Seite schaffen, Selfcare, die Priorisierung der eigenen Bedürfnisse und Selbstliebe authentisch zu übermitteln, sind die Vorschläge und Videos auf der anderen Seite mal wieder meilenweit von der Realität entfernt. Wir versuchen dennoch etwas von den Soft Girls mitzunehmen.

Alice Mecke
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Der sanfte Protest der Gen Z

Denn auch wenn es wieder ein weiterer Modebegriff ist, lässt sich durch den Soft-Girl-Trend eine gesellschaftliche Veränderung beobachten, die schon länger im Gange ist. Gerade die Gen Z hat andere Pläne fürs Leben, statt sich nur dem Arbeiten zu verschreiben. Da sie keine andere Arbeitsrealität kennen als ihre eigene und vielleicht bei ihren Müttern und Vätern erkennen, wie auslaugend Jobs sein können, liegt es nahe, dass sie in einen soften Protest gehen. Krisen, Kriege und Pandemien zeigen zudem, wie unsicher die Welt sein kann. Der Fokus auf sich selbst, auf seine Liebsten und Dinge, die das Leben wirklich lebenswert machen, ist bei jungen Mengen viel schärfer gesetzt. Ebenso das Thema mentale Gesundheit, über das wohl noch nie eine Generation so offen und unverblümt gesprochen hat. Was uns der Soft Girl-Trend bringt? Fraglich und höchst individuell. Aber das Romantisieren alltäglicher Dinge, ohne durch Überstunden glänzen zu müssen, nicht so hart zu sich selbst und anderen zu sein, sind eine gute Maßnahme, das Leben als das zu feiern, was es ist: schön. In dem Sinne: Stay soft!

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