Bei einer Insektenzählung des NABU und des bayerischen Naturschutzverbands LBV im Juni wurden deutlich mehr Hornissen gesichtet als im Vorjahr. Werden sie wirklich mehr oder haben die häufigeren Sichtungen einen anderen Grund?
Bei der Aktion Insektensommer rufen der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der LBV jährlich Bürger*innen dazu auf, Insekten zu zählen. Hornissen schafften es dabei in diesem Jahr auf Platz 11 der am häufigsten gesichteten Insekten. 2022 belegten sie noch Platz 19. Zwischen dem 4. und dem 13. August läuft eine neue Zählrunde des Insektensommers. Laut LBV könnte es hierbei zu noch mehr Hornissen-Sichtungen kommen, denn Hornissen zählen zu den Wespenarten und die haben im August ihre Hochzeit. Bis zu 700 Tiere zählt ein Hornissenvolk dann.
Gibt es dieses Jahr wirklich mehr Hornissen?
Doch bedeuten die häufigeren Sichtungen wirklich, dass die Anzahl der Hornissen gestiegen ist? Nicht unbedingt. Hornissen sind nach wie vor seltener als die hier verbreiteten Wespenarten Gemeine Wespe und Deutsche Wespe. Sie galten lange Zeit als gefährdet. „Die Bestände haben sich im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt aber erholt“, erklärt die LBV-Insektenexpertin Tarja Richter gegenüber der dpa. Dass es aktuell zu mehr Sichtungen kommt, liegt allerdings nicht unbedingt daran, dass die Tiere mehr werden, sondern daran, dass sich ihr Lebensraum ändert. Hornissen sind deutlich scheuer als die Gemeine und die Deutsche Wespe. Sie bauen ihre Nester für gewöhnlich in lichten Wäldern oder an Wegen in Baumhöhlen. Die werden allerdings immer seltener und so zieht es die Hornissen in Siedlungen, wo sie sich in Rollladenkästen, alten Schuppen oder sonstigen Nischen ansiedeln. Zudem könnte es noch einen weiteren Grund geben, warum Hornissen aktuell häufiger gesichtet werden. Stichwort: Selektive Wahrnehmung.
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Die Asiatische Hornisse breitet sich aus
In der Zählung zum Insektensommer landete die Europäische Hornisse „Vespa crabro“ auf Platz 11. Aktuell breitet sich in Deutschland allerdings auch eine weitere Hornissenart aus. Die Asiatische Hornisse „Vespa velutina“. Sie siedelt sich vor allem in Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg an und ist in letzter Zeit immer wieder in Medienberichten aufgetaucht, weil sie heimische Bienenarten bedroht. Optisch lassen sich Asiatische und Europäische Hornisse leicht unterscheiden. Die heimische Art ist etwas größer, hat einen rötlichen Kopf und einen rotbraunen Körper. Erst das Hinterteil hat die wespentypische gelbe Färbung mit schwarzer Zeichnung. Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner, hat einen schwarzen Kopf mit oranger Stirn und einen schwarzen Körper mit einer orangegelben Spitze. Trotzdem halten Expert*innen es für gut möglich, dass Menschen durch die zahlreichen Berichte über Asiatische Hornissen stärker auf Hornissen achten und sie somit auch häufiger melden.
Bildquelle: iStock/Simon002