Es gibt Dinge, die einem erst wirklich auffallen, wenn man einmal darauf achtet. Dazu gehört auch, wie man mit seinen Mitmenschen alltäglich kommuniziert. Mit großer Wahrscheinlichkeit sagst auch Du wesentlich häufiger „Entschuldigung“ oder „Sorry“, als Dir bewusst ist. Ob am Arbeitsplatz, bei Freunden oder im Kontakt mit fremden Menschen: Besonders wir Frauen entschuldigen uns ständig für Kleinigkeiten. Doch was drücken wir damit aus und kann es von Vorteil sein, sicht nicht zu entschuldigen?
In diesem Artikel soll es keinesfalls darum gehen, jegliche Form der Entschuldigung für problematisch zu erklären. Selbstverständlich sind entschuldigende Worte angebracht, wenn Du etwas wirklich Dummes angestellt hast, das Dein persönliches Verschulden gewesen ist. Vielmehr soll es hier um die alltäglichen Entschuldigungen gehen: Das reflexartige „Sorry“ bevor man eine Frage stellt oder das genuschelte „Tschuldigung“, wenn Du möchtest, dass Dir jemand Platz macht. Wir verraten Dir, warum sich gerade Frauen so häufig entschuldigen und warum es oft sinnvoller ist, andere Worte zu wählen.
Wofür wir uns unnötigerweise entschuldigen
Es gibt unzählige Situationen, für die sich Frauen im Alltag entschuldigen. Auch mir wurde dies erst klar, als ich einmal bewusst darauf achtgab. Was machst Du zum Beispiel, wenn sich jemand in Bus oder Bahn so richtig schön auf zwei Sitzen breitgemacht hat und Du Dich gern neben diese Person setzen würdest? Vielleicht sagst auch Du wie viele andere Frauen einfach nur „Sorry“ und deutest an, dass Du Dich niederlassen willst.
Doch wofür entschuldigst Du Dich hierbei eigentlich und sollte sich nicht viel eher die andere Person entschuldigen müssen, die rücksichtslos auf zwei Sitzen herumfläzt? Ähnliche Situationen begegnen einem zuhauf: Menschen stehen rücksichtslos mitten im Weg herum und doch sind es häufig Frauen, die sich durch ein „Entschuldigung“ Platz verschaffen müssen, ganz so, als würden sie sich für ihre bloße Anwesenheit entschuldigen.
Besonders oft entschuldigen sich Frauen auch am Arbeitsplatz im Gespräch mit ihren Vorgesetzten oder Kollegen. Selbst wenn es vielleicht Deine Kollegen sind, denen Du ständig hinterherrennen musst, damit sie Termine und Fristen einhalten, sagst Du vielleicht Dinge wie: „Sorry, dass ich schon wieder damit ankomme, aber könntest Du mir bitte den Bericht heute zuschicken?“ In Wahrheit bist Du vielleicht bereits völlig entnervt und fühlst Dich alles andere als „Sorry“ dafür, dass Deine Kollegen nicht ihren Teil der Arbeit erledigen.
Dieses Phänomen wird bereits länger beobachtet und selbst der Shampoo-Hersteller Pantene hat 2014 eine Video-Kampagne veröffentlicht, in der diese und ähnliche Situationen veranschaulicht werden. Im Video siehst Du außerdem, was passiert, wenn Du Dich nicht entschuldigst.
Mache selbst den Test!
Wenn Du denkst, dass Dir gar nicht so häufig ein unbedachtes „Sorry“ oder „Tschuldige“ über die Lippen kommt, dann rate ich Dir trotzdem, für eine Woche in jeglichen Situationen darauf zu achten. Denn häufig verwenden wir diese Entschuldigungsfloskeln so reflexartig und selbstverständlich, dass es uns weder bewusst ist, noch wirklich ernst gemeint.
Wenn Du zum Beispiel ständig Deine Kollegen erinnern musst, ihre Arbeit zu erledigen, musst nicht Du Dich entschuldigen! Wahrscheinlich verwendest Du diese Worte aber dennoch aus Unsicherheit heraus, weil Du nicht als übermäßig fordernd und nervend rüberkommen willst.
Experten sind der Meinung, dass sich Frauen im Berufsleben so häufig entschuldigen, weil sie Angst haben, ansonsten als schwierig abgestempelt zu werden. Lieber machen sie sich also in vielen Situationen selbst klein und entschuldigen sich für Dinge, die eigentlich gar nicht in ihrem Verschulden liegen. Viele Frauen sind darüber hinaus äußerst perfektionistisch und entschuldigen sich immer dann, wenn sie ausnahmsweise dieses perfekte Bild nicht wahren können. Dabei ist es wirklich nicht nötig Dich vor Deinem Partner zu entschuldigen, weil Du Dir einmal nicht die Beine rasiert hast oder Du dem Paketboten nicht zurecht gemacht die Tür öffnest! Es ist völlig normal, nach außen hin nicht ständig perfekt zu wirken. Dies trifft auch dann zu, wenn Dich etwas emotional berührt und Du anfängst zu weinen. Viele Menschen entschuldigen sich in diesem Fall, weil sie denken, sie würden übermäßig emotional reagieren und anderen mit ihren Gefühlen zur Last fallen.
Danke statt Entschuldigung sagen!
Wahrscheinlich merkst Du selbst, dass es in vielen Situationen nicht sinnvoll ist, sich zu entschuldigen und Du ein verunsichertes Selbstbild präsentierst. Aber was kannst Du stattdessen sagen? Natürlich sollst Du von nun an nicht einfach stumm bleiben oder gar unhöflich werden. Überlege Dir aber in Gesprächssituationen, was Du wirklich aussagen möchtest. Wenn Du Dich zum Beispiel auf der Arbeit bei Vorgesetzten dafür entschuldigen willst, dass Du noch nicht fertig mit der Arbeit geworden bist, frage Dich einmal, ob es nicht besser wäre, zu erklären, woran das liegt. Vielleicht kann Dein Chef mit einer ehrlichen Erklärung mehr anfangen, als mit einer halbherzig geäußerten kleinlauten Entschuldigung.
Oft kann es auch sinnvoll sein, Danke statt Entschuldigung zu sagen. Dies klingt zunächst einmal nicht sonderlich einleuchtend, in vielen Situationen ist aber ein ernst gemeintes Danke auch für Deinen Gegenüber viel mehr Wert als eine Entschuldigung. Wenn Du zum Beispiel Freunden Deine Sorgen anvertraust und Du Dich gleichzeitig sorgst, sie zu belasten, bedanke Dich lieber dafür, dass sie für Dich da sind, anstatt Dich ständig dafür zu entschuldigen, eine Last darzustellen. Oder, wenn Du unpünktlich bist und andere auf Dich warten müssen kannst Du es anstatt mit „Sorry, dass ich immer zu spät bin.“ auch mal mit einem „Danke für Eure Geduld“ versuchen.
Wenn Du Dir bewusster über Dein Kommunikationsverhalten wirst, kannst Du viel besser erkennen, warum Dich Deine Mitmenschen vielleicht nicht immer respektvoll behandeln. Kleine Änderungen im eigenen Auftreten und der Wortwahl können oft schon viel bewirken. Hier findest Du noch mehr geniale Tipps, um Dein Selbstbewusstsein zu stärken.
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