Während es in vielen europäischen Ländern problemlos möglich ist, Einkäufe auch am Wochenende zu tätigen, gilt in Deutschland die Sonntagsruhe. Und das seit über 1.700 Jahren. In Zeiten, in denen wohl die wenigsten den Tag für einen Kirchgang nutzen, dafür aber gerne zum entspannten Online-Shopping, werden immer häufiger Forderungen laut, die Sonntagsruhe zu lockern. Nun macht sich auch der Chef der Elektrohandelskette MediaMarktSaturn dafür stark.
In der Bevölkerung scheiden sich darüber die Geister, ob Geschäfte sonntags geöffnet haben sollten oder nicht. In Umfragen gibt es hier meist nur knappe Mehrheiten für die eine oder die andere Position. Wenn es nach Karsten Wildberger, dem Vorstandsvorsitzenden der Media-Saturn-Holding geht, dann sollten Einzelhändler am besten selbst darüber entscheiden können. Gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte er: „Ich würde mir in dieser Hinsicht mehr Freiheiten wünschen. Aber wir sollten das einfach mal ausprobieren und den Vorschlag nicht direkt wieder zerreden.“ Wildberger würde sich wünschen, dass Geschäfte selbst schauen könnten, wie ihre Kundschaft die Sonntags-Öffnungszeiten annimmt. Doch wie realistisch ist es, dass Unternehmen diese Freiheit gewährt wird?
Warum gibt es überhaupt eine Sonntagsruhe?
Den arbeitsfreien Sonntag gibt es in Deutschland bereits seit rund 1.700 Jahren. Heutzutage ist er in Artikel 140 im Grundgesetz verankert. „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt“ heißt es dort. Genauere Regelungen zu Sonntagsöffnungszeiten sind im Ladenschlussgesetz festgelegt und variieren je nach Bundesland. In Berlin etwa kann das Land laut Ladenschlussgesetz maximal acht verkaufsoffene Sonntage mit Öffnungszeiten von 13 bis 20 Uhr beschließen. Händlern bleibt es dann selbst überlassen, ob sie diese nutzen wollen.
Da ein grundsätzlicher verkaufsoffener Sonntag jedoch nicht nur eine Änderung im Ladenschlussgesetz, sondern auch eine Änderung im Grundgesetz bedeuten würde, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich hier alsbald etwas tut, zumal es im Bundestag aktuell keine Debatte gibt. Die seelische Erhebung als Grund für die Sonntagsruhe mag heute nicht mehr ganz zeitgemäß sein, die Arbeitsruhe jedoch sehr wohl. Gewerkschaften machen sich deshalb weiterhin für einen Erhalt des arbeitsfreien Tages stark.