Deutschland versteht sich als eine gleichberechtige Gesellschaft, in der Männer wie Frauen die gleichen Chancen haben, und in der Männer wie Frauen gleich vertreten sind. Was in der Theorie so schön klingt, sieht in der Praxis anders aus. Das macht der geniale Twitteraccount @UndWieVieleFrauen mehr als deutlich.
Durchgezählt: Die traurige Realität der fehlenden Frauen
Bereits seit 2017 hat es sich der Twitter-Account @UndWieVieleFrauen zur Aufgabe gemacht, die Geschlechterverteilung in der Gesellschaft abzubilden. Und mit abbilden meinen wir nachzählen. Denn genau das machen die Betreiber des Accounts: Sie retweeten Posts und offizielle Fotos zu Podiumsdiskussionen, Politik-Veranstaltungen oder Konferenzen. Und dann ist das Prinzip einfach wie genial: Wie viele Frauen sind auf dem Bild zu sehen, wie viele Männer?
Neben seltenen Ausnahmen zeigen die Bilder vor allem eines: Männer. Selbst bei Gruppenbildern von Veranstaltungen zu Politik und Wirtschaft, was ja beides gleichermaßen Männer wie Frauen betrifft, übertrifft die Zahl der gezählten Männer die der Frauen meistens haushoch – sofern überhaupt auch weibliche Personen zu sehen sind. Auch wenn es sich bei den einzelnen Bildern stets um Momentaufnahmen handelt, zeigen sie doch, dass Frauen gerade in den Positionen, in denen gesellschaftlich relevante Entscheidungen getroffen werden, vollends fehlen oder zumindest stark unterrepräsentiert sind.
Klare Männer-Dominanz in Politik & Wirtschaft?
Auch ein Blick auf die Besetzung des deutschen Bundestages bestätigt das. Zwar ist im Laufe der Geschichte der Anteil der Frauen kontinuierlich gestiegen, der aktuelle Frauenanteil im Bundestag liegt aber noch immer bei nur 30 Prozent. Von einer absoluten Gleichberechtigung ist also selbst das gesetzgebende Organ der Bundesrepublik Deutschland noch weit entfernt.
Und auch auf Wirtschaftsebene bestätigen sich die Beobachtungen von @UndWieVieleFrauen. Eine Statistik brachte erst kürzlich die traurige Gewissheit, dass unter den Vorstandsvorsitzenden der DAX 30-Unternehmen keine einzige Frau zu finden ist. Erweitert man den Kreis auf 160 Unternehmen, steigt der Frauenanteil, auf sage und schreibe 3 Prozent.
UndWieVieleFrauen: Sensibilisierung statt Stigmatisierung
Über die geteilten Posts auf dem Twitter-Account @UndWieVieleFrauen kann man teilweise schmunzeln oder auch weinen, je nachdem. Und trotzdem handelt es sich hierbei um ein absolut leisen Account, der nüchtern die Männer und die Frauen auf den jeweiligen Bildern zählt, ohne das Ergebnis weiter zu kommentieren. Und das muss er auch gar nicht: Die Bilder sprechen für sich.
Wir finden das Prinzip von @UndWieVieleFrauen einfach genial, und hoffen, dass wir noch sehr viel mehr Bilder gezeigt bekommen – selbstverständlich mit stetig steigendem Frauenanteil.
Genug qualifizierte und ambitionierte Frauen gibt es in jedem Fall, das beweist auch unsere Themen-Reihe:
Bildquelle: Getty Images/Nadzeya_Dzivakova