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1 Monat radeln

Mit dem Fahrrad zur Arbeit: Mein ehrliches Fazit

Zur Arbeit radeln

Während ich in meinem Studium in Greifswald jeden Tag in die Pedale getreten bin, habe ich seit meiner Rückkehr nach Berlin nur noch selten meinen Drahtesel aus dem Keller geholt. Seit einem Monat ist aber alles anders und ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit. Warum ich mich dazu entschieden habe und welche Erkenntnisse ich gewonnen habe, verrate ich dir hier.

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Warum bin ich bisher nicht zur Arbeit geradelt?

Ich wohne in Berlin. Für alle, die in Berlin wohnen, reicht das wahrscheinlich schon als Erklärung. Leider ist Deutschlands Hauptstadt nämlich nicht unbedingt eine Fahrradstadt. Man sieht zwar einige Drahtesel, doch es gibt nur wenige Radwege und viele davon teilt man sich mit Autofahrern auf der Straße. Dieser Gedanke hat bei mir früher pure Panik ausgelöst. Schließlich liest man oft genug von schweren Fahrradunfällen mit Todesfolge.

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Sonst gibt es eigentlich keine weiteren Ausreden, die ich geltend machen könnte. Schließlich brauche ich mit der Straßenbahn exakt so lange wie mit dem Fahrrad zur Arbeit, nämlich je nach Verkehrslage zwischen 20 und 30 Minuten. Außerdem ist es umweltfreundlicher, günstiger und gut für meine Gesundheit, denn Fahrradfahren ist gelenkschonend, stärkt das Herz-Kreislauf-System und regt den Stoffwechsel an. Bei so viel Pro-Argumenten hatte ich quasi keine Wahl: Ab sofort geht es mit dem Fahrrad zur Arbeit!

Welche Erkenntnisse habe ich im ersten Monat gewonnen?

Den kompletten Mai radele ich schon fleißig zur Arbeit hin und wieder zurück. Einzige Ausnahme: Wochenenden und Feiertage (von denen es im Mai zugegebenermaßen einige gab). Dabei habe ich mich die meisten Tage sehr gut gefühlt, habe aber auch ein paar Nachteile festgestellt, die ich nicht leugnen kann.

Diese Vorteile haben mich überzeugt:

# Ich fühle mich wacher

Morgens im Büro brauche ich oft erst einmal ein Weilchen, um in die Gänge zu kommen. Ich vertrödele die erste Stunde ziemlich. Seitdem ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, fühle ich mich deutlich wacher und kann meine Gedanken von Beginn an besser ordnen. Ich komme gar nicht erst in Versuchung, morgens in der Tram noch kurz die Augen zuzumachen und starte stattdessen viel konzentrierter in den Tag.

# Ich bin (etwas) fitter geworden

Du wusstest es vielleicht noch nicht, aber das Wort „Sportmuffel“ wurde für mich erfunden. Ich habe die Sportstunden in der Schule gehasst und kann meinen inneren Schweinehund in der Regel meist nicht überwinden. Mit dem Fahrrad verbinde ich das Nützliche mit dem Unangenehmen. Alltägliche sportliche Herausforderungen wie Treppensteigen fallen mir seitdem tatsächlich etwas leichter.

Meine Kollegin Ricarda hegt übrigens eine Art Hass-Liebe fürs Fitnessstudio. In unserer Bildergalerie erfährst du ihre äußerst amüsanten Gedanken, wenn sie eines betritt:

19 fiese Gedanken, die ich immer im Fitness-Studio habe

19 fiese Gedanken, die ich immer im Fitness-Studio habe
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# Ich bin stolz(er) auf mich

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Seit ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, fühle ich mich nicht nur körperlich, sondern auch mental besser. Ich kann durch das Radeln Stress abbauen und fühle mich so, als hätte ich etwas geschafft: nämlich den Schweinehund besiegt.

# Ich spare Geld

Tatsächlich habe ich meinem alten Klapprad, das jahrelang nur im Keller stand, nicht mehr über den Weg getraut und mir extra ein neues City-Fahrrad besorgt. Das hat mich zunächst 300 Euro gekostet. Im Vergleich zu meinem Bahnticket, das mich im Jahr mehr als 800 Euro kostet, ist das allerdings nichts.

Mein Tipp: Ich habe das Fahrrad außerhalb der Saison gekauft und nur die Hälfte des ursprünglichen Preises bezahlt. Schau dich ruhig im Winter nach einem neuen Drahtesel um. Es kann sich wirklich lohnen!

Fahrradfahren

# Ich habe meine Ruhe

Zugegeben: Ich bin nie allein auf der Straße. Trotzdem nervt es mich extrem, wenn ich mich in eine überfüllte Bahn quetschen muss. Diese Sorge ist für mich mittlerweile zum Glück passé.

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Diese Nachteile machten mir das Radeln schwer:

# Ich bin dem Wetter schonungslos ausgeliefert

Solange die Sonne scheint und eine leichte Brise weht, ist Fahrradfahren etwas Wunderbares. Als ich kürzlich auf dem Nachhauseweg in einen Windsturm mit Hagel geraten bin, verfluchte ich mich innerlich dafür, dass ich meine Jahreskarte für die Bahn gekündigt habe. Ich fühlte mich, wie im Video zum „Earth Song“* von Michael Jackson und hatte einen Tag später prompt eine fiese Blasenentzündung, weil ich komplett nass geworden bin und der Wind bis an meine Nieren zog. Durch den Wind bekomme ich auch alle zwei Tage während der Fahrt eine Fruchtfliege ins Auge. Das macht wirklich keinen Spaß.

Mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren

# Ich hasse Muskelkater

Ja, ich habe Muskeln. Ich hätte fast selbst nicht daran geglaubt, aber wenn man sie bewegt, tun sie tatsächlich weh. Ich habe es jetzt schon so einige Male schmerzlich festgestellt. Oft sitzt der Schmerz an den Oberschenkeln. Mein Trost: Wenn man jeden Tag fährt, wird es irgendwann besser – und dann hab ich vielleicht sogar ein strafferes Bindegewebe an den Beinen. Bis dahin heißt es: Zähne zusammenbeißen.

# Ich bin kein Fan von anderen Radfahrern

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Auch wenn ich jetzt eine von ihnen bin, kann ich viele Radfahrer nicht verstehen. Wie kann man das eigene Leben so in Gefahr bringen und zum Beispiel bei einer roten Ampel über die Straße fahren? Deshalb versuche ich immer ausreichend Abstand zu halten, und den Möchtegern-„Tour de France“-Rennradfahrern einfach den Vortritt zu lassen.

Zur Arbeit radeln

Diese 7 Tipps helfen mir

Radeln
  1. Ich fahre immer mit Helm. Mein Fahrradhelm ist nicht gerade stylisch und bringt auch meine Frisur gehörig durcheinander. Dafür schützt er mich aber und gibt mir das gute Gefühl, im Falle eines Sturzes besser abgesichert zu sein.
  2. Ich fahre mein Tempo. Gerade in den ersten Tagen habe ich versucht mit einzelnen Fahrern mitzuhalten, weil ich dachte, dass ich zu langsam fahren würde. Mittlerweile lasse ich mich nicht mehr hetzen und fahre wesentlich entspannter.
  3. Ich habe den Arbeitsweg vorab in Ruhe abgefahren. Und zwar gemütlich an einem Sonntagmorgen. Warum? Weil ich ohne viel Verkehr und Zeitdruck etwas Fahrsicherheit aufbauen wollte – und ich kann es dir nur empfehlen, denn das hat mir viele Ängste genommen.
  4. Ich habe mein Fahrrad codieren lassen. Die Polizei hat mein Fahrrad mit einer Nummer versehen. Falls es gestohlen wird, habe ich so bessere Chancen es wieder zurück zu bekommen.
  5. Ich habe in ein gutes Fahrradschloss* investiert. Apropos Diebstahl: Ich habe ebenfalls ein teureres Schloss gekauft. Ein Fahrradschloss sollte übrigens ungefähr 10 Prozent des Fahrradwertes kosten. Die Polizei empfiehlt sogar, noch ein zweites Schloss anzuschließen.
  6. Ich habe mir eine weiße dünne Windjacke* zugelegt. Meine extrem leichte Windjacke hält den Wind ab, lässt mich aber dank eingebauter Luftlöcher nicht schwitzen. Ein weiterer Vorteil: Durch ihre helle Farbe werde ich leichter gesehen.
  7. Ich habe immer Deo dabei. Trotz leichter Jacke und wirklich sehr moderatem Tempo lässt sich das Schwitzen nicht ganz vermeiden. Falls das Deo doch mal versagt, habe ich immer ein weiteres einstecken, um die Ration noch einmal aufzufrischen.

Bekämpfe den Schweinehund!

Trotz aller Nachteile bin ich froh, dass ich mich für das Fahrradfahren entschieden habe. Es ist auf dem Rad einfach viel angenehmer als in der stickigen Bahn und am Ende des Tages bin ich immer etwas stolz auf mich, weil ich mich mehr bewegt habe als sonst.

Natürlich habe ich auch einen viel kürzeren Arbeitsweg als andere. Vier Kilometer pro Strecke sind mit dem Rad für untrainierte Menschen, wie mich, gut zu bewältigen. Bei 20 Kilometern allein für den Hinweg würde ich wahrscheinlich eher überlegen. Aber auch bei einem sehr langen Weg kannst du dir überlegen, ob du dich nicht wenigstens für einen Teil der Strecke auf den Sattel schwingst oder dir vielleicht ein E-Bike* zulegst, das dich beim Treten unterstützt.

Christina Tobias

Bildquelle: iStock/LightFieldStudios, Giphy.com

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